Das erste Quartal 2021 war an den Kapitalmärkten sicherlich ein spezielles. Einerseits weil die Corona-Pandemie immer noch nicht ausgestanden ist und keiner weiß, wie die Welt Post-Corona aussieht. Zum Anderen weil die Börsen dies scheinbar locker wegsteckten und sich eine Das-Glas-ist-voll-Haltung verpassten. Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds konnten hier mitschwimmen, aber ob Mitschwimmen als Strategie für die Zukunft taugt? Wir haben das erste Quartal mal für unseren FondsFibel-Club der 25 unter die Lupe genommen.
Während sich die Politik noch mit Impfplänen und Stützungsprogrammen im Hier und Jetzt mit der Corona-Pandemie herumschlägt, wird an den Börsen längst die Zukunft gehandelt. Und diese Zukunft handelt von den abermals goldenen 20ern, von einer stärker digitalisierten globalen Volkswirtschaft, von einer Welt mit mehr Heimarbeit, wachsenden Märkten etwa für Tiernahrung und vor allem dem Umbau der Welt hin zu Klimaschutz und weg vom Klimaschänder. Ablesbar ist diese Welt an den – im Englischen sagen Börsianer sky rocketed – historisch hoch bewerteten Aktien, wobei einige Branchen tatsächlich raketenmäßig den Vogel bei der Bewertung abschießen. So viel Wachstum dort teilweise eingepreist ist, es bräuchte noch eine digitalisierte Volkswirtschaft neben der bisherigen auf dieser Welt, um derlei zu rechtfertigen.
WAS PASSIERT BEI EINEM POLITIKWECHSEL?
Diese Welt, die an der Börse gehandelt wird, ist aber vor allem auch eine, die momentan Eines noch ausblendet: Einen möglichen Politikwechsel seitens der Notenbanken, und einen möglichen Politikwechsel seitens der Regierungen, vor allem in der westlichen Hemisphäre. Denn die Staaten haben viel Geld ausgegeben und dürsten nun nach neuen Einnahmen, denn die die wir ihnen bisher zugestehen, werden sicherlich nicht ausreichen, um den Staat auskömmlich zu finanzieren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wenn die Notenbanken, allen voran die amerikanische FED, ihre Anleiheaufkaufprogramme eines Tages eindampfen, um sie dann einzustampfen, werden wir höhere Zinsen bekommen. Diese bedeuten Druck auf die Staatsfinanzen ob der steigenden Zinsen und Gegenwind auch für die Aktienmärkte, die bisher von der Überschussliquidität massiv profitierten.
WIE KOMMEN STIFTUNGSFONDS MIT BREMSMANÖVERN KLAR?
Einer Analyse von Morgan Stanley folgend könnte die amerikanische FED ihre Aufkaufprogramme ab Anfang 2023 reduzieren, sie wird sich 2022 darauf vorbereiten – und das Ganze noch in diesem Jahr sanft ankündigen. Heißt übersetzt: So sehr die Aussichten bis zum Ende des Jahrzehnts ob des Willens zum Umbau der Weltwirtschaft hin zum verantwortungsvolleren Wirtschaften und der Pandemie-bedingten Nachholeffekte mittelfristig auch sind, kurzfristig könnte der (geldpolitische) Gegenwind mal für ein paar Bremsmanöver an den Märkten sorgen. Die Frage aus Stiftungssicht lautet dann natürlich: Mit welchen Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds komme ich da gut durch?
