Fondsideen für Stiftungen auszugraben hat durchaus etwas mit Graben zu tun, also mit handfester Analyse. Handfest, das ist wohl eines der Attribute, die Real Assets – also physischen Investmentgegenständen wie etwa Immobilien, Energie- und Verkehrsinfrastruktur, Rohstoffen – direkt zugeschrieben werden können. Handfest auch deshalb, weil Stiftungen mit wenigen Blicken greifen können, warum Real Assets aus ihrer Sicht spannend sind. Wir haben nun einen Fonds ausgegraben, in dem sich Vieles davon bündelt: den FAROS Listed Real Assets. Eine Erstbeschau.
Immobilien, Infrastruktur, nachhaltige Energieerzeugung und nachwachsende Rohstoffe erfüllen die Investitionsbedürfnisse vieler Stiftungen: Repetitive Erträge, Inflationsschutz und Sicherheit lautet die Dreifaltigkeit der Vorteile. Mit dem Faros Listed Real Assets (ausschüttende Tranche DE000A2P23R0) eröffnet der Frankfurter Investment Consultant FAROS Consulting Stiftungen jetzt die Möglichkeit, die genannten Assetklassen mit einem einzigen Fonds zu adressieren. Die im Selektionsprozess implementierte ESG-Komponente macht den Fonds noch interessanter.
Erfahrener Manager für Family Offices und Institutionelle Investoren wie Pensionskassen
Die Faros Fiduciary Management AG (Frankfurt) zählt zu den großen Vermögensberatern für institutionelle Anleger und Family Offices in Deutschland. Der Fonds wurde zusammen mit einem Ankerinvestor aus dem kirchlichen Bereich aufgelegt. Gemeinsam wurde entschieden, den Fonds allen Anlegern zugänglich zu machen, wenngleich die Kernzielgruppe langfristig denkende Gruppen wie Pensionsfonds oder eben Stiftungen sind. „Derzeit ist dies unser einziges Retail-Produkt“ sagt Portfoliomanager Thorsten Wellein, der den Fonds zusammen mit Martin Dürr lenkt. Für Stiftungen ergibt sich so die Möglichkeit, Expertise, Netzwerk und Erfahrung eines auf langfristige Anlagen spezialisierten Anbieters günstig zu nutzen, denn die TER der ausschüttenden Tranche liegt bei 0,82% – und gleichzeitig auf eine relativ homogene Anlegergemeinschaft zu treffen. Denn Faros ist fest im institutionellen Geschäft verankert.
Sondervermögen als reiner Aktienfonds aufgelegt
Der Faros Listed Real Assets ist als reiner Aktienfonds aufgelegt. Die Titel werden nach klassischer Top-Down-Analyse innerhalb eines strategischen Rahmens selektiert. Dieser Rahmen sieht thematisch eine Zielallokation von 45% Infrastruktur, 30% Immobilien, 20 % erneuerbare Energien und 5% nachwachsende Rohstoffe vor. Die Verteilung über die Regionen erfolgt gleichgewichtet zu je einem Drittel in Europa, den USA und Asien/Pazifik. Innerhalb dieses Rasters sind taktische Abweichungen von bis zu 5% möglich.
Auf der Suche nach den „Asset Owners“
Die Selektion erfolgt durch Filterung des Universums mit Fokus auf nachhaltige „Asset-Owner“-Portfolios. „Am liebsten ist es uns, wenn die Bilanz hauptsächlich aus den Sachanlagen besteht“ formuliert es Wellein. Im Auswahlprozess sei man cash-flow-orientiert und prüfe die Stabilität der Zuflüsse, ergänzt Dürr. Zielunternehmen dürften nicht zu hoch verschuldet sein, „am liebsten sind uns fondsähnliche Unternehmen mit diversifizierten Portfolios.“ Das bedeutet, dass der Fonds ausschließlich in sogenannte Brownfields investiert, also fertiggestellte Infrastrukturanlagen, Immobilien oder Plantagen, die bereits im Betrieb sind. Deshalb finden sich auch keine Immobilienentwickler im Portfolio. Das globale Investment-Universum beziffern die Fondsmanager auf etwa 900 Titel, aus denen ein Portfolio von 70 bis 80 Titeln gebildet wird. „Da die allermeisten Titel bis auf wenige Ausnahmen auch in sich über zahlreiche unterschiedliche Subthemen gestreut sind ergibt sich eine breite Diversifikation unseres Portfolios“ betonen die Manager.
Real Asset vs. Fixed Income vs. Blind Pool
Der Ansatz, die Breite des Marktes über börsennotierte Unternehmen und nicht über einen geschlossenen Fonds zu erschließen und zudem gleichzeitig eine Alternative zu Anleihen zu schaffen führt zum Umstand, dass Stiftungen eine Investition ihrem oftmals begrenzten Aktienanteil zurechnen müssen – obwohl es sich dem Wesen nach eigentlich um Real Assets handelt. Es bestehen aber gegenüber geschlossenen Fonds zwei wesentliche Vorteile: Weder muss eine Stiftung einen Blind Pool kaufen, also ein Portfolio, das sich erst im Aufbau befindet, noch besteht die Hemmnis der Illiquidität. Und, betont Dürr, die Konstruktion über ein Aktienportfolio erlaubt gewinnbringende Agilität: „Wir erlangen durch unsere Arbeit in der Branche Informationen über die Pipelines geschlossener Fonds und können in unserer Konstruktion wesentlich schneller agieren.“ Die Rückschlüsse aus der Beobachtung geschlossener Angebote fließe direkt in die eigene Sektor- und Regio-Allokation ein.
