„Mit Genuss Gutes tun!“ hieß es wieder beim traditionellen jährlichen Mitgliedertreffen am 7. Juni 2024 in der Kartause Ittingen, gegründet im Jahr 1150 im Thurgau in der Schweiz. Seit inzwischen 8 Jahren darf ich als Kurator der Bajazzo Stiftung einen einzigartigen Verein von Weingütern aktiv unterstützen. Die im Verein gebündelten Stiftungsweingüter sind Teil einer sozialen, kommunalen oder gemeinnützigen Stiftung, die mit Ihren Erlösen die Umsetzung des ursprünglichen Stiftungsauftrags aktiv unterstützen. Drei Dinge habe ich vom diesjährigen Treffen mitgenommen.
Indem Liebhaber des guten Tropfen Weine aus einem der Mitglieder-Weingüter trinken, tun sie sich nicht nur selbst, sondern auch anderen, etwas Gutes. Dafür steht das Motto des Vereins: „Mit Genuss Gutes tun!“ Die 20 Mitgliedsweingüter sind im Besitz von Stiftungen und betreiben mitunter schon seit mehreren Jahrhunderten Weinbau. Sie stammen aus verschiedenen Ländern und Regionen. Der Frankenwein ist hier genauso vertreten, wie der von der Mosel und aus Baden, Sachsen oder Sachsen-Anhalt. Dazu kommen noch wunderbare Tropfen aus dem Thurgau, Neuchâtel und vom Bielersee in der Schweiz, sowie aus Bozen in Südtirol, aus Klosterneuburg in Österreich und aus Pannonhalma in Ungarn.
Take away Nummer 1: Regionale und inhaltliches Bekenntnis eint
Die Weingüter der Mitglieder verbindet neben der Gesellschaftsform und ihrer ursprünglichen Aufgabe eine starke Identifikation mit dem regionalen Standort, ein hoher Qualitätsanspruch an die eigenen Produkte, das Bekenntnis zu einer langjährigen Weinbautradition und eine tiefe Leidenschaft für die erzeugten Weine. Eine Leidenschaft und ein Engagement, wie sie schon die Stiftungsgründer besessen haben, um ihre Vision von einer besseren Welt zu verwirklichen. Auch durch das regionale und inhaltliche Bekenntnis sind Stiftungseinheiten entstanden, die aus ihren Sphären nicht mehr wegzudenken sind, die resilient und anpassungsfähig sind – und letzten Ende auch enorm lieferfähig. Die Bedeutung dessen, für den Stiftungsstandort Deutschland aber auch für die hiesige Sozialstruktur, ist nicht zu unterschätzen. Im Verein sind Stiftungen mit mehr als 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vertreten, einschließlich der zugeordneten Unternehmen. Bis zu 30.000 Menschen nehmen, allein von dieser Stiftung, Leistungen in Anspruch.
Take away Nummer 2: Jedes Stiftungsweingut ist anders – und unique
Bei sonnigem Wetter begrüßte der Hausherr und Procurator Heinz Scheidegger die ca. sechzig Teilnehmenden, die sich im Verlauf des Treffens sowohl zu den Tagesordnungspunkten der Mitgliederversammlung, wie auch informell über die Erfahrungen in der Stiftungsarbeit austauschten. Im Rahmenprogramm wurden verschiedene Aspekte des diesjährigen historisch und kulturell wertvollen Tagungsortes nähergebracht.
Die Stiftung Kartause Ittingen betreibt heute einen Seminarhotelbetrieb, ein Heim mit Tagesstruktur für 60 Menschen mit einer psychischen oder geistigen Beeinträchtigung. Ebenso gehört ein landwirtschaftlicher Gutsbetrieb mit Milchwirtschaft, Ackerbau, Wein- und Obstbau dazu, der das Ziel hat, den Unterhalt dieses Kulturdenkmals von nationaler Bedeutung eigenwirtschaftlich sicherzustellen. Daneben beherbergt die Kartause in ihren Mauern zwei Museen, ein historisches Museum und das Kunstmuseum Thurgau.
Was ich mitnehme, ist das Können, immer wieder aufs Neue eigenwirtschaftlich das wirtschaftliche Stehvermögen sicherstellen zu müssen. Die Herausforderungen dabei sind vielfältig, aber wenn eine Wirtschaftseinheit dazu fähig ist, mit Herausforderungen umzugehen, dann ist es die einer Stiftung – was wiederum für Deutschland eine wichtige Botschaft enthalten könnte. Starke Stiftungen bzw. eine resiliente Stiftungslandschaft ermöglichen es auch der Gesellschaft als Ganzes, resilienter zu werden, etwas, woran wir künftig alle vermutlich mehr arbeiten müssen.
Take away Nummer 3: Wertegerüste kann man anfassen
Das heutige Betriebskonzept der Stiftung Kartause Ittingen baut auf klösterlichen Werten auf: Gastfreundschaft, Bildung, Selbstversorgung, Fürsorge, Spiritualität und Kultur. Diese Werte werden im betrieblichen Alltag in einer den heutigen Verhältnissen angepassten Art und Weise gelebt. Ich könnte jetzt sagen oder schreiben „Überzeugen Sie sich selbst und besuchen diesen wunderschönen Ort.“, um ein Gefühl für dieses Wertegerüst zu bekommen. Und vielleicht sollten das auch mehr Menschen hierzulande einmal tun. Für Mich nehme ich an der Stelle mit, dass es vielleicht an der Zeit ist, über Werte insgesamt nachzudenken, und auch darüber, wie man Werte immer wieder ins Hier und Jetzt übersetzt. Wie man an ihnen festhält, ohne dabei zu erstarren. Die Stiftungsweingüter stehen für eine Haltung, ein Wertegerüst, und auch dafür, hart und kontinuierlich daran und dafür zu arbeiten.
Zusammengefasst
Auch das fünfzehnte Mitgliedertreffen des Vereins der Europäischen Stiftungsweingüter war ein hervorragendes Format, um sich austauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam zu genießen. Wer sich mit den Stiftungsweingütern näher befasst sieht rasch, mit welch besonderer Stiftung er es hier zu tun hat. Für mich zeugen diese Stiftungen davon, dass Wertegerüst, Bekenntnis zum Standort und professionelles Arbeiten nichts ist, was wir neu erfinden müssen, was aber – am Beispiel etwa der Stiftungsweingüter – wieder sichtbarer werden sollte. Vielleicht auch um gesellschaftlich wieder besser orientiert zu werden. Mein Dank richtet sich an die Kartause Ittingen, die einen wunderbar schönen Rahmen für das 2024er Treffen der Stiftungsweingüter geboten hat. Bereits jetzt freue ich mich auf die Mitgliederversammlung 2025. Dann werden wir zu Gast sein bei der Spitalstiftung Konstanz, anlässlich ihres 800-jährigen Bestehens.
Link zur Stiftung Kartause Ittingen:
Internet: Kartause Ittingen (tg.ch)
Linkedin: (1) „stiftung kartause ittingen“ | Suche | LinkedIn
Bajazzo Stiftung: (1) „Bajazzo Stiftung“ | Suche | LinkedIn