Wir haben an dieser Stelle vor geraumer Zeit den Begriff KATJA-Fonds eingeführt. Die fünf Buchstaben sind fünf Income Fonds entlehnt, die wir in unserer FondsFibel für Stiftungen & NPOs auf ihre Stiftungseignung hin analysiert haben. KATJA stand für den Kames Global Diversified Income Fund (heute Aegon Global Diversified Income), AXA Global Income Generation, TBF Global Income, JPMorgan Global Income und AB European Income Portfolio. Diese fünf Fonds tragen viel Stiftungseignung in sich, obwohl sie keine klassischen Stiftungsfonds sind. Stiftungen sollten aber eine kleine Richtschnur vor einem Investment parat haben, wie sie den passenden für sich finden.
PUNKT NUMMER EINS
Machen Sie sich mit dem Income-Fonds vertraut, indem Sie das Factsheet durcharbeiten, vielleicht am besten nach folgendem Muster: 1) Zeigt der Chart Besonderheiten, insbesondere bei Draw Downs? 2) Verstehen Sie die Beschreibung zum Fonds, also das, worin der Fonds investiert? 3) Überzeugt Sie der Überblick zu den Wertentwicklungen auf Monatsbasis? 4) Passen die Top-10-Holdings und die Fondsaufteilung zu Ihrer Vermögensanlage? 5) Finden Sie eine Ausschüttungsübersicht bzw. eine Veränderung der Asset Allocation im Zeitablauf? Diese erste Prüfung dauert keine 5 Minuten, erkennen Sie aber hier bereits, dass der Fonds nicht passt, können Sie sich die Punkte 2 bis 6 direkt sparen.
PUNKT NUMMER ZWEI
Eine hohe Informationsgüte darf es schon sein. Stiftungen sollten sich als nächstes eine Präsentation zukommen lassen, aus der sie ersehen können, auf welchen Säulen der Fonds handwerklich steht. Wie wird die Allokation zusammengestellt, wer entscheidet, was passiert, wenn es an den Märkten rappelt – diese Informationen sollten aus der Präsentation hervorgehen. Eine eigene Microsite zum Fonds liefern auch immer mehr Fondsanbieter, teilweise sogar mit stiftungsspezifischen Informationen. Information heißt aus Stiftungssicht aber auch, dass ein Ansprechpartner die spezifischen Fragen von Stiftungen beantworten und im Fall der Fälle einen Kontakt zum Fondsmanagement herstellen, und Ihnen ggf. auch einen Stresstest zur Verfügung stellen kann. Das sollte ein Anbieter von Stiftungsfonds oder stiftungsgeeigneten Fonds leisten.
PUNKT NUMMER DREI
Wo Income draufsteht, muss Income rauskommen. Sie sollten als Stiftung in einem zweiten Schritt prüfen, inwiefern Income in den vergangenen Jahren „produziert“ wurde. Hier gilt es, die Ausschüttungen seit Auflage anzuschauen, ggf. Schwankungen zu hinterfragen und Ausschüttungsreserven zu eruieren. Income-Fonds sind normalerweise von vorn herein auf den ordentlichen Ertrag ausgerichtet, das heißt die Anlagepolitik liefert letztlich das, was Stiftungen zuvorderst benötigen. Income heißt aber auch, dass das Fondsdepot breit und global gestreut wird, dass die Ausschüttungen aus ganz verschiedenen Quellen stammen. Für Stiftungen sollte derlei über die Anlagerichtlinie abgedeckt sein, da in der Regel in mehr Anlageklassen investiert wird als in klassischen Stiftungsfonds. So die Präsentation das nicht liefert, sollte die Information beim Fondsanbieter erfragt werden.
LESETIPP
Ob KATJA-Fonds die besseren Stiftungsfonds sind, dazu haben wir an dieser Stelle in einem weiteren Beitrag Argumente gesammelt: https://stiftungsmarktplatz.eu/blog/sind-die-katja-fonds-die-zeitgemaesseren-stiftungsfonds/
PUNKT NUMMER VIER
In einem nächsten Schritt sollten Sie die gängigen Fondsplattformen im Internet nach dem Fonds durchsuchen. Geben Sie in das Suchmaschinenfenster den kompletten Fondsnamen ein und wählen Sie die ersten vier fünf Seiten, die Eckdaten und Informationen zu Fonds zusammentragen. In den Fondsdatenbanken finden Sie in der Regel, so diese gut gepflegt sind und von den Fondsanbietern gut „gefüttert“ werden, Stammdaten, Ausschüttungsdaten, Performancezahlen und in der Tiefe Angaben zu Einzelwerten (Top-Holdings, größte Länder- und Branchengewichtungen), Asset Allocation und Kosten. Sind die Datenbanken nicht gut gepflegt, weist das auf eine Nachlässigkeit des Anbieters hin, was Sie als Stiftung wiederum nicht in die Lage versetzt, Daten zum Fonds zusammenzufügen und auf dieser Basis sachgerecht zu entscheiden.
PUNKT NUMMER FÜNF
Ein bisschen Lektüre mit Tiefgang muss sein. Schauen Sie sich in einem weiteren Schritt den Chart des Fonds seit Auflage an, schauen Sie darauf, wie sich der Fonds geschlagen hat, wenn es an den Börsen mal geknallt hat – und wie sich der Fonds nach dem Rücksetzer „gefangen“ hat, wie schnell er die Delle wieder aufgeholt hat. Solch ein Langfristchart sagt viel über die grundsätzliche Resilienz des Fonds aus, jedoch müssen Sie beachten, dass die Ausschüttungen im Chart Knicke nach unten sind. Ferner sollten Sie sich einen der letzten Jahresberichte des jeweiligen Income-Fonds anschauen und prüfen. Versuchen Sie ein Gefühl dafür zu bekommen, in was der Fonds investiert, und auch dafür, ob es im Fonds Investments gibt, die für Sie bzw. Ihre Stiftung NO GOs sind.
PUNKT NUMMER SECHS
Suchen Sie das Gespräch zum für Stiftungen genannten Ansprechpartner für Stiftungen. Mit ihm gehen Sie die aus Ihrer Sicht offenen Punkte durch, speziell jene die erklären, wie sich die Income-Quellen künftig zusammensetzen, dürften für Sie besonders spannend sein. Lassen Sie sich auch die Kosten genauestens erörtern, und auch, wie Sie den Fonds kaufen können, mit oder ohne Ausgabeaufschlag und bei welchen klassischen Hausbanken der Fonds ggf. auf der Longlist steht. Hier tun sich die Hausbanken dann leichter, eine Order für das Depot der Stiftungen anzunehmen, ohne gleich ein hauseigenes Fondsprodukt als Alternative anzupreisen.
ZUSAMMENGEFASST
Sind KATJA-Fonds die besseren Stiftungsfonds? Nun ja, diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Mancher Income-Fonds, zu denen „unsere“ fünf KATJA-Fonds gehören, bringt aber jede Menge Stiftungseignung mit, die sich Stiftungen aber ganz individuell gemäß ihren Anlagevorgaben erarbeiten muss. Mit den sechs genannten Schritten gehen Stiftungsverantwortliche dem Konzept eines Income-Fonds aber ein wenig auf den Grund, und werden schnell entdecken, dass manches oder gar Vieles hier besser zusammenpasst als bei einem klassischen Stiftungsfonds – und dass sich Income-Fonds ziemlich gut ins Fondsportfolio einer Stiftung einbetten lassen.