Es gibt hierzulande jede Menge Fonds, die Stiftung im Namen tragen. Stiftungsfonds ist so eine Bezeichnung, die suggeriert zielgruppenspezifische Expertise und konservatives Vorgehen bei der Zusammenstellung des Fonds. Das Blöde ist nur, dass bei einigen dieser Stiftungsfonds die Hülle einfach nicht trägt. Stiftungen sollten sich von solchen Alibi-Stiftungsfonds fernhalten und entsprechend auf einige Kennzeichen genauer achtgeben.
Stiftungsfonds sollen Stiftungen ein Problem lösen. Ein Problem, dass es noch gar nicht gab, als Anfang der 90er Jahre die ersten Stiftungsfonds aufgelegt wurden. Damals konnte die Pflichtaufgabe Kapitalanlage einer Stiftung mit Bundesanleihen und anderen Schuldverschreibungen an einem Vormittag im Spätherbst für das kommende Kalender- und Geschäftsjahr erledigt werden. Im Zeitablauf dann, als die Aufgabe zunehmend komplexer und auch zeitaufwändiger wurde, rückten Fonds bei Stiftungsverantwortlichen immer stärker in den Fokus, denn die Pflichtaufgabe an Fonds bzw. ein Fondsportfolio zu delegieren, das erschloss sich schnell als die beste aller Alternativen. Jedoch waren nicht alle „speziell für die Bedürfnisse von Stiftungen“ aufgelegten Fonds bzw. Stiftungsfonds auch tatsächlich für das Bewältigen der für Stiftungen durchaus relevanten Aufgabe gedacht. Einige der Stiftungsfonds waren nichts anderes als Alibifonds.
PODCAST
„Stiftungsfonds oder Alibifonds?“
DER FONDS MUSS VON BEGINN AN LIEFERN
Kennzeichen solcher Alibifonds sind vielfältig und manchmal nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Beispielsweise gab es Stiftungsfonds, die Stiftung im Namen trugen, zum Zeitpunkt ihrer Auflage aber gar nicht ausschüttend konzipiert waren. Stiftungen war es damit nicht möglich, die erste Aufgabe aus der Kapitalanlage heraus zu erfüllen, also das Generieren von ordentlichen Erträgen für die Zweckverwirklichung. Solche Fonds können perspektivisch vielleicht auf die Agenda rücken, aber Fonds ohne Ausschüttung fallen schlichtweg bei der ersten Prüfschleife direkt durch. Dann gab es einige Fonds, die wurden aufgelegt und zeigten dann zwei drei Jahre praktisch keine Wertentwicklung bei homöopathischer Ausschüttung.
TIPP: Was einen Fonds eigentlich zum stiftungsgeeigneten Fonds macht, das haben wir in unserer Video-Kolumne analysiert: Film ab!
Leider erkennt man das zu Beginn gar nicht, aber wenn das Konzept von Anfang an Probleme hat, zumindest eine erkleckliche Ausschüttung zu zeigen, dann ist das schon ein wenig alibimäßig. Denn die Kerndisziplin ist dann scheinbar doch nicht Kern der Bemühungen des Fondsmanagements, die Ziele der adressierten Zielgruppen zu erfüllen. Heute werden Fonds mit einem klaren Ausschüttungsziel aufgelegt, und daran lassen sich die Gesellschaften auch messen.
WO IST DER ZIELGRUPPENBEZUG?
Ein weiteres ganz eklatantes Kennzeichen für einen Alibifonds ist die Präsenz bzw. die Nicht-Präsenz des Fonds in der Zielgruppe. Hierzu gehören Besuche von Fachveranstaltungen, das Vertretensein in den relevanten Fachmedien, das Erreichbarsein für Anfragen und auch das zielgruppengerechte Aufbereiten von Informationen. Das Factsheet eines Stiftungsfonds sollte die Ausschüttungsinformationen als zentrales Element enthalten, dazu eine Beschreibung der Ausschüttungspolitik sowie die Ausschüttungshistorie – zumindest für die letzten zwei drei Jahre. Diese Information ist für Stiftungen zentral. Schafft es ein Fonds nicht, hierzu die Informationen zu liefern bzw. auf Nachfrage eine Grafik zu erstellen, dann ist es für Stiftungen sehr schwierig, diesen Fonds zu greifen. Denn Stiftungen müssen eine sachgerechte, also abgewogene Entscheidung, zu einem Fonds treffen. Wichtigster Bestandteil dieser Abwägung sind die Informationen rund um die Ausschüttungen.