STIFTUNGEN SOLLTEN SICH AUF PORTFOLIOEBENE BEWEGEN
Es dürfte dann die alte Antwort sein, die auch die neue ist: Stiftungen bzw. ihr Stiftungsvermögen kommt am besten mit einem Portfolioansatz durch diese Phase nach der Lockdown-Hausse durch, so wie sich damit praktisch alle Phasen an den Kapitalmärkten bewältigen lassen. Und ein Portfolio wiederum stellen sich Stiftungen am besten entlang ihrer stiftungsindividuellen Ziele zusammen, bei denen der ordentliche Ertrag das gewichtigste ist. Die Frage könnte also eher lauten, mit welchen Fonds lässt sich das Ziel für den ordentlichen Ertrag künftig noch erreichen und wo gibt es ggf. Alternativen zu „meinem“ zu konservativ aufgestellten Stiftungsfonds. Der Blick auf das erste Quartal lässt hier noch eine Indikation zu, aber ein Gefühl bei den meisten Club der 25-Fonds entsteht dann doch.
AB European Income Portfolio – Wertentwicklung in Q1 seitwärts gerichtet, mit einem kleinen Knick Ende Februar +++ am Ausschüttungsziel von 3% wird nicht gerüttelt, der Blick ins Portfolio verrät zudem, dass dies auch weiterhin realistisch erscheint, die Ausschüttungshistorie ist in der Tat belastbar +++ die Diversifikation ist nachvollziehbar und aus Stiftungssicht gut erklärbar, die Emittenten „kennt“ man, für Stiftungen wichtig, denn sie die Investments ja ggf. intern verargumentieren +++ Beachten Sie auch Folge 45 des FreitagsPodcasts AHOI, NPO! mit Gunnar Knierim von AB Alliance Bernstein auf #stiftungenstärken, zum Thema „Dauerhaft steigende Zinsen? Ausgeschlossen!“
Aegon Global Diversified Income – Wertentwicklung in Q1 aufwärts gerichtet, speziell im März deutlich positiv +++ Ausschüttungen Anfang Januar, Anfang Februar und Anfang März waren absolut „in line“, also wie erwartet stabil und so, dass sich ein Ausschüttungsziel von >4% für 2021 herleiten lässt +++ das Portfolio gehört zu den am breitesten diversifizierten im Club der 25, sowohl nach Anlageräumen als auch nach Anlagesegmenten, Investments in den USA, Großbritannien und Deutschland sind derzeit am höchsten gewichtet, Stiftungen bekommen hier ein relativ Anlagestil-uniques Fondsprodukt an die Hand +++ einer der am fairsten gepreisten Income-Fonds +++ sehr sehenswertes Video des Fondsmanagers Vincent McEntegart (und seine Kollegen) zum Doing im Fonds, was er zu Multi Asset denkt, im aktuellen Umfeld (in englischer Sprache, aber gut verständlich): https://www.aegonam.com/globaldiversifiedincomefund/ +++ Allokation Ende März mit 33% Anleihen, 31% Aktien, 11% börsennotierte Immobilien, 19% spezialisierte Erträge und 5% Cash = global und breit gestreut, die Allokation kommt dem Diversifikationsgebot, dem Stiftungen zu folgen haben, voll nach
BKC Treuhand Portfolio S – Wertentwicklung in Q1 zweigeteilt, Januar bis Mitte Februar aufwärts, nach dem Ausschüttungstermin am 15.2. ging es noch um gut 1,5% bergab, im März dann zog der Anteilspreis des Fonds um mehr als 2% an (gestützt durch den Aktienbereich, die Untergewichtung von Anleihen, das Investieren in CAT-Bonds und High Yield-Anleihen, US-Dollar-Anlagen; Quelle: Marktkommentar vom 12.4.2021) +++ WICHTIG aus Stiftungssicht: Die Ausschüttung lag mit 1,60 EUR je Anteil unterhalb der Vorjahre, exakt um 20% niedriger als in 2020, dies dürfte jedoch eine Momentaufnahme sein +++ sehr lesenswerter Quartalskommentar, was wurde im Fonds gemacht? 1) Ausbau der Aktienquote, 2) Abbau der Rentenquote, 3) Aufbau von Anleihepositionen in Australische Dollar und Neuseeland-Dollar, 4) Erweiterung der Alternative-Quote um Volatilitätsinvestments, 5) Aufbau einer Position in physischem Platin
