Tobias, mach lauter, ich hör‘ Dich nicht

Die #stiftungenstärken Weihnachtskreuzfahrt, Etappe 2: Über das digitale Erwachsenwerden

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Weihnachtskreuzfahrt Etappe 2
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Etappe 2 unserer #stiftungenstärken Weihnachtskreuzfahrt führt uns nach dem Verlassen von fondsfibello und einem Tag auf See schnurstraks nach Le #vtfds. Dieses kleine verträumte Städtchen in der malerischen Bucht von Digitalien. Dieses Träumerische lässt mich den Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen nochmal vor meinem geistigen Auge ablaufen. Genauer gesagt, den Tag vor dem Livestream, den Tag, an dem wir am Setting im Studio bastelten, an dem ich einen Disput mit meinem Produzenten hatte. Aber es war dies ein notwendiger Disput, von dem die 800 Zuschauer zum Glück am Tag danach nichts mitbekamen.

Unsere Moderatorin Katrin Tönshoff und ich saßen also an diesem Tag vor dem 2. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen in der Kulisse und probten. Wir schauten durch den Themenplan, übten die Übergänge, und wie das bei Bühnenmenschen so ist, man spart sich noch was auf für den Moment, wenn es zählt. Und so brachte ich meine Pointen mit angezogener Handbremse, spielte mit Katrin Tönshoff einige Passagen recht routiniert durch. Unser Produzent Jörg Birkelbach schaute sich das Ganze eine Weile an, während wir auch noch an der Studio-Deko Hand anlegten und hier und da etwas Kleines an dieser oder jene Stelle drapierten. Plötzlich kam unser Produzent in die Kulisse, und baute sich vor uns auf. „Tobias, mach lauter, ich hör‘ Dich nicht.“

Ein Satz wie ein Blitz: Tobias, mach‘ lauter

Wir hörten ihn diesen Satz sagen, während wir immer noch in der Probensituation „gefangen“ waren, und er wiederholte ihn noch einmal: „Tobias, mach lauter, sei präsent, ich hör‘ Dich nicht, ich spür‘ Dich nicht.“ Ich wusste gar nicht was ich machen sollte, was ich sagen sollte, aber das war auch nicht das, was er mir mitteilen wollte. Er wollte mich kitzeln, er wusste, ich kann mehr, er wusste, wir müssen viel mehr aus den Anmoderationen herausholen, aus den kleinen Scharmützeln zwischen uns. Er rüttelte mich auf, mensch, Tobias, mach lauter, „Du kannst das doch, ich weiß, dass Du das ganz anders kannst. Dass Du Präsenz hast, schalte das jetzt an, wir müssen das jetzt sehen.“ Ich hatte so was noch nie gehört, weil ich es noch nie hören musste, denn auf einer Bühne entwickelt sich das Gespür von ganz allein, wenn das Publikum da ist, schaltet man die Präsenz an, und schon kommt die Show ins Rollen.

Eine Show funktioniert, wenn die Moderatoren brennen

Aber im Studio? Ohne Publikum? Ohne direkte Resonanz? Da strahlte gar nix, da kam nix rüber, und derlei lässt sich eben genau nicht einfach anschalten, weil da nix sein wird zum Anschalten, kein Publikum, kein nichts, nur drei Kameras, die eins, die zwei und die drei, jeweils ein rotes Licht und zwei Regisseure, die die Show leiten und uns Signale geben bzw. einzählen. Ich verstand, dass dort ein Profi mit uns arbeitete, dass er Fernsehen kann, dass Jörg Birkelbach eben genau derjenige war, der den Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, den #vtfds, vom Ende her dachte, also vom Ergebnis her. Für ihn war klar, dass angesichts dessen was er sah, die Show nicht funktionieren würde, dass Fernsehen eben eine Art von Vorbereitung braucht, die ich so auch noch nicht kannte. Für ihn funktioniert eine Show dann, wenn die Moderatoren brennen, und er entbrannte uns, wenn sie so wollen.

Ein Appell zur richtigen Zeit

Tobias, mach‘ lauter, das hatte ich dann die ganze folgende Nacht noch im Ohr, dieser Satz begleitete mich beim morgendlichen Cappuccino, und auch als die Anfangsmusik zu hören, unser #vtfds-Trommeln, auch da noch hatte ich das „Tobias, mach‘ lauter, ich hör‘ Dich nicht im Ohr.“ Es war Wahnsinn, wie sich dieser Satz auf die ganze Show auswirkte, sie runder machte, sie lebendiger machte, weil wir voll auf den Punkt da waren. Genau darum ging es Jörg Birkelbach, und ich bin ihm im Nachgang sehr dankbar, dass er genau an diesem Punkt eingeschritten war, am Tag davor, denn hätte er seinen Appell am Tag des Livestreams an mich bzw. uns gerichtet, es wäre verhallt. Er ist ein Profi, der ob seiner Erfahrung den Punkt exakt setzt, so, dass das Endergebnis dann den Flow hat, den der #vtfds2021 letztlich hatte.

Stiftungsevents im Digitalen sind aufwändig

Warum ich diese Geschichte hier erzähle? Weil ich Stiftungen für ihre Digitalevents nur den Rat geben kann, sich mit solch einem Event professionell auseinanderzusetzen, ein Digitalevent wird nicht dann zum Event, weil das Einwählen problemlos funktioniert, sondern weil auf dem Schirm etwas passiert, was den Zuschauer in seinen Bann zieht. Es ist dann auch nicht mit einem Webinar getan, mich stört es offen gesagt etwas, wenn mit ein Webinar als Event verkauft wird, denn das ist es schlichtweg nicht. Ein Digitalevent nimmt den Zuschauer ernst, seine Fragen, seine Interessen, und baut dort drumherum ein Programm, das ihn abholt. Das Schlimmste was Stiftungen machen können wäre, den Aufwand eines Stiftungsevents im Digitalen zu unterschätzen, denn im Internet zählt erst recht der Satz „Was nichts kostet ist nichts wert.“

Zusammengefasst

Es war einer dieser Momente im Jahr 2021, an den ich mich nur zu gerne im Nachhinein erinnere, denn er war so etwas wie die Geburtsstunde des Virtuellen Tags für das Stiftungsvermögen als erste TV-Show rund um Stiftungsvermögen. Ich bin unserem #vtfds-Produzenten Jörg Birkelbach von Stifter-TV im Nachhinein für sein „Tobias, mach‘ lauter, ich hör‘ Dich nicht.“ wahnsinnig dankbar, denn vermutlich würden wir uns heute über die vielen nicht wachen Momente im Livestream ärgern. So aber hat der #vtfds gerockt, ich denke gerne an diesen Vormittag im Mai – und lasse den Blick gerne auf den #vtfds2022 schweifen, der am 27.4.2022 stattfinden wird. Wieder ab 9:30 Uhr, wieder als Livestream, wieder in Farbe. Damit können Sie sich schon auf Etappe Nummer 3 unserer #stiftungenstärken Weihnachtskreuzfahrt träumen, da schweift dann zwar nix, aber in St. Podcast geht’s das erste Mal an Land.