IN WEBSITE VERITAS
Alibimäßig wird es bei einem Stiftungsfonds auch dann, wenn die Website mehr verschleiert als offenbart. Auf manchen Websites wird der Fonds in zwei kurzen Absätzen beschrieben, Ausschüttungen werden bejat, eine langfristig orientierte Strategie grob umrissen und eine positive Gesamtrendite in Aussicht gestellt. Will man dann als Stiftungsverantwortlicher tiefer graben, gibt es via Klick das Factsheet, wer dort jedoch ein tiefer schürfendes Machwerk erwartet, der wird enttäuscht. Hier sind dann Marktkommentar, Vermögensaufteilung, Wertentwicklung oder Anlagestruktur enthalten, aber eben nur wenig bis gar nichts zu den Punkten, die eine Stiftung wissen möchte, wissen muss. Vielleicht ist es in solchen Fällen etwas hart, von einem Alibifonds zu sprechen, aber richtig aus Sicht der Zielgruppe ist das Produkt einfach weder gedacht noch gemacht. Anderes Beispiel. Wenn auf einer Website oder einem Factsheet die Stiftungskompetenz zum Ausdruck kommt, dazu aber auf die Stiftungskompetenz anderer verwiesen wird, dann endet für eine Stiftung an dieser Stelle die Informationsgenese. Lies hier und bekomme die Stiftungskompetenz woanders, das passt irgendwie nicht zusammen.
WO SIND DIE INFOS ZUR AUSSCHÜTTUNGSPOLITIK?
Neben Vermögensaufteilung und Rating-Übersichten für den Anleiheteil des Fonds werden immerhin in Balkenform Ausschüttungen gezeigt, aber die Ausschüttungspolitik wird nicht erklärt, und auch nicht ob ggf. eine Ausschüttungsreserve vorhanden ist oder bereits aus der Substanz ausgeschüttet wurde. Solche Dinge sind es, die immer ein wenig schmerzen, wenn man sich mit Stiftungsfonds beschäftigt, denn in vielen Fällen ließe sich das auf einfachste Weise beheben. Alibialarm droht auch, wenn man zu einem Fonds im Internet nichts Hauseigenes findet außer den Listungen auf den bekannten Fondsplattformen.
Ganz konkret: Sucht ein Stiftungsverantwortlicher nach einem neuen Stiftungsfonds und findet auf der Website des Anbieters weder Factsheet noch Prospekt, dann wird hier ein Fonds an der Zielgruppe vorbeiaufgelegt. Stiftungen sollten genau prüfen und schauen, ob ein Anbieter die für sie relevanten Informationen aufbereitet oder es dem Internet und seinen Multiplikatoren überlässt, welche Informationen transportiert werden und welche nicht. Informative Beliebigkeit ist etwas, das sich Stiftungen eigentlich nicht leisten können. Sie können jedenfalls auf dieser Basis keine sachgerechte Entscheidung zum jeweiligen Fonds treffen.
ZUSAMMENGEFASST
Gott sei Dank gibt es nicht mehr viele dieser Alibifonds, bzw. erkennen Stiftungen relativ schnell, ob echtes Interesse an der Zielgruppe am Werk war oder einfach nur das vertriebliche Interesse, auch einen Stiftungsfonds ins Schaufenster stellen zu können. Informative Beliebigkeit ist ein Kennzeichen, ebenso das Fehlen von Angaben zur Ausschüttung oder zur Ausschüttungspolitik. Auch ob ein Fonds eine eigene Präsenz im Internet hat zeigt schnell, ob es hier jemand ernst meint. Das jedoch sollte das Mindeste sein. Leistungsdaten kann ein Fondsanbieter ja marktbedingt leider nur schwer versprechen, Ernsthaftigkeit dagegen schon.