Commerzbank Stiftungsfonds Stabilität A – Wertentwicklung in Q1 leicht aufwärts gerichtet, das heißt der Fonds profitierte von den Themen, die an den Märkten gespielt wurden +++ Corona-Delle damit in nicht ganz einem Jahr überkompensiert +++ die solide Wertentwicklung ist auch dem geschuldet, dass die Allokation auf der Rentenseite (macht mehr als 70% des Fondsvermögens aus) auf bonitätsstarke Emittenten setzt, etwas Deutschland und Frankreich, dies aber akzentuiert um Titel aus Italien, Spanien, Polen oder Irland und ETFs etwa auf High Yield Unternehmensanleihen +++ Kehrseite der Medaille ist der recht niedrige Aktienanteil, mit knapp 20%, was andererseits aber Spielräume lässt, diesen einen Schnaps aufzustocken +++ Im Schwesterfonds Commerzbank Stiftungsfonds Rendite ist der Aktienanteil höher, maximal bei 50% des Fondsvermögens, die Wertentwicklung zeigt hier, dass dies bei reüssierenden Aktienmärkten einen positiven Einfluss hat
CSR Ertrag Plus – Wertentwicklung in Q1 seitwärts, bereinigt um die Ausschüttung leicht aufwärts gerichtet +++ Ausschüttung am 20.1. in Höhe von 1,10 EUR je Anteil, entspricht einer Ausschüttungsrendite von grob 1% p.a., die Stabilität ist dabei entscheidender als deren Höhe +++ der Fonds ist ein Nummer-Eins-Kandidat für alle Stiftungen, die Cashersatzbausteine suchen und ihren zu zahlenden Negativzins in eine Positivrendite ummünzen wollen +++ Aktienquote im Fonds für 2021 leicht rückläufig im Vergleich zu 2020, Restlaufzeiten bei den Anleihen leicht höher als in 2020 +++ 5 Jahresschwankung (=Volatilität) bei knapp 3,99%, aus Stiftungssicht ist die Wertentwicklung damit sehr greifbar +++ sehr lesenswerte Kommentare, die monatlich verfasst werden und die den Blick in die Zukunft schweifen lassen; zuletzt zu den Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Fahrradfahren, beide Themen werden Investmentthemen für die schon laufende Dekade sein +++ mittlerweile existiert eine Q&A-Sektion zum Fonds auf der Website der CSR Beratungsgesellschaft
DJE Zins & Dividende PA – Wertentwicklung in Q1 aufwärts gerichtet, der vor 12 Monaten eingeschlagene Aufwärtstrend wurde vom Fonds schlichtweg fortgesetzt +++ Ausschüttung Ende 2020 lag mit 2,32 EUR je Anteil höher als in den 3 Jahren davor, spricht dafür, dass die Ausschüttungsgüte zulegen konnte +++ Allokation gewichtet Aktien höher als Anleihen, die Einzelaktien legen auch nahe, dass die Ausschüttungsgüte weiter zulegen könnte +++ nach wie vor größtes Gewicht auf US-Papieren, jedoch werden auch Deutschland und China signifikant gewichtet, überhaupt ist die Allokation sehr international, sehr breit, es dominiert auf der Aktienseite keine einzelne Branche, was aus Stiftungssicht wichtig ist, da dies Klumpenrisiken ausschließt +++ Aus dem Marktkommentar März 2021: Technologiesektor (Aktien) wurde reduziert, aufgestockt wurden u.a. Unternehmensanleihen aus den Sektoren Industrie, Technologie und Telekommunikation mit mittlerer Laufzeit auf, innerhalb der Anleihequote des Fonds stieg der Anteil an Unternehmensanleihen leicht, wohingegen der Anteil von Staatsanleihen abnahm
