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Das optimale Portfolio in einer suboptimalen Welt, so in etwa könnte die Unterüberschrift zu diesjährigen BAI Alternative Investor Conference in Frankfurt am Main unserer Ansicht nach lauten. Zu diesem optmalen Portfolio gehör zum Beispiel Wald ganz natürlich dazu. Es gibt hierüber in der Welt der institutionellen Welt keinen Zweifel, einzig die Herangehensweise an Alternatives wie eben Wald kann variieren. Was wir mitnehmen von dieser vom Bundesverband für Alternative Investments organisierten Benchmark-Veranstaltung der institutionellen Kapitalanlage sind drei Erkenntnise, die nicht neu aber eben immer noch nicht (insbesondere auch bei einer Vielzahl von Stiftungen) angekommen sind.
Frankfurt am Main zeigte sich in den Tagen der 2024er BAI Alternative InvestorConference von seiner windigen und eher ungemütlichen Seite. Aber vielleicht passte diese Seite auch zum Umfeld, in dem die Veranstaltung stattfand. Gemeint ist nicht das Messegelände rund um den Veranstaltungsort Kap Europa, sondern die Verfassung, in der sich die Welt befindet. Krisenhaft ist noch milde ausgedrückt, unter Stress trifft es vermutlich eher. Die Gäste wurden quasi hineingeweht durch den Eingang in den Willkommensbereich. Dort wurde das Namenschild abgeholt und die Jacke abgegeben. Zwei Rolltreppeneben höher bot sich Welt der Alternativen Kapitalanlagen alles auf was sie hat. Und das ist jede Menge. Alternative Anlagen, das ist eben nicht nur die Imobilie bzw. das Windrad, Alternatives, darunter tummeln Anlagen in Private Equity, Private Debt, Venture Capital oder Forst- bzw. Agrarflächen. Warum Alternatives ins Stiftungsvermögen gehören, dafür gibt es vor allem zwei Gründe – unser take away Nummer 1.
take away Nummer 1: Alpha meets Anlageuniversum
Alternative Anlagen bieten nach wie vor die Möglichkeit, auf Portfolioebene Alpha zu generieren, also einen Mehrertrag gegenüber dem Markt. Ausschlaggebend sind bei Alternatives aber je nach Alternativer Anlage ganz verschiedene Gründe. Während bei Private Equity der Manager der entscheidende Faktor ist, ist es bei Venture Capital das unternehmerische Gespür, das Mehrrenditen liefern kann. Bei Private Debt ist es die professionelle Abwicklung, die bares Geld bringen kann, bei Immobilien ist es das aktive Bewirtschaften von Immobilien, das Freude bereiten kann. Diese unterschiedlichen Alphaquellen sind auch aus Stiftungssicht spannend, eröffnen sie doch zusätzliche Renditekorridore. Für mich ist der zweite Grund aber noch wichtiger. Alternative Anlagen machen das Anlageuniversum breiter, über ein Investment in Alternatives kann eine Stiftung also dem Diversifikationsgebot noch weitaus besser nachkommen als über eine Allokation einzig in Aktien und Anleihen. Denn Strategien, die Marktineffizienzen ausnutzen, finden sich eben eher bei den Alternatives.
Handbuch-Tipp:
Wir haben in diesem Jahr die BAI Conference als Medienpartner begleitet und waren demgemäß mit unserem Handbuch „Mein Stiftungsexperte“ auf der BAI Conference 2024 präsent.
take away Nummer 2: Bei Immobilienanlagen wird völlig neu gewürfelt werden müssen
Die Geschichte der Immobilie auch als stiftungsgeeignetes Investment wird neu geschrieben werden. Hat womit zu tun? Klar, mit der Decarbonisierung und der Demografie. Immobilien stehen für stabile Erträge, und das werden sie auch weiterhin. Aber genau diese stabilen Erträge wiederum werden em ehesten noch Immobilien liefern, die ESG-seitig die Standards auf der Höhe der Zeit erfüllen. Daraus entstehen enorme Chancen, die sich auch von Stiftungen nutzen lassen. Denn revitalisierte Immobilien werden voraussichtlich höhere Erträge abwerfen, da das Angebot solch moderner und nachhaltig optimierter Flächen geringer ist. Daraud folgen höhere Miet- oder Pachtpreise, was die Renditen schieben wird. Hinzuweisen ist an der Stelle natürlich auf die Tatsache, dass Stiftungen „ihre“ Immobilienfonds „fragen“ müssen, wie es in ihrem Immobilienbestand um das ESG-Refreshing steht. Dort wo der Anteil nachhaltiger Immobilien höher ist, reduziert sich das Risiko, plötzlich ertragsseitig überrascht zu werden – und umgekehrt.
