Stiftungen, hört die Signale

Digitaler werden heißt für Stiftungen einen Anfang zu finden

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Stiftungen und die digitale Welt
Lesezeit: 3 Minuten

Wenn Stiftungen die digitale Welt für sich erobern wollen, stehen sie oft ganz schnell vor ganz vielen Fragen. Stiftungen und ihr Weg in die digitale Welt, das ist weder Einbahnstraße noch Autobahn, und schlecht ausgeschildert ist es zudem auch noch. Genau zu diesem Thema werde ich auf dem von dfv Euro Finance Group und Stiftungsführer veranstalteten Symposium für die Vermögensanlage von Stiftungen am 18.09.2019 in Frankfurt ein paar Gedanken und Anregungen mit Stiftungen teilen.

Stiftungen hierzulande könnten durch die Herausforderungen der digitalen Welt zurückfallen, zumindest sind die Herausforderungen der digitalen Welt so mannigfaltig, dass Stiftungen in jedem Fall einen Kompass brauchen. Eher noch als einen Plan. Eine Studie von betterplace (www.betterplace-lab.org) zeigt diese Herausforderungen sehr schön auf und baut auch gleichzeitig eine Brücke hin zu den Chancen, die Digitalisierung auch für Stiftungen bedeuten kann. Ganz grundsätzlich sind es ja auch zwei Denkstränge, die es anzugehen gilt. Einmal gibt es digitale Tools, die meine Stiftung prozessual besser machen, schlanker machen, und mir als Stiftungsverantwortlichem helfen, das Stiftungshandeln professioneller aufzustellen. Eine Software, die bei der Verwaltung oder Spenderbetreuung unterstützt und datenbankgestützt Mailings vorbereiten lässt, bringt eine Stiftung in jedem Fall voran. Denkt ein Stiftungsverantwortlicher diese einzelnen Verbesserungen weiter, kann er die Stiftung insgesamt professioneller, ja schlagkräftiger aufstellen. Schnell sind es dann Cloud-Lösungen, auf die ich zurückgreife oder Software-as-a-service-Lösungen, mit denen ich mich beschäftigen muss.

Digitale Prozesse machen Stiftungen attraktiver für Nachfolger

Prozesse zu vereinfachen oder auch so aufzusetzen, dass die nachfolgende Generation der Stiftungsverantwortlichen einfach eingearbeitet werden können, ist speziell für potentielle Nachfolger ein wichtiger Punkt: Jüngere Führungskräfte sind es aus der Wirtschaft gewohnt, mit Datenbanken und vor allem mit sauberen Prozessen zu arbeiten. Verschließt sich eine Stiftung dem, macht sie sich nicht unbedingt attraktiver für Menschen, die aus der Wirtschaft in die gemeinnützige Welt wechseln wollen. Sich mit Stiftungssoftware und einer modernen, professionellen Arbeitsumgebung zu beschäftigen beinhaltet für Stiftungen heute zur Gänze durchaus auch existenzielle Fragestellungen. Denn wer mangels attraktiven Umfelds keinen Nachfolger für die Stiftungsgremien findet, der hat die Zeichen der Zeit vielleicht noch nicht richtig erkannt. Neben diesen Basis-Notwendigkeiten sind es aber auch Dinge wie die Kommunikation nach außen, die sich durch die Digitalisierung verändert – und die sich mit Hilfe der Digitalisierung verändern lässt.

Online heißt auch für Stiftungen trial and error

Nach außen zu kommunizieren, heißt für Stiftungen heute eben vermutlich nicht mehr nur das Schreiben des berühmten Dankesbriefes, sondern durchaus auch mal das Aufbauen einer Xing- oder LinkedIn-Gruppe, Social Media-Aktivitäten oder Stiftungsgezwitscher in gewisser Frequenz. Das aber braucht ein neues Denken, denn online zu kommunizieren ist etwas anderes als offline ab und an was verlauten zu lassen. Online zu kommunizieren ist aber auch viel trial and error, denn nicht jedes Tool funktioniert auch für jede Stiftung. Eine Stiftung sollte in einem ersten Schritt einen Ansprechpartner definieren, der sich mit digitalen Wegen der Kommunikation auseinandersetzt. Dann sollte sie ad-hoc-Aktivitäten ausprobieren und bestimmte kontinuierliche Aktivitäten, wie etwa einen Newsletter, danebenstellen. Was sie von ihren Ressourcen her mit Inhalt füllen kann, sollte sie ausprobieren. In einem dritten Schritt ist es aus Stiftungssicht ratsam, als Basis dessen die eigene Website auf Lebendigkeit hin zu durchforsten und dort die Antworten auf die Frage zu verorten, was sie sind, was sie machen und wohin sie wollen. Ein Newsletter ohne eine lebendige Website ist kaum sinnvoll, eine Xing-Gruppe ohne Mitglieder und mit noch weniger Neuigkeiten ebenso.

VERANSTALTUNGSTIPP: Wie eine Stiftung ihren Weg in die digitale Welt findet, wird Thema sein auf dem Symposium für die Vermögensanlage von Stiftungen am 18.09.2019 in Frankfurt. Dort werde ich beispielsweise sämtliche digitalen Werkzeuge aus Stiftungssicht beleuchten und anhand von Beispielen aus der Praxis zeigen, wie es geht, und wie nicht. Alle Informationen dazu finden Stiftungsverantwortliche unter www.dfv-eurofinance.com. Dort können Sie sich auch direkt anmelden, oder Sie schreiben mir an t.karow@stiftungsmarktplatz.eu, dann leite ich Ihre Anmeldung auch gerne weiter.

Zusammengefasst

Die Digitalisierung von Stiftungen hat ganz grundsätzliche und ganz praktische Aspekte. Ganz grundsätzlich machen digitale Tools eine Stiftung handlungsfähiger und professioneller, mit der Folge, dass künftige Generationen von Stiftungsverantwortlichen nicht auf ein entsprechend modernes und attraktives Arbeitsumfeld verzichten müssen. Aus praktischen Erwägungen heraus macht Digitalisierung eine Stiftung schlagkräftiger hinsichtlich ihrer Möglichkeiten, zu kommunizieren oder eben ihre ganz individuelle Geschichte zu erzählen. Aber Storytelling ist nochmal eine andere Geschichte.

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Tobias Karow
ist Gründer und Geschäftsführer von stiftungsmarktplatz.eu und im Stiftungswesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein seit 10 Jahren aktiv. Er ist Herausgeber der FondsFibel für Stiftungen & NPOs, dem führenden Nachschlagewerk für Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds (www.fondsfibel.de), Vorträge hält er vor allem zum Thema ‚Stiftungen und ihr Weg in die digitale Welt‘. Für beide Themen betreibt er den Blog #stiftungenstärken.