Stiftungen brauchen Ausschüttungen. Punkt.

Wieso nicht ausschüttende Fonds einfach nicht die erste Wahl sein können

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Stiftungen brauchen Ausschüttungen.
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Neulich lese ich eine Analyse zu einem spannenden Fondskonzept. Das klingt rund, ESG wird ganz prominent im Ansatz integriert, es gibt sogar zusätzliche Informationsquellen, die Stiftungen helfen, den Fonds zu verstehen. Das dicke Aber folgt dann aber in den Eckdaten: Bei Ertragsverwendung steht thