Wie sage ich meiner Hausbank, dass mich ihr Stiftungsfonds nervt

Eine kleine Anleitung, um einen Stiftungsfonds durch einen anderen zu ersetzen

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Stiftungsfonds
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ja, das ist jetzt nicht optimal gelaufen, das müssen Sie jetzt aussitzen. Diesen Satz hat Ihnen Ihre Hausbank bestimmt schon öfter gesagt, wenn es darum ging, die jüngsten Ergebnisse eines Stiftungsfonds zu erklären oder gar zu relativieren. Hausbank sagt was: Das wird schon wieder, sie müssen da jetzt mal den langen Atem haben. Was aber, wenn Sie mit dieser Antwort nicht mehr leben wollen, wie geben Sie Ihrer Hausbank zu verstehen, dass der Ihnen einst für Ihr Stiftungsvermögen verkaufte Stiftungsfonds Ihnen einfach nicht mehr zusagt, er für ihre Stiftungsziele nix taugt? Wir skizzieren einmal, wie Sie dort durchkommen.

Stiftungsfonds sind aus Stiftungssicht die eierlegende Wollmilchsau. Oder zumindest sollen sie das sein. Entsprechend wurden sie gerne von der Hausbank eingesetzt, im „Beratungsgespräch“, um einer Stiftung die Ausgabe Vermögensverwaltung abzunehmen. Dummerweise sprechen die Depotauszüge vieler Stiftungen eine andere Sprache als die Beratungssituationen, weshalb Stiftungen dies gerne mit ihrer Hausbank besprechen würden. Gewachsene Beziehungen und „Du, ich weiß, aber…“-Gesprächseröffnungen im Kumpel-Modus erschweren das Ganze. Aber, daran vorbei werden Stiftungsverantwortliche künftig dennoch nicht kommen, zu wenig passen die Ergebnisse mancher Stiftungsfonds zu den Zielen, die eine Stiftung für sich definiert hat.

FAKTEN STATT PROSA

Wenn nun die Anlageergebnisse eines Stiftungsfonds mehr passen, dieser so richtig nervt auf dem Depotauszug, braucht es ein Gespräch mit der Bank. Um für solch ein Gespräch gewappnet zu sein, empfiehlt es sich jene Rolle einzunehmen, die Bankberater innehaben, wenn es um einen Kredit. Dann interessieren sie sich nur für Zahlen, die konkrete Schuldtragfähigkeit, nicht für Prosa des Kreditnehmers. Genauso sollten es Stiftungsvorstände halte. Nicht für Prosa interessieren, sondern nur für Fakten, und die spielen Ihnen in der Regel in die Karten. Die Ausschüttung rückläufig, die Corona-Delle immer noch nicht ausgebügelt, die Kosten im Verhältnis dazu, also zur gezeigten Leistung, zu hoch, das geht so nicht. Die Prosa, das sind dann immer die Sätze mit dem Atem und „Wir kennen uns nun schon so lange…“, aber diese Sprache entspricht eben nicht den Fakten.


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WEIL DIE STIFTERIN BZW. DER STIFTER ES VERLANGT

Stiftungsverantwortliche müssen sich in diesen Gesprächen aber auch genau aus einem gewichtigen Grund an die Fakten halten: Die Stifterin oder der Stifter würden dies exakt so von ihnen verlangen. Fakten sind unverrückbar, zur Performance oder zur Ausschüttung gibt es keine alternativen Fakten, da liegt auf dem Tisch, was sich mit dem stiftungsindividuellen Einnahmeziel vergleichen lässt. Der Stifter verlangt diese Einnahmen, damit der Stiftungszweck verwirklicht werden kann, und um diese Einnahmen zu erzielen, muss das Stiftungsvermögen arbeiten. Darauf müssen Stiftungsverantwortliche ihrer Pflicht folgend in dem Gespräch kommen, dann schmecken die Kekse gleich ne‘ Ecke älter.

STIFTUNGSFONDS KÖNNEN NICHT-STIFTUNGSGEEIGNET SEIN


Wichtig ist auch, was denn bei dem Fonds dazu geführt hat, dass die Entwicklung so war wie sie war. In der Regel werden dann konzeptbedingte Punkte angeführt, aber genau das ist der Knackpunkt: Wenn das Konzept nicht mehr das hergibt, was ich für mich als Ziel für die Vermögensanlage meiner Stiftung definiert habe, dann ist der Stiftungsfonds vielleicht übergeordnet stiftungsgeeignet, aber ist nicht für meine Stiftung stiftungsgeeignet. Ein stiftungsgeeigneter Fonds, ganz gleich ob Stiftung draufsteht oder nicht, kann nur dann auch stiftungsgeeignet in der individuellen Betrachtung sein, wenn die ganz eigenen Ziele erreicht werden können und die eigene Liquiditätsplanung verlässlich darauf abstellen kann. Nur dann ist ein Fonds stiftungsgeeignet – aber dies ist eben eine losgelöst von der objektiven Darstellung des Fonds subjektive Betrachtung einer jeden Stiftung.

