Stiftungsfundraising und die Kunst des Bittens

StiftungsApéro SommerTour 2024 – die Eindrücke aus Woche 1

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StiftungsApéro SommerTour Woche 1
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Die Kunst des Bittens ist eine, die Stiftungen bzw. Stiftungsverantwortliche beherrschen sollten. Aber eben genau nicht nur das. Stiftungspraxis ist heute viel mehr als n bisschen verwalten, n bisschen kommunizieren und n bisschen fundraisen. Das zumindest nehmen wir mit aus der ersten Woche der StiftungsApéro SommerTour 2024 mit. Gleichzeitig ist es nicht so, dass neue Aufgabenstellungen unüberwindbare Hürden aufbauen, eher dienen sie dazu, Stiftungshandeln ins Hier und Jetzt zu führen – und eben auch ins Morgen. Aber der Reihe nach.

Beim Fundraising lässt sich ablesen, was es mit dem Morgen auf sich haben kann. Wir sprachen in Dresden mit Fundraising Magazin-Gründer Matthias Daberstiel drüber, in Hamburg mit Buchautorin Sabine Hess. Wer heute beim Fundraising die Weichen stellt, bei dem ist die Chance groß, dass künftige Spendenvorhaben auch bei ihm aufschlagen. Was es heute dafür braucht, ist Reflexion und Offenheit, vor allem aber Begeisterung, nach innen wie außen. Fundraising funktioniert dann am besten, wenn eine Stiftung, ein Verein, eine NGO sich immer wieder aufs Neue auch selber für das eigene Tun begeistert, sie diese Begeisterung aber auch entsprechend an vielen Stellen nach außen tragen. Denn Begeisterung kann ansteckend sein, und in nicht wenigen Fällen sorgt sie genau dafür, dass Spenden genau deswegen bei der eigenen Organisation landen.

In der Unterkirche der Frauenkirche Dresden

Dresden - Am Ort der Ruhe
Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Dresden, begrüßte die Gäste des StiftungsApéros in Dresden am Altar in der Unterkirche der Frauenkirche und wies in eindrücklichen Worten auf die Besonderheit dieses Ortes hin. Foto: Archiv stiftungsmarktplatz.eu

Frauenkirche Dresden – ein Ort der Ruhe und der Begegnung

Wir sprachen zum Thema auch mit Uta Dutschke und Maria Noth von der Stiftung Frauenkirche Dresden, die dies untermauerten – und mit gutem Beispiel für ihre Stiftung vorangingen. Die Frauenkirche in Dresden sei ein geschichtlich bedeutender Ort, ein Ort der Begegnung, ein Ort der Ruhe, einer der Menschen begeistern wie erinnern soll. Maria Noth wies darauf hin, wie wichtig es ihr und ihrem Team ist, dass die Kirche jedem offensteht für einen Besuch, ohne Eintrittsentgelt im Verbund mit freiwilligen Spenden. Gleichzeitig stellt sich hier heute die Frage, was den Menschen der Besuch der Frauenkirche, diesem so besonderen und geschichtlich aufgeladenem Ort, wert sei, so Maria Noth während ihres Impulses im Rahmen des StiftungsApéro ImpulsPitches zu Beginn des StiftungsApéros  in Dresden.

StiftungsApéro Sommertour 2024 - Tourdaten

Personalfragen werden in Stiftungen drängender

Die ersten drei von sieben StiftungsApéros im Rahmen der StiftungsApéro SommerTour 2024 waren aber auch davon geprägt, dass stiftungsstrategische Fragen stärker aufgeworfen wurden. In Berlin, wo wir wieder in der Alfred Ehrhardt Stiftung zu Gast sein durften, warf Mark Gorelik von Personio die Frage auf, wo denn die Ressource Personal das Stiftungshandeln im Hier und Heute, vor allem aber im Morgen tangiert. Die Antwort war und ist denkbar einfach: Überall. Will eine Stiftung attraktiver Arbeitsplatz sein, wird sie ihre Prozesse rund um das Personalmanagement auf die Höhe der Zeit bringen müssen. Will sie die Besetzungszeiten für offene Stellen reduzieren, muss sie sich vermutlich in diesem Bereich neu erfinden. Muss sie Managementkapazitäten aufbauen, weil eine Großspende angekündigt ist, wird sie vermutlich ihren Ressourcenansatz versuchen zu verändern. An jedem dieser und noch weiterer Punkte wird das Thema Personal virulent. Mark Gorelik konnte in Berlin in seinem Impuls für die Problematik sensibilisieren.

