Vollkaskoland ist abgebrannt. Ein Blick auf die Wertentwicklungen der zehn größten Stiftungsfonds im Corona-Crash zeigt, dass Stiftungsfonds keine Vollkasko-Fonds sind, wenn sie es überhaupt einmal waren. In der Abwärtsbewegung gibt es kurzfristig relativ deutliche Unterschiede aus den Anteilspreisbewegungen herauszulesen, aus Stiftungssicht gibt jedoch das, was wir gesehen haben, mehr Auskunft über das Wesen eines Fonds als die 10 Jahre Hausse davor.
Ein Blick auf die Übersicht zu den 10 größten Stiftungsfonds zeigt zunächst einmal, dass der Corona-Crash in mehreren Phasen ablief. Wir haben daher ganz bewusst die erste Woche und die vier Wochen Crash getrennt voneinander betrachtet. Wie früher bei Herzblatt, wo das Paar getrennt voneinander befragt wurde, nachdem sie von ihrem Ausflug zurückgekommen sind. Demnach zeigt sich, dass der FvS Stiftung, der DZPB II Stiftung und der Deka Stiftungen Balance in der ersten Corona-Crash-Woche am besten abgeschnitten haben, wobei die Amplituden nach unten hier insgesamt noch sehr überschaubar waren. Das Bild änderte sich dann im Zuge der Abwärtssause, den Corona-Crash zwischen dem 21ten Februar und dem 27ten März überstanden wiederum der Deka Stiftungen Balance, der Allianz Stiftungsfonds Nachhaltig und abermals der FvS Stiftung am besten.
STIFTUNGSFONDS HEISST NICHT: VERLIERT NIE
Wird der Zeithorizont nun abermals etwas weiter gezogen, also auf die Wertentwicklung seit Jahresanfang, in der die plötzliche Zeitenwende in der Welt und an den Märkten abgebildet ist, verschiebt sich das Bild abermals leicht. Seit Jahresbeginn hielten sich Deka Stiftungen Balance, Allianz Stiftungsfonds Nachhaltig und Bethmann Stiftungsfonds am besten. Was heißt aber nun am besten? Am besten heißt, dass von den größten Stiftungsfonds der Deka Stiftungen Balance seit Jahresbeginn 2020 mit einem Minus von 5,26% am besten abgeschnitten hat, während der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in besagtem Zeitraum ein Minus von 23,57% hinnehmen musste. Was hier zudem auffällt ist der Rückgang beim Fondsvolumen, was Stiftungen angesichts dessen im Auge behalten sollten.
Die Spanne der Wertentwicklungen ist also doch recht weit, vom Namen Stiftungsfonds abzuleiten, dass eine Stiftung hier automatisch vollkaskomäßig nur wenig spürt, wenn es an den Märkten rappelt, das kann so nicht unterschrieben werden. Simon Weiler von efund-research.com stellt zum Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen zudem fest: „Erwartungsgemäß hat jener Fonds mit der höchsten strategischen Aktienquote (er trägt das Wort schließlich auch im Namen) im kurzfristigen Vergleich am schwächsten abgeschnitten. Trotz dieser Verluste liegt der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen im langfristigen 10-Jahresvergleich weiterhin mit Respektabstand auf Platz 1. Meiner Meinung nach ein schönes Lehrbuchbeispiel, wie Rendite und Risiko langfristig Hand in Hand gehen.“
ABSCHLÄGE SIND FÜR STIFTUNGEN ALLESAMT VERKRAFTBAR
Natürlich gilt es die Verluste auch einzuordnen. Keiner der Abschläge ist unverhältnismäßig, selbst jener des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen nicht. Denn dieser legt, wie der Name vermuten lässt, rein in Aktien an und leidet dann eben besonders, wenn die Börsen zusammenbrechen. Bei allen anderen Fonds sind die Abschläge bei den Anteilspreisen aus Stiftungssicht verkraftbar, und darum geht es ja letzten Endes, dass eine Stiftung ein Abschmelzen eines Fondsanteilspreises verkraften kann – weil sie denn Kauf des Fondsanteils sauber verargumentieren kann. Keiner der Abschläge fällt hier aus dem Rahmen, im Verhältnis zur Anlagepolitik, die verfolgt wird. Was auch noch auffällt ist, dass es nur zwei Fonds in der Drei-Jahres-Betrachtung in die Pluszone schaffen: der Bethmann Stiftungsfonds und der FvS Stiftung. Richtig nach oben absetzen kann sich aber keiner der Fonds, auf Sicht von drei Jahren liegt der Median der Abschläge irgendwo bei gut 3%. Auch das ist für Stiftungen eine wichtige Information, dass die größten Stiftungsfonds auf Dreijahressicht nicht ihre kompletten Erträge auf der Kursseite verloren haben.
