Ein ziemlich guter Stiftungsfonds gegen einen ziemlich guten stiftungsgeeigneten Income-Fonds zu vergleichen, das ist wie einen Geländewagen gegen einen Stadtwagen antreten zu lassen. In diesem Duell kann es keinen Verlierer geben, weil jedes Fahrzeug in „seinem“ Beritt ein Bringer ist. Als Fahrer fahre ich beide gerne, aber eben dort, wo er seine Stärken hat. So oder so ähnlich verhält es sich beim Vergleich von Aegon Global Diversified Income und Merck Finck Stiftungsfonds. Das was beide Fonds leisten, ist für Stiftungen allgemein sicher ausreichend, aber auch die eine spezielle Aufgabenstellung im Stiftungsvermögen liefern beide. Es kommt halt auf die Aufgabe an.
In manchen Stiftungsvermögen besteht die Aufgabe, dem Thema ordentlicher Ertrag jetzt mehr Gewicht einzuräumen, diese klar definierte Aufgabe ist von so manchem Stiftungsfonds kaum mehr richtig zu erfüllen. Andere Stiftungsvermögen wiederum brauchen eine gemäß ihrer Anlagerichtlinie aufgesetzte, langjährig erfolgreiche 70zu30-Strategie im Fondsmantel, wo dann wiederum gute Stiftungsfonds ins Spiel kommen. Der Aegon Global Diversified Income ist einer dieser Fonds, der dem Income-Gebirge auf die Sprünge helfen kann, der Merck Finck Stiftungsfonds ist einer dieser Klassiker, in den meisten Stiftungsvermögen die Aufgabe als Fels in der Brandung auszufüllen. Nur kann das Fondsportfolio einer Stiftung eben nicht nur aus Felsen bestehen.
KAPITEL 1: DAS ANLAGEKONZEPT
Beim Merck Finck Stiftungsfonds (ISIN: DE0008483983) handelt es sich um einen klassischen Mischfonds, dessen Basis Rentenanlagen sind und bei dem Aktien mit bis zu 30% beigemischt werden können. Die Anlageentscheidungen basieren dabei auf den Einschätzungen der Lage an den Kapitalmärkten und den Entwicklungen in der Volkswirtschaft. Dazu müssen Stiftungen zum Fonds wissen, dass es sich um den am längsten am Markt erhältlichen Stiftungsfonds in Deutschland handelt, er entsprechend über einen extrem langen und damit belastbaren Leistungsnachweis verfügt. Ausgeschüttet wird einmal im Jahr, zuletzt knapp 1 EUR pro Jahr, was einer Ausschüttungsrendite von um die 2% p.a. entspricht.
Mit dem Aegon Global Diversified Income (ISIN: IE00BYYPFH06) greifen Stiftungen im Handwerksregal ein Fach höher, muss man einfach so sagen. Der Mischfonds diversifiziert über weitaus mehr Anlageklassen hinweg, kennt eine 70 zu 30-Aufteilung nicht und bettet auch ESG-Aspekte deutlich tiefer in die Anlageselektion ein. Das Konzept ist so aufgesetzt, Anlegern jährlich 5% ordentlichen Ertrag zu liefern, plus einen kleinen Schnaps oben drauf aus Kursentwicklungen. Ausgeschüttet wird auf monatlicher Basis, besonders am Konzept ist, dass die Auskehrungen sich aus ganz verschiedenen 10 Quellen zusammensetzen und damit als auch in schwierigen Marktphasen resilient angesehen werden können – was Stiftungen planungsseitig natürlich unterstützt.
Kapitelwertung Anlagekonzept:
Beide Anlagekonzepte stehen für klare, wahrnehmbare USPs, die Leistungsmerkmale machen einen Abgleich mit den stiftungsspezifischen Anforderungen machbar. Handwerklich wirkt der Aegon Global Diversified Income etwas mehr auf der Höhe der Zeit, weshalb dieses Kapitel an diesen Fonds geht. Zwischenstand: 2,0 (Aegon Global Diversified Income):1,5 (Merck Finck Stiftungsfonds)
LESETIPP: Alles rund um die Anlage des Stiftungsvermögens in Fonds sowie die 25 von uns auf ihre Stiftungseignung hin untersuchten Fonds des Clubs der 25 finden Sie auf www.fondsfibel.de.