Wo Stiftungen ihre Geschichten teilen, entstehen Hebeleffekte

Kathrin Succow von der Michael Succow Stiftung sprach in Dresden in ihrem Impuls von der strategischen Herausforderung, als Stiftung (nicht nur als Stiftung im Osten Deutschlands) sichtbarer zu sein, um darüber auch gesamtgesellschaftlich legitimiert zu sein. Wo Stiftungshandeln sichtbar ist, stellt niemand die Frage, was Stiftungen eigentlich den lieben langen Tag so machen. Wo Stiftungen ihre Geschichten mit Menschen teilen, besteht die große Möglichkeit, dass hieraus Synergie- und Hebeleffekte resultieren, die dann in der Gleichung 1+1=3 münden. Kathrin Succow sprach hierbei den Stiftungen in Ostdeutschland zu, mutiger zu sein im Berichten darüber, was der Stiftungsalltag so hergibt. Und sie betonte: Stiftungen müssten hier viel mutiger sein. An dieser Stelle erinnerten wir uns an eine Diskussion beim StiftungsApéro in Köln im Rahmen der StiftungsApéro WinterTour 2024. Hier hieß es dazu, Mut ist gut, aber Strategie ist besser.

Stiftungsexpertin Ann-Grit Lehmann und das Anlagekonzept

Ann-Grit Lehmann
Stiftungsexpertin Ann-Grit Lehmann sprach in ihrem Impuls beim StiftungsApéro in Berlin über die notwendigen Eckpfeiler eines Anlagekonzepts für Stiftungen. Foto: Caroline Lucius Fotografie

Kenne Dein Ziel im Stiftungsvermögen, dann gehst Du auch den passenden Weg

Wieder beim Wort Strategie angekommen, landeten wir bei den StiftungsApéros in Dresden und Berlin bei Fragen das Vermögensmanagement betreffend. Hierzu hatten Norbert Schmidt von der Heemann Vermögensverwaltung (in Dresden) und die bekannte Stiftungsexpertin Ann-Grit Lehmann (in Berlin) in ihren Impulsen eindeutige Maßgaben im Gepäck. Mit Zins ist „das Spiel ein einfacheres“, aber es ist eben genau nicht einfach. Norbert Schmidt gab sich konstruktiv optimistisch, dass Stiftungsvermögen davon profitiere, dass es wieder einen risikolosen Zins gäbe. Ann-Grit Lehmann wiederum auf die Eckpfeiler des Anlagekonzepts, das es schon obligatorisch braucht, um Stiftungsvermögen auf der Höhe der Zeit nicht nur zu verwalten, sondern eben zu managen. Wichtig war ihr zu betonen, dass Stiftungen Zeit darauf verwenden sollten, ihr Ziel bzw. ihre Ziele in der Kapitalanlage zu definieren. Wer seine Ziele nicht kennt, der kann den Weg dahin nicht bestimmen.

Dr. Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, wusste zu begeistern

Hamburg Einführung
Die Direktorin des Bucerius Kunst Forums, Dr. Kathrin Baumstark, hatte in Hamburg als Gastgeberin das erste Recht beim ImpulsPitch. Sie berichtete von besonderen Ausstellungen in diesem besonderen Ort, brachte Einblicke in die Finanzausstattung mit und zeigte in Beispielen, wie das Bucerius Kunst Forum immer wieder aufs Neue neue Wege geht. Foto: Caroline Lucius Fotografie

Zusammengefasst

Die erste Woche der StiftungsApéro SommerTour 2024 förderte die Erkenntnis zu Tage, dass Stiftungspraxis sich dynamisiert. Dass Stiftungsverantwortliche viel Bedarf und auch Spaß und Freude am persönlichen Austausch haben. Dass unser Hashtag Stifties, in Anlehnung an die Swifties-Fangemeinde von Pop-Star Taylor Swift, Eines beschreibt: Rund um die StiftungsApéro baut sich eine Community auf, in der gesprochen wird über das Machen und über das Mögliche. Genau das braucht die Stiftungslandschaft, über das Machen zu sprechen und in Räumen der Möglichkeiten zu denken. Insofern war es richtig, aus einem StiftungsApéro in Berlin ein Tour-Format zu entwickeln, das in diesem Jahr in 10 Städten Station gemacht haben wird (unter anderem auch erstmals in Dortmund am 29.8. und Basel am 4.9.), und das in 2025 in 12 Städten Station machen wird. Über linkedIN haben wir unsere Followergemeinde dort gefragt, wohin wir mit dem StiftungsApéro kommen sollen. Die Antwort geben wir final nach dem Ende der StiftungsApéro SommerTour geben. Eines aber ist sicher: Die StiftungsApéro Winter- wie SommerTour werden 2025 kommen.