take away Nummer 3: Bei Wald-Investments kommt es auf den Manager
Immobilien und Waldinvestments wiederum sind beim Megatrend Decarbonisierung vermutlich die mächtigsten Schwerter. Wir hörten auf der BAI Alternative Investors Conference den Satz, dass wir „mehr mit Holz bauen müssen“, und sofern genau das passiert, müssen Immobilien- und auch Waldinvestment vermutlich völlig neu bewertet werden. Wald ist für Teilnehmer der Konferenz vor allem ein Rohstoff wie Gold oder Öl, jedoch mit dem Benefit, dass Forstanlagen weit geringer mit klassischen Anlagen korreliert sind. Außerdem besteht eine positive Korrelation zur Inflation, womit Wald definitiv als Inflationshedge taugt. Stiftungen, die in Forst allokieren möchten, müssen sich aber Gewahr sein, dass auch ein Waldinvestment Probleme „produzieren“ kann. Diese fangen an, wenn beispielsweise zu viel Waldbestände in Emerging Markets gehalten werden, da wird dann die Währung zum Problem.
Eine Portion Forst muss schon sein im Stiftungsvermögen
Ein weiteres Risiko (hier müssen Stiftungen einfach nachhaken beim Fondsanbieter) ist ein zu hoher Fremdkapitalanteil im Fonds. Hier ist dann also nur ein geringer Eigenkapitalanteil vorhanden, was den Fonds vulnerabel macht, sobald sich externe Faktoren wie etwa der Zins ändern. Ein drittes Risiko kann einfach daraus resultieren, dass der Waldmanager zu unerfahren ist und eben nicht das liefert, was er versprochen hatte. Jedoch existieren etwa in Nordeuropa, Nordamerika oder Ozeanien Standorte, in denen Waldinvestments auf einem stabilen Fundament fußen. Der Manager ist, und dieser Satz saß, der entscheidende Unterschied zwischen phantastischen Renditen und einem totalen Desaster. Bei alldem: Ins Stiftungsportfolio gehört eine Portion Forst, denn Stiftungen haben jene Zeit, die langfristige Investments – wie es Forst- oder Farmland nun mal sind – brauchen, um unbeeinflusst vom Markt- und Wirtschaftsumfeld ordentliche Erträge zu kreieren.
Zusammengefasst
Die BAI Alternative Investor Conference 2024 förderte sehr spannende Erkenntnisse zutage. Demnach gehören Alternatives ins Stiftungsvermögen, wobei eben Alternative Investment nicht gleich Alternative Investment ist. Daraus leitet sich die Motivation ab, dieser oder jenes Alternatives Investment zu kaufen, eines aber eint alle: Ohne einen guten Manager ist alles nichts. Stiftungen müssen Zeit und Mühe investieren, für Wald oder Private Debt den besten Manager zu finden, sie müssen Performance-Analysen sehr detailliert anstellen. Vor allem aber müssen sie das Wesen Alternativer Anlagen verstehen. Diese sind langfristige Anlagen, bei der die Kalenderjahresdenke nicht dienlich ist. Alternatives kreieren Erträge über die Zeit, diese Zeit muss ihnen also zugebilligt werden. Fakt ist aber, dass das optimale Portfolio an Alternativen Anlagen nicht vorbeikommt, im Gegenteil. Stiftungen sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Alternatives im Stiftungsvermögen einen festen Platz haben müssen – gegen den Weltstress, für stabilere ordentliche Erträge.