IST IM STIFTUNGSFONDS KONZEPTBEDINGT ALLES AUSGESCHÖPFT?

Haben Stiftungsverantwortliche diesen Pflock in die Erde gerammt, geht es weiter. Sie müssen ja aus dem Fonds herauskommen, und hier gilt es noch darauf abzustellen, dass Sie vermuten, dass im Fonds alles konzeptmögliche ausgeschöpft wurde, um die Ergebnisse zu erzielen, die im Sinne der Stiftungen bzw. von Stiftungen gewesen wären. Beispielsweise fährt ein Stiftungsfonds ja nicht absichtlich einen tiefen Rücksetzer im Zuge des Corona-Crashs ein, oder schüttet eben nur mehr 0,7% pro Jahr an ordentlichen Erträgen aus. Er tut dies, weil das Konzept ggf. derzeit nicht mehr hergibt, also auch das optimale Ausschöpfen aller Möglichkeit nicht mehr die Ergebnisse liefert, die ich als Stiftung brauche. Diesen Punkt müssen Stiftungsverantwortliche machen, denn es ist ihre „Ich komme aus dem Fonds raus“-Karte, wenn Sie so wollen.

ANDERE FONDS LEISTEN MEHR? WIRKLICH? WIRKLICH!

Nicht zuletzt sollten Stiftungsvorstände die Leistungsdaten mit anderen Fonds vergleichen, bzw. eine vorbereitete Liste mit zum Gespräch bringen. Dies bewirkt zweierlei. Ihr Gegenüber erkennt, dass er mit „Wir haben das auch noch was Feines, nur für Kunden wie Sie bzw. Ihre Stiftung“ schnell an Grenzen kommt. Außerdem öffnet Ihnen das die Tür in eine Vorgehensweise, die dann gänzlich auf das Diversifikationsgebot einzahlt. Nämlich nur über einen Fonds zu streuen, das reicht Stiftungen auch nicht, voll ausgekleidet ist das Diversifikationsgebot erst dann, wenn auch über verschiedene Anbieter und deren Produkte hinweg gestreut wird. Wichtig an der Stelle: Die Bank verdient dann ggf. weniger mit Ihnen, insbesondere am Abschluss dürfte deutlich weniger hängenbleiben als bisher.

MACHEN SIE IHRER BANK EIN ANGEBOT

Hier können Sie der Bank das Angebot machen – sie lösen also das Problem Ihres Gegenübers – dass Sie auf die Beraterschiene wechseln bzw. sich die Beratungsstunden in Rechnung stellen lassen. Dann jedoch ändert sich das Wesen des Gesprächs, es ist dann kein Verkaufsgespräch mehr, sondern ein Beratungsgespräch, in dem der Berater schon eigene Fonds absetzen kann und wird, in dem aber eben auch hausfremde Fonds geprüft und auf ihre Stiftungseignung hin durchgesprochen werden. Diese Lösung könnte zudem darlegen, implizit, dass Sie sich für Ihre Stiftung mit alternativen Wegen der Bewirtschaftung Ihres Stiftungsvermögens auseinandergesetzt haben – und wissen, wie man sie geht.

ZUSAMMENGEFASST

Wie sage ich meiner Bank, dass mich ihr Stiftungsfonds nervt? Es ist kein einfaches Gespräch, das aber im Verlauf immer günstiger für Sie bzw. Ihre Stiftung laufen dürfte. Der Ausgangspunkt sind immer die eigenen Ziele, im Abgleich mit den Leistungsdaten des Fonds. Dann geht es um Punkte wie den Stifterwillen, der verwirklicht werden muss, mit ordentlichen Erträgen, und das Diversifikationsgebot – und auch darum, einen Weg zu finden, wie sich die bestehende Konstellation rund um das Fondsdepot der Stiftung zu Gunsten der Stiftung entwickelt werden kann, ohne die gewachsene Hausbankbeziehung final zu beenden. Es dürfte ein Kampf Prosa gegen Fakten sein, und am Ende gewinnen die Fakten, aber das weiß Ihre Hausbank nur zu gut.