Der reine Aktienfonds der Investmentboutique Comgest zählt zu unseren langjährigen Empfehlungen im Club der 25 auf fondsfibel.de. Hier ein aktueller Blick in den Maschinenraum.
Erfolg auch ohne Magnificient Seven
Wie der Titel bereits aussagt investiert der Fonds ausschließlich in europäische Aktien. Das bedeutet, dass die großen US-Techwerte, je nach Mode und Konjunktur FAANG, MAATA oder nun Magnificient Seven genannt, sich nicht im Portfolio befinden. Das ist ausweichlich der Erfolgsbilanz des Fonds kein Schaden: In den vergangenen 10 Jahren steht eine Wertentwicklung von 10,2% p.a. zu Buche. Damit sind die 4%ige Ausschüttung (der ausschüttenden Tranche) und der Inflationsausgleich für das Grundstockvermögen auskömmlich erwirtschaftet. Year-to-date (30.6.) steht der Fonds mit 7,6% im Plus. Mit dieser Aufstellung sorgt der Comgest-Fonds für Diversifikation im Stiftungsportfolio, da die nordamerikanischen Tech-Titel in den global investierenden Stiftungsfonds häufig übergewichtet sind.
Konzentriertes Portfolio aus derzeit 35 Titeln
Zum Halbjahresende bestand das Portfolio aus 35 Titeln, wobei die zehn größten Positionen etwa 45% des Volumens ausmachten. Novo Nordisk 9,3%, ASML Holding 9,1, EssilorLuxottica 5,0, Accenture 3,9 und Alcon 3,9 lauten die fünf wichtigsten Titel. Gegenüber dem Index ergibt sich eine starke Übergewichtung bei Gesundheitstiteln und Informationstechnologie, während Finanztitel stark unterrepräsentiert sind. Interessant zu sehen: Die beiden Spitzentitel Novo Nordisk und ASML finden sich bereits seit Jahren im Portfolio des Fonds – und dienen somit als Ausweis für das erfolgreiche Research.
Klare Überzeugung für Qualität
Die Fokussierung auf relativ wenige Qualitätstitel folgt einer klaren Überzeugung: „Langfristig nähert sich das Wachstum des Aktienkurses dem Wachstum des Gewinns je Aktie (EPS) an“, ist man bei Comgest überzeugt. Generell hätten Märkte die Tendenz, Unternehmen mit starkem, nachhaltigem Wettbewerbsvorteil und anhaltend überdurchschnittlichem Gewinnwachstum nicht angemessen zu bewerten. Falls eine solche Potenzial-Unterschätzung des Marktes analysiert wird, erfolgt das Investment durch den Fonds. Nachhaltiges Wachstum des Gewinns je Aktie führt dann zu überdurchschnittlichem Renditepotenzial bei unterdurchschnittlichem Risiko. Das alles wird untermauert mit weitreichender ESG-Integration, die nach Überzeugung von Comgest eine bessere Einschätzung der Qualität der Unternehmen ermöglicht.
TV-TIPP:
Über die Aktie und ihre Rolle im Stiftungsvermögen sprachen wir auch beim 5ten Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, sämtliche Videos des Tages finden Sie in der vtfds Mediathek.
Vertrauen ins Portfolio und stete Suche nach den Gewinnern von morgen
Wie sieht Co-Fondsmanager Franz Weis die aktuelle Situation, welche Unternehmen könnten das Portfolio bereichern? Dazu nimmt er im Interview Stellung:
#stiftungenstärken.de: Herr Weis, die beiden größten Positionen im Fonds machen fast 20% aus. Ist das nicht risikoreich?
Franz Weis: Unsere beiden größten Positionen, Novo Nordisk und ASML, entwickelten sich erneut stark und lieferten im ersten Halbjahr eine Rendite von über 40% auf Euro-Basis. Novo Nordisk kündigte den Erwerb von Abfüll- und Verpackungsstandorte von Catalent an, um die wachsende Nachfrage nach seinen Adipositas-Produkten zu befriedigen. Bei seinem Kapitalmarkttag Anfang März hob der Pharmariese die langfristigen Chancen im Bereich Adipositas hervor und unterstrich, dass er auch in anderen Bereichen investiert, um langfristig weiter zu wachsen. Novo bleibt auf solidem Wachstumskurs, wie sein Umsatzplus von 24% im ersten Quartal zeigt.
#stiftungenstärken.de: Und das zweite Schwergewicht ASML und weitere?
Weis: Auch der Tech-Riese ASML steuerte stark zur Wertentwicklung bei. Für die Branche entwickelt sich die KI zu einem handfesten Wachstumsmotor. ASML profitiert auch davon, dass viele Länder nach technologischer Unabhängigkeit streben, was den Ausbau von Produktionskapazitäten in Asien, den USA und Europa zur Folge haben wird. Bisher sind die Lithografieanlagen von ASML weltweit einzigartig. Auch Experian entwickelte sich gut. Das vierte Quartal im Geschäftsjahr lieferte den Beleg für sein resilientes Geschäftsprofil in Zeiten mit angespannten Kreditmärkten. Anleger honorierten die Umsatzwachstumsprognose von 6-8% und die gute Margenentwicklung seit Jahresbeginn. Die Alcon-Aktie legte nach Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal und der höheren Gesamtjahresprognose (bei konstanten Wechselkursen) kräftig zu. Das Unternehmen gewinnt weitere Marktanteile bei Kontaktlinsen und profitiert von Produktneuheiten.