KAPITEL 2: DIE ALLOKATION
Ein Blick in das jeweilige Portfolio zeigt dann, dass sich die konzeptionellen Unterschiede auch in die Allokation übersetzen. Der Merck Finck Stiftungsfonds investiert zu grob 30% in einzelne Anleihen, zu 30% in Anteile auf Rentenfonds, zu 30% in Aktien, der Rest ist auf Cash und Rohstoffe aufgeteilt. Die Aktienallokation ist granular anzusehen, die größten 5 Positionen sind Microsoft, Amazon, Walt Disney, Paypal und JPMorgan. Bei den Renten dominieren AAA-Anleihen, der durchschnittliche Kupon insgesamt liegt bei 0,33%, auskömmlich ist anders. Was uns n‘ bisschen umtreibt ist die US-Lastigkeit und die doch recht hohe ETF-Quote auf der Rentenseite. Währungsseitig ist der Euro mit gut 75% sehr stark repräsentiert.
Die Vermögensstruktur beim Aegon Global Diversified Income fußt auf 30% Anleihen und 30% Aktien, hinzu kommen Immobilienaktien sowie weitere Assetklassen. Der Fonds kann an Multi Asset-Fonds par excellence gesehen werden, der zudem Akzente etwas abseits des Mainstreams setzt – etwa in den Emerging Markets oder bei REITs. Heraus kommt ein Portfolio, dass sicherlich nicht komplett gegen Börsenstürme wie im März 2020 gefeit ist, das aber in der Lage ist, solche Rücksetzer rausch auszumerzen. Die Breite der Allokation findet auch Ausdruck in den Top-Positionen, wo man die Amazons, Apples und Alphabets dieser Welt eben nicht findet. Das empfinden wir aus Sicht einer echten globalen Streuung als angenehm, denn was nützt es, wenn ich zwar global gestreut bin, dabei aber die exakt gleichen Titel wie viele andere Stiftungsfonds einsetze.
Kapitelwertung Allokation:
Beide Fonds sind entlang ihres Anlagekonzepts sehr geradlinig aufgestellt. Der globalere Fokus des Aegon-Fonds* sowie die Akzentuierung um Positionen in den Emerging Markets lässt das Pendel in diesem Kapitel leicht zu Gunsten des Aegon Global Diversified Income* ausschlagen. Zwischenstand: 3,5:2,5
KAPITEL 3: DIE LEISTUNGSPARAMETER
Beiden Fonds ist gemeinsam, dass sie performanceseitig ein überzeugendes Bild abliefern. Der Corona-Crash im März 2020 konnte rasch bewältigt werden, der Merck Finck Stiftungsfonds litt dabei aber etwas weniger stark als der Aegon Global Diversified Income. Beide Fonds konnten zudem das Hoch von vor dem Crash bereits wieder überwinden, wobei der Aegon-Fonds etwas mehr Aufwärtsmomentum zeigte. Ausschüttungsseitig sind Höhe und Resilienz ein Thema aus Stiftungssicht. Beim Aegon Global Diversified Income wird mehr ausgeschüttet, und das auch noch monatlich, und das dazu verlässlich, so dass ein hoher Resilienzgrad attestiert werden kann. Liquiditätsplanung kann eine Stiftung damit recht granular anstellen. Der Merck Finck Stiftungsfonds schüttet einmal jährlich aus, mit zuletzt leicht abwärts gerichteter Tendenz, aber eben auch immer noch erklecklich.