Dual Return Vision Microfinance – Wertentwicklung in Q1 aufwärts gerichtet, Aufwärtsbewegung seit Mai 2020 +++ wichtig beim Fonds die Wertentwicklung seit Auflage, diese beträgt per Ende März 2021 rund 2,25% p.a., Auflage des Fonds war der 25.1.2011, der Fonds feiert also in diesem Jahr Zehnjähriges +++ Übersicht über die monatlichen Wertbeiträge zeigt, dass Stiftungen hier ein sehr stabil funktionierendes Fondsprodukt erwerben, seit Auflage lagen insgesamt nur 6 Monate im Minus, der größte Wertverzehr passierte dabei im März 2020 mit -1,05% +++ steuert zu 11 der 17 SDGs einen Beitrag bei +++ der Fonds ist seit März 2021 zudem als Artikel 9-Fonds gemäß der EU Sustainable Finance Disclosure Regulierung einsortiert = mehr geht nicht +++ Spannend zu lesen: Die Social Impact Corner-News im monatlichen VMF Marktkommentar, im März 2021 zum Mikrofinanzinstitut AMK, das Mikrokredite in Kambodscha vergibt
Morgan Stanley Global Brands Equity Income Fund – Wertentwicklung in Q1 tendenziell seitwärts bis leicht aufwärts gerichtet, Hintergrund ist – ausweislich des Fondskommentars von Ende März 2021 die Sektorallokation im Fonds +++ Wichtiger Hinweis für Stiftungen: Die Ausschüttungshöhe lag für die letzten 12 Monate per Ende März 2021 bei +4,07%, womit das Ausschüttungsziel von 4% erreicht wurde. +++ Die Ausschüttungsgüte kann nur als hoch bezeichnet werden angesichts der gezeigten Auskehrungen an die Anleger +++ Im Fonds war im ersten Quartal 2021 auch Einiges an Aktivität zu sehen, so wurden Unilever komplett veräußert, parallel dazu Positionen in Pernod Ricard und Fox Communication aufgebaut. +++ Spannende Frage aus dem Report: Werden sich Qualitätsaktien gemessen an der jüngsten Underperfomance künftig relativ weniger gut entwickeln? Antwort: Solche Phasen gab es immer, 1998/1999, 2002/2003, 2012/2013, vor allem die Resilienz der Erträge der Qualitätsunternehmen im Fonds ist mittelfristig die Triebfeder.
ZUSAMMENGEFASST
Auch wenn es sich komisch anhört, aber inmitten dieser sehr besonderen Corona-Krise könnte das Umfeld für die Anlage von Stiftungsvermögen weitaus schwieriger sein. Dennoch ist heute heute und morgen morgen, weshalb der Blick auf den einen Stiftungsfonds oder stiftungsgeeigneten Fonds wenig zielführend ist. Letztlich werden wieder diejenigen Stiftungen am besten für das was kommt aufgestellt sein, wenn sie sich auf Ebene eines Fondsportfolios und nicht auf Ebene eines Einzelfonds bewegen. Auf eine Lockdown-Hausse wird eine wieder differenziertere Marktentwicklung folgen, eine solche zeichnet sich bereits ab, und genau dann dürfte es wichtig sein, zu diversifizieren – und eben genau nicht auf die eine Strategie oder den einen Stiftungsfonds zu setzen. Die Herausforderung für Stiftungen ist nicht zu investieren, sondern ordentliche Erträge mit der Nebenbedingung Kapitalerhalt (schöner wäre Kapitalzuwachs) zu erzielen. Ein Fondsportfolio, etwa mit den Club-der-25-Fonds aus der FondsFibel für Stiftungen & NPOs bietet hierfür, ganz gleich wie das Umfeld sich Post-Corona darstellt, keine Garantie, aber doch für Stiftungen und ihre Anforderungen eine relative gute Chance.
Wird fortgesetzt, mit Teil II des Updates zur Frage, wie sich die Club-der-25-Fonds im ersten Quartal 2021 geschlagen haben…