#stiftungenstärken.de: Aber schon im Juli sah es etwas anders aus?
Weis: Ja,während ASML und Novo Nordisk im ersten Halbjahr einen wichtigen Performancebeitrag leisteten, fielen die Aktienkurse beider Unternehmen im Juli im Zuge einer Stilrotation erheblich. ASML meldete für das zweite Quartal Gewinne, die über den Erwartungen lagen, und verzeichnete einen Auftragseingang, der höher als erwartet ausfiel. Bloomberg veröffentlichte jedoch einen Artikel, in dem spekuliert wurde, dass die USA zusätzliche Beschränkungen für die Lieferung westlicher Ausrüstungshersteller nach China in Erwägung zögen. Dies führte dazu, dass die Aktien des Unternehmens zusammen mit dem übrigen Chipsektor fielen. Im Fall von Novo Nordisk lösten die Daten eines Konkurrenten im Bereich Fettleibigkeit ähnliche Gewinnmitnahmen aus, als Roche die Ergebnisse einer Phase-1-Studie für einen oral verabreichten GLP-1-Kandidaten gegen Fettleibigkeit bekannt gab, die einen Gewichtsverlust von 7 % nach vierwöchiger Behandlung belegen.
#stiftungenstärken.de: Stichwort Stilrotation: Fangen dann andere Werte die Rückgänge auf?
Weis: Einer der größten Beiträge zur Performance im Juli lieferte Lonza, die Zwischenergebnisse meldete, die deutlich über den Konsenserwartungen lagen, insbesondere in Bezug auf die Marge. Sartorius Stedim leistete einen weiteren positiven Beitrag im Gesundheitssektor, da die Aktien des Unternehmens im Juli wieder anzogen. Die Q2-Ergebnisse des Unternehmens spiegeln weiterhin die Auswirkungen des Lagerabbaus wider, und das Management hat seine Prognose für das Geschäftsjahr 24 nach unten korrigiert. Kommentare von Wettbewerbern deuten jedoch darauf hin, dass sich der Lagerabbau seinem Ende nähert. EssilorLuxottica meldete für das 2. Quartal einen Umsatzanstieg von +5% bei konstanten Wechselkursen, was den Erwartungen entsprach. Das Unternehmen gab die überraschende Übernahme der Lifestyle-Marke Supreme bekannt. Die Aktie profitierte von Pressespekulationen, wonach Meta – mit dem EssilorLuxottica eine Partnerschaft im Bereich „Smart Glasses“ unterhält – eine Investition in das Unternehmen prüft.
#stiftungenstärken.de: Ihr langjähriger Fundamentalausblick bleibt angesichts solcher Schwankungen ohnehin unverändert?
Weis: Den langfristigen Fundamentalausblick unserer Portfoliounternehmen schätzen wir weiterhin positiv ein. Dank ihrer Qualität haben sie die Stürme der letzten fünf Jahre wie Covid, Lieferprobleme, Inflation oder geopolitische Spannungen recht gut überstanden. Die wirtschaftliche und geldpolitische Unsicherheit hat in den letzten Jahren Gewinne, Bewertungen und damit die Märkte ungewöhnlich stark schwanken lassen. Bei weiter sinkender Inflation, niedrigeren Zinsen und normaleren Bewertungen, zumal bei Small- und Mid-Caps, könnten sich Anleger aber wieder auf nachhaltiges Gewinnwachstum als fundamentalen Treiber für die langfristige Performance besinnen. Als langfristige Qualitätswachstumsinvestoren sehen wir unsere Portfoliofirmen als ein Team von „Marathonläufern“ bezogen auf die Wertschöpfung. Das Umfeld kann mal mehr, mal weniger günstig sein, und einzelne Unternehmen mögen gute und weniger gute Phasen haben. Aber sie alle wurden wegen ihrer Qualitätsmerkmale und Fähigkeit, langfristig Wachstum zu erzielen, ausgewählt. Wir sind überzeugt, dass dies auf lange Sicht die wichtigsten Treiber der Performance sind.
#stiftungenstärken.de: Welche Unternehmen haben Sie auf dem Radar oder sogar gekauft?
Weis: Im ersten Halbjahr nahmen wir Schneider Electric ins Portfolio. Die über Jahrzehnte aufgebaute Führungsposition bei der Elektrifizierung von Gebäuden bietet nun, da viele Kunden ihre Ökobilanz verbessern wollen, eine gute Ausgangslage für weiteres beschleunigtes Wachstum. Zukäufe erfolgten auf attraktivem Bewertungsniveau z.B. bei Dassault Systèmes und bei wieder attraktiven Werten wie LVMH sowie bei Firmen, die Anleger kurzfristig zu stark abgestoßen hatten wie zum Beispiel Campari nach der Übernahme von Courvoisier.
Zusammengefasst
In den Disclaimern der Berichte der Investmenthäuser findet sich stets der Hinweis, demnach die Leistungshistorie keine Rückschlüsse auf die künftige Performance zulasse. Im Fall des Konzepts des Comgest Groth Europe sind wir indes ausgesprochen optimistisch gestimmt: Das Konzept hat seine Wetterfestigkeit in den unterschiedlichsten Börsenphasen gezeigt. Zugleich zeigt Comgest seit Gründung, dass die Manager Stockpicking verstehen.