Kapitelwertung Leistungsparameter:
Höhere und quartalsweise Ausschüttungen beim Aegon Global Diversified, relativ hohe Resilienzgrade bei den Ausschüttungen, das Thema Ausschüttungen „können“ beide Fonds richtig gut. Die reinen Zahlen geben den Ausschlag. Zwischenstand: 5,5:4,0
VIDEOTIPP: Die Mediathek zum zweiten Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, der sich den Themen Stiftungsvermögen 2030, Business Judgement Rule im Stiftungsvermögen und dem Überwinden von alten Gewissheiten widmete, finden Sie auf www.vtfds.de.
KAPITEL 4: DAS INFORMATIONS-SETUP
Für das Informations-Setup schauen wir uns auf den Internetauftritten der Fondsanbieter um, aber auch auf den einzelnen Info-Unterlagen. Hier merkt man, ohne das ausführlich zu bewerten, dass Merck Finck als Privatbankhaus etwas Nachholbedarf hat. Zwar ist ein sehr übersichtliches Factsheet samt Performance- und Portfoliokennzahlen bei der KVG herunterzuladen, aber auf der Merck-Finck-Website selbst gibt es nur weiterführendes und recht allgemein gehaltenes Hintergrundmaterial. Hier wird deutlich, dass angelsächsische Häuser einfach weiter sind. Die Website zum Aegon Diversified Income enthält Portfolioinfos mit Video, aktuellem Fondsmanager-Kommentar, und ganz wichtig aus Stiftungssicht: ein Factsheet mit kompletter Ausschüttungshistorie. Muss eine Stiftung entscheiden, ob ein Ausschüttungsprofil eines Fonds das Wohl der Stiftung langjährig unterstützt hätte, hier würde sie fündig werden.
Kapitelwertung Informations-Setup:
Das Kapitel geht relativ klar an den Aegon Global Diversified Income, die Informationspolitik ist einfach mehr auf der Höhe der Zeit. Zwischenstand: 7,5:5,0
KAPITEL 5: DIE KOSTEN
Hier sind beide Fonds fair. Bei den laufenden Kosten werden für den Aegon Global Diversified Income mit 1,15% p.a. aufgerufen, was ein Hauch mehr ist als die 1,07% p.a., die als laufende Vergütung beim Merck Finck Stiftungsfonds anfallen. Das Ganze ist nicht zu viel und auch nicht zu wenig, denn allokatives Handwerk kostet einfach, und es muss auch kosten. In Relation zur gelieferten Leistung sind beiden Kostenbasen absolut nachvollziehbar. Beide Fonds verzichten auf eine performance-abhängige Vergütung, was wir positiv sehen. Interessant ist auch, dass beide Fonds zuletzt beim Fondsvolumen zulegen konnten, Anleger also in die Ansätze zunehmendes Vertrauen entwickeln.
Kapitelwertung Kosten:
Wir sehen hier ob der niedrigeren laufenden Kosten den Merck Finck Stiftungsfonds auf Augenhöhe mit dem Aegon Global Diversified Income, am Endergebnis kann dies freilich nichts mehr ändern. Endstand: 9:0:6,75
ZUSAMMENGEFASST
Beiden Fonds ist gemein, dass sie für ganz stiftungsspezifische Aufgabenstellungen eine sehr passgenaue Lösung liefern. Beim Merck Finck ist es das 70zu30, das ich als Stiftung praktisch in Reinform bekomme, beim Aegon Global Diversified Income sind es Asset Allocation auf der Höhe der Zeit in Kombination mit einer stabil hohen Ausschüttung (=ordentlicher Ertrag), die für das Konzept sprechen. Dass der Test eine Unwucht in Richtung des Aegon Global Diversified Income entwickelt, ist einfach dem insgesamt ausgefeilteren Ansatz geschuldet, aber in dem Fall ist es andererseits auch Bewerten auf hohem Niveau. Beide Fonds, also sowohl Geländewagen als auch Stadtwagen, liefern, machen Freude, der eine (Aegon Global Diversified Income) bringt halt mit Blick auf Stiftungsvermögen 2030 das mit, was vielleicht mehr Antworten auf die offenen Flanken im Stiftungsvermögen liefert, beziehungsweise auf die Unwägbarkeiten im holprigen Gelände.