ESG-Check fest im Investitionsprozess verankert
Faros arbeitet im Bereich der ESG-Kriterien mit MSCI zusammen. Die Bank für Kirche und Caritas BKC berät Faros bezüglich der Operationalisierung der Kriterien auf Basis der MSCI-Daten. Ganz grundsätzlich werden die nach ESG-Scoring schlechtesten 20% der Kandidaten ausgeschlossen. Im Zentrum der Prüfung stehen die Umweltsachverhalte: Förderung und Verstromung fossiler Energieträger sind ausgeschlossen, ebenso Atomkraft, wobei allerdings Ausnahmeregelungen bis zu 5% des Umsatzes der Zielaktie gelten. Dass es sich beim Ankerinvestor um eine kirchliche Einrichtung handelt lässt sich einigen Governance-Regelungen entnehmen, die Kontrazeptiva und Abtreibungen sowie Stammzellenforschung und Gentechnik ausschließen. Das hat im Immobilien- und Infrastrukturbereich nicht wirklich Relevanz, wurde aber dennoch in die Regularien aufgenommen.
Equity-Tail-Risk Hedge versichert das Portfolio gegen Marktverwerfungen
Mit einer regelbasierten Risikovorsorge kommt der Fonds dem besonderen Sicherheits- und Werterhaltungsbedürfnis von Stiftungen entgegen. Ein Teil des laufenden Ertrags (10 Basispunkte pro Monat) wird dabei wenn man so will in eine „Versicherung“ gegen extreme Rückgänge auf dem Aktienmarkt investiert. Immobilien- und Infrastrukturaktien korrelieren anders als Immobilien selber mit dem Kapitalmarkt – wenn auch gedämpft. „Zur Absicherung werden nach einem regelbasierten System Put-Optionen auf Aktienindizes gekauft und bis zur Fälligkeit gehalten“ erläutern die Fondsmanager. Die Restlaufzeit bei Kauf beträgt 3 Monate mit Strike 10% unter dem aktuellen Wert. Diese Optionen sind weit aus dem Geld und damit relativ preiswert, so dass ein hohes Maß an Absicherung erreicht wird, falls der Markt in der Breite in die Knie geht. Entsprechend der globalen Aufstellung des Fonds kommen nur große indizes in Frage: S&P 500, FTSE 100, EuroStoxx 50, Hang-Seng-Index. Zum Ende des 3. Quartals war ein Drittel des portfolios abgesichert.
Wechselkursrisiken werden ebenfalls gehedgt
Wechselkursrisiken werden systematisch durch FX-Futures abgesichert, wobei Futures der CME (Chicago Mercantile Exchange) genutzt werden. Konkret werden vier Kurse abgesichert: AUD/EUR / GBP/EUR / CAD/EUR und USD/EUR. Die an den US-Dollar gekoppelte Währungen werden durch US-Dollar gesichert (z.B. SGD, HKD). Währungen mit geringer Gewichtung, zum Beispiel in Neuseeland NZD. werden durch verwandte Währungen gesichert, in diesem Fall durch AUD. Währungen mit geringer Gewichtung und ohne geeigneten Futures-Kontrakt werden nicht gesichert. Angestrebt wird die Währungsabsicherung von ca. 70% des Gesamtexposures. „Der Rest bleibt zur Ausnutzung des so genannten „Natural Hedge“ ungesichert“.
Ausschüttungsziel liegt bei mindestens 3,5% im Jahr
Seit Auflage des Fonds im Mai 2020 wurde eine Performance von 23% bis zum 9. Oktober 2021 erreicht. Das seien überwiegend Kursgewinne gewesen, sagt Wellein. Grundsätzlich setzt der Fonds natürlich auf die Ausschüttungen/Dividenden der Portfolio-Unternehmen, woraus eine Mindestausschüttung von 3,5% p.a. erwirtschaftet werden soll. Deshalb achtet das Management bereits bei der Auswahl darauf, dass die Zielunternehmen mindestens 50% ihrer Gewinne ausschütten.
Zusammengefasst
Der Fonds ist gewissermaßen Gestalt gewordene langfristige Anlagephilosophie. Ohne Weiteres könnte auch die 4 vor dem Komma bei der Ausschüttung stehen, denn die Absicherung kostet 1,2% pro Jahr, aber diese Maximierung ist gerade nicht das Thema von Faros – sondern verlässliche Ausschüttung bei minimierter Volatilität. Besonders interessant werden Stiftungen finden, dass die Ausschüttungen durch die Dividenden der Portfoliounternehmen, die sich aus miet-, maut- oder auch Stromerzeugungseinnahmen speisen, ungeachtet deren Kursverläufen als weitgehend gesichert gelten dürfen. Nicht nur deshalb ist der Faros Listed Real Assets als besonders stiftungsgeeignet zu bezeichnen.