HAMBURGER STIFTUNGSFONDS MIT AUSSCHÜTTUNGSJOKER
Ein Fonds, bei dem die Wertentwicklung vielleicht nach unten hin etwas enttäuscht, ist der Hamburger Stiftungsfonds, verbunden mit einem großen ABER. Der Hamburger Stiftungsfonds ist von den 10 analysierten Fonds der ausschüttungsstärkste. Keiner der zehn Fonds schüttet so viel aus wie der Hamburger Stiftungsfonds, und kaum einer dürfte noch über eine so erkleckliche Ausschüttungsreserve verfügen. So gesehen ändert sich der Blickwinkel auf die Wertentwicklung, denn das zusammen genommen mit der Ausschüttung spült den Commerzbank Stiftungsfonds sowie auch den FvS Stiftung in der Auslese nach vorn. Ein Stiftungsfonds muss eben beides mitbringen, ein robustes Verhalten bei der Wertentwicklung – nach oben maßvoll dabei, nach unten weitestgehend außen vor – und auch eine stabile und planbare Ausschüttung. Das bringen die drei Genannten am besten „hin“, würde eine Stiftung hier rein auf die Wertentwicklung blicken, würde sie das nicht zum Ziel führen.
DWS STIFTUNGSFONDS SOLLTE NACHLEGEN
Augenfällig sind zudem noch zwei Dinge. Der größte aller Stiftungsfonds in Deutschland, das ist derzeit der DWS Stiftungsfonds. Der Indikator Volumenentwicklung ist hier also mit einem Pfeil nach oben versehen, obschon der Fonds bei den für Stiftungen relevanten Leistungsmerkmalen eher Mittelmaß ist. In vier Wochen Corona-Crash verzeichnete er Abschläge am unteren Rand der Top-10-Stichprobe, mit -12,52% zwischen dem 21ten Februar und dem 27ten März konnte der Fonds nicht so recht überzeugen. Einerseits. Andererseits liegt die Ausschüttungsrendite im Fonds auch nur mehr bei knapp 2%, und damit auch eher im Mittelmaß. Bedenklich ist das alles nicht, das ist immer noch vertretbar aus Sicht einer Stiftung, so sie andere Bausteine hat, die sich stabiler bei Wertentwicklung und Ausschüttung zeigen.
AN DIE AKTIENZUSAMMENSTELLUNG MÜSSEN SIE NOCHMAL RAN
Ausschüttungsseitig trübt sich auch das Bild zum Deka Stiftungen Balance ein wenig ein, vor allem im Verhältnis zur eigentlich guten Leistung auf Seiten der Wertentwicklung im Corona-Crash. Das mag mit dem sehr konservativen Anlage-Bias zusammenhängen, muss final aber noch einmal mit zeitlichem Abstand zu den jüngsten Verwerfungen beäugt werden. Ein letztes Detail hat der Corona-Crash zudem noch zutage gefördert: Die zehn größten Stiftungsfonds litten im zweiten und dritten Drittel der Abwärtsbewegung überproportional im Vergleich zur ersten Woche. Müsste man derlei interpretieren, würde man ableiten, dass undifferenzierte Verkäufe in Crashphasen den Stiftungsfonds mehr schaden als einfache Verkäufe in Konsolidierungen oder Korrekturen. Daraus ließe sich schließen, dass an der Aktienauswahl ggf. noch einmal angesetzt werden müsste, denn es gab Titel, die im zweiten und dritten Teil des Crash bereits wieder Relative Stärke aufgebaut haben.
ZUSAMMENGEFASST
Das Bild bei den 10 größten Stiftungsfonds stellt sich im Zuge des Corona-Crashs durchaus nachvollziehbar dar. Keiner der Fonds fällt – gemessen an dem was er laut Anlagepolitik macht – aus dem Rahmen, die Rücksetzer sind jeweils gut erklärbar. Das Bild ändert sich etwas, sobald Ausschüttung in die Betrachtung mit hineingenommen wird, dann schieben sich einzelne Fonds nach vorne, obwohl sie bei der Betrachtung der Wertentwicklung keine Auffälligkeiten zeigten. Dass an der Zusammensetzung der Aktienquote vermutlich gearbeitet werden müsste, ist auch so ein Ergebnis des Corona-Crashs, zumindest bis heute. Und auch, dass Stiftungsfonds eben keine Vollkaskofonds sind. Aber Stiftungsfonds mit guten Teilkasko-Qualitäten lassen Stiftungen ja auch gut schlafen.