Ein Produkt richtet sich in der Regel an den Bedürfnissen des Kunden aus. Motto: Es geht mit der Zeit. Sonst geht es mit der Zeit. Bei Stiftungsfonds gab es über Jahrzehnte zwei zentrale Verkaufsargumente: Sicherheit und verlässliche Rendite. Beides gibt es so auf dem heutigen Kapitalmarkt nicht mehr, und schon gar nicht in Kombination miteinander. Das bedeutet: Die Fondsanbieter müssen ihre Produkte den Rahmenbedingungen anpassen.
Die Evolution startete mit reinen Anleihefonds, dann wurden Aktien beigemischt, deren Anteil zwar bis zu 30% betragen durfte – die taktische Allokation lag und liegt aber in vielen Fällen weit darunter. Themen wie Emerging Markets oder High Yields sickern erst langsam ins Genre. Aber es gibt Bewegung, und das ist auch notwendig. Der BKC Treuhand Portfolio der Bank für Kirche und Caritas in Paderborn hat zum Beispiel früh damit begonnen, Alternative Investments mit 15% des Anlagevolumens zu nutzen. Ob Mikrofinanz-Projekte oder ausgewählte Anlageformen in Immobilien, die nicht mit dem Finanzmarkt korrelieren, dieses weite Spektrum an Anlagen werden Stiftungsfonds 2.0 vermehrt nutzen müssen. Der Charme für Stiftungen liegt hier darin, dass sie über eine Anlage in solche Fonds ihre eigene Kapitalanlage weiterentwickeln und automatisch durch den Kauf dieser Fonds auf neue Ideen zurückgreifen.
PODCAST
„Stiftungsfonds 2.0“
EIN EISERNES GRUNDPRINZIP
Als Grundprinzip investiert BKC niemals in Anleihen mit negativer Realrendite. Folglich ist der Fonds stärker in höher rentierlichen Schwellenländeranleihen engagiert. Das Rentenportfolio weist im Ergebnis eine vergleichsweise hohe laufende Rendite von fast 3% auf, bei einer Durchschnittsbonität von BBB+. Außerdem erfordert das anhaltende Zinstal eine konstruktive Positionierung bei der Duration. Trotz bereits niedriger Zinsen setzt das Management auf sehr langlaufende Anleihen und auf Mehrertrag aus anderen Währungsräumen. Die Idee hinter einem Engagement in Schwellenländern leuchtet ein. Die wirtschaftliche Prosperität dort ist auf absehbare Zeit höher, auch das bedingt das tatsächlich noch eine Zinspolitik existiert, die diesen Namen auch verdient. Die Volkswirtschaften sind in Asien oder Lateinamerika noch nicht so saturiert wie hierzulande.
Einen hoch interessanten Ansatz, das zu bieten, was Stiftungen heute benötigen, verfolgt ein noch junger Fonds: Der UniInstitutional Stiftungsfonds Nachhaltig, der exklusiv für steuerbegünstigte Anleger erwerbbar ist. Womit bereits zwei Merkmale eines Stiftungsfonds 2.0 genannt sind: Bei der Titelauswahl werden auf Unternehmensebene die SDG (Sustainable Development Goals der UN) berücksichtigt und somit dem Bedürfnis der Stiftungen nach nachhaltigen Anlagen Rechnung getragen, zugleich finden sich durch die Steuerbegünstigung nur gewissermaßen seelenverwandte Anleger im Investorenkreis, die langfristig denken und nicht mit zittrigen Händen in bewegten Börsenzeiten für zusätzlichen Abgabedruck sorgen. Die Anlegerschaft ist also homogen. Daneben stellt die steuerbegünstigte Tranche eine erhebliche Erleichterung der Buchhaltung einer Stiftung dar.
70 ZU 30 WAR GESTERN
Das Anlagekonzept ermöglicht es, an einer Vielzahl unterschiedlicher Assetklassen zu partizipieren. Das Anlageuniversum umfasst dabei globale Aktien und internationale Rententitel. Das heißt konkret, dass sowohl Staatsanleihen, Covered Bonds und auch Unternehmensanleihen ins Portfolio aufgenommen werden können. Bis zu jeweils 20% des Fondsvermögens dürfen in Emerging Markets- oder High Yield-Anleihen investiert werden. Damit bietet der Fonds ein wesentlich breiteres Spektrum als die übliche 70:30-Regelung zu Anleihen und Aktien. Derivate sind ausdrücklich zugelassen, aber ausschließlich zu Absicherungszwecken. Das wird von Stiftungen akzeptiert, im Gegensatz zum Einsatz von Derivaten als strategisches Instrument zur Steigerung der Performance.
TIPP: In unserer #stiftungenstärken-Video-Kolumne haben wir uns mit der 70-30-Regel bei Stiftungsfonds auseinandergesetzt. Film ab!
Die Abkehr von der 70 zu 30-Regel gibt dem ein Mehr an Handlungsspielraum an die Hand, das gut genutzt auch zu einem Mehr an ordentlichem Ertrag führen kann. Und nicht zuletzt wird beispielsweise aktives Aktionärstum betrieben, das heißt dass die Stimmrechte auf Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften, deren Anteile der Fonds hält, proaktiv vertreten werden. Stiftungen erhalten so indirekt Einfluss auf Unternehmen und deren Entscheidungen, und damit agieren sie über den Fondskauf hier kongruent mit ihrer DNA, gesellschaftliche Veränderungen bewirken zu wollen. Auf den Aspekt 2.0 zahlt ferner ein, dass der UniInstitutional Stiftungsfonds Nachhaltig zweimal im Jahr ausschüttet, auch das kommt Stiftungen entgegen, denn deren Liquiditätserfordernisse verteilen sich ja auch über das Kalenderjahr hinweg. Entsprechend muss die Ausschüttung nicht unbedingt nur einmal im Jahr erfolgen, zumal größere Beträge heute unter Umständen auf dem Girokonto liegend mit Strafzinsen belegt werden.
ZUSAMMENGEFASST
Stiftungsfonds bzw. stiftungsgeeignete Fonds müssen sich weiterentwickeln und neue Assetklassen so erschließen, dass Stiftungen sowohl vom Risikoprofil als auch der Nachhaltigkeitsqualität des Produktes überzeugt sind. Die beiden genannten Fonds weisen hier in die richtige Richtung, zumal sie auch Facetten wie Alternative Anlagen oder das Engagement als Aktionär mit in ihren Ansatz integrieren.