Wenn Stiftungen kooperieren…

Unsere 3 Lehren vom Münchner Stiftungstag 2023

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3 Lehren MST23
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Wenn Stiftungen kooperieren, dann braucht dies Haltung gepaart mit Professionalität. Diese zwei Worte zogen so etwas wie ein Motto durch den Münchner Stiftungstag, der am 5.7.2023 im Kolpinghaus unweit des Münchner Stacchus stattfand – bei schönstem Wetter und mit mehr als 100 Gästen. Aber neben den Worten Haltung und Professionalität war es auch das Wort Transformation, das oft genutzt wurde. Ganz offensichtlich treiben Stiftungsmenschen derzeit etliche grundsätzliche Fragen um. Unsere 3 Lehren vom Münchner Stiftungstag 2023.

Münchner Stiftungstag ist immer zwischen zwei Münchner Stiftungsfrühlingen, und immer kommt die Münchner Stiftungslandschaft zusammen, um sich gegenseitig wieder auf den neusten Stand zu bringen. Auf Einladung von SoNET und der Münchner Kultur GmbH, die u.a. auch für die lange Nacht der Musik in der bayerischen Landeshauptstadt verantwortlich zeichnet, kamen mehr als 100 Stiftungsentscheiderinnen und -entscheider, um sich gegenseitig upzudaten. Wir waren selbst ins Programm eingebunden mit der Moderation eines Panels zum Thema „Ehrenamtliche finden und binden“, das Thema Personal treibt Stiftungen um, aber eben nicht nur das. Zwischen den Zeilen hörten wir schon öfter die Frage heraus, „wieso machen wir eigentlich alle so viel alleine“. Hier hat Corona trotz aller neuer medialer Möglichkeiten Spuren hinterlassen.

Lehre Nummer 1: Kooperation braucht Zeit

Dieses „wir machen was zusammen“, das war schon so eine Frage, die beim Münchner Stiftungstag ein wenig durch den Saal wehte. Weniger weil es keine Ideen für Kooperationen gebe, sondern weil viele Kooperationen einfach nicht ganz so laufen wie das gedacht war. Karen Pehla-Gamber von der NABU International Naturschutzstiftung brachte es in ihrem Impuls auf den Punkt. Kooperationen brauchen Haltung, aber sie brauchen eben auch Zeit. Der Küstenschutz in Tansania sei keine Aufgabe, die nach einem Jahr erledigt sei. So was brauche 10 Jahre, dann sei die Aufgabe aber eben auch zu schaffen, dann wird aus einer Kooperation eine success story, wie es so schön im neudeutschen heißt.

In dieser Zeit müssten aber auch bestimmte Dinge erledigt werden, an denen Stiftungen nicht vorbeikommen, die sie in etlichen Fällen aber nicht auf dem Schirm haben. Also nicht so richtig. Das Reporting zum Beispiel. Stiftungen unterschätzen, was der Spender alles wissen möchte. Menschen möchten die Welt retten, aber sie möchten eben auch informiert werden, ob das Ganze vorankommt. Und dann gibt es da noch die juristischen Fragen, die es zu klären gilt bei Kooperationen. Hier der deutliche Rat: Nehmen Sie sich professionelle Unterstützung, das spart hinten raus Zeit, Geld und Ärger. Dem können wir uns nur anschließen (mit Verweis auch auf andere Rahmenwerke, wie etwas die Anlagerichtlinie, auch die gehört vom Profi gemacht).

Lehre Nummer 2: Kooperationspartner sollten sich dem Gemeinwohl verpflichten

Thomas Schiffelmann von Handicap International brachte eine weitere Facette von erfolgreichen Kooperationen mit auf den Münchner Stiftungstag. Für ihn braucht eine Kooperation auch eine große Idee. Natürlich, Klima ist eine große Idee, aber Klima geht uns eben auch alle an – und das Klima zahlt auf das Gemeinwohl ein. Für Thomas Schiffelmann kann das eine Klammer für Stiftungen sein, sich gezielt nur solche Unternehmen für Kooperationen herauszusuchen, die sich genau diesem gemeinwohlorientierten Wirtschaften verschrieben haben. Also nicht auf Teufel komm raus kooperieren, weil Kooperation cool ist, sondern so, dass die Kooperation in sich aber auch übergeordnet Effekte produziert. Und zwar im Positiven. Unsere Lehre daraus: Stiftungen können sich ihre Kooperationspartner heute schon nach ganz anderen Parametern aussuchen, und tun das auch bereits. Es war ein Hinweis mit Weitblick, den Thomas Schiffelmann mitbrachte.

Lehre Nummer 3: Transformation im Kleinen kann großes Bewirken

In einem Panel mit der Siemens-Stiftung, der BMW Foundation Herbert Quandt und der Munich Re Foundation wurden diese drei großen Stiftungen gefragt, wie wichtig ihnen das kleine Wirken um die Ecke sei. Die Frage kam auf, weil eben nicht nur große Stiftungen in Deutschland existieren, sondern eine Vielzahl von kleineren Stiftungen um Aufmerksamkeit, gute Projekte und auch Spendengelder wetteifern – um ihren Beitrag für die Transformation unserer Gesellschaft zu leisten. Wir hatten und haben den Eindruck, aus Gesprächen, dass sich die kleineren Stiftungen zu wenig gesehen fühlen, dass sie sich wünschten, auch mal auf einem Panel zu sitzen, um ihren Beitrag zu erklären. Denn viele Stiftungen leisten mit bescheidenen Mitteln Großes, aber es wird nicht gesehen und es spielt auch auf Stiftungstagen eine zu untergeordnete Rolle.

Dort wo also Transformation im Kleinen stattfindet, dort sollte das auch erzählt werden, es sollten darüber berichtet werden – und die großen Stiftungen müssen den „Kleinen“ dafür auch den Raum lassen. Hashtag PLATZ MACHEN. Warum verzichtet eine große Stiftungen nicht mal auf einen Platz auf einem Panel und reicht die Anfrage an eine befreundete, kleinere Stiftung weiter? Diese Gedanken schnappten wir beim Kuchen und beim abendlichen Imbiss auf, denn auch kleiner Stiftungen können Impulse geben, wie transformative Prozesse gelingen können, in einer Stadt wie München, in einem Bundesland wie Bayern, der Bundesrepublik oder Europa. Wir lernen: Transformation gelingt, aber so wie sich viele Menschen etwas ungesehen fühlen, so geht es auch einigen Stiftungen. Sie fühlen sich nicht mitgenommen, nicht wahrgenommen, nicht ernst genommen. Daran gilt es zu arbeiten.

MST23

Zusammengefasst

Der 2023er Münchner Stiftungstag, im Übrigen charmant moderiert von Sabine Kamrath von der Tribute to Bambi Stiftung, griff einige zeitaktuelle und stiftungsrelevante Themen auf, konnte auch Impulse setzen, manches davon weiterzudenken. Wir lernen, dass Kooperationen Post Corona gewichtiger werden dürften, aber die Erfolgsbeispiele zeigen eben auch, dass eine gute Kooperation viel Arbeit bedeutet. Geschenkt bekommen Stiftungen eine erfolgreiche Kooperation nicht. Zum anderen möchten die kleineren Stiftungen mit ihren Köpfen auch gesehen werden, sie möchten wahrgenommen werden, denn ihr Beitrag etwa zu transformativen Prozessen in Deutschland ist nicht minder wichtig wie jener der großen – wir nennen sie jetzt mal so – Player. So ein Münchner Stiftungstag bzw. alle anderen Stiftungstage im Regionalen sind hierfür die perfekte Plattform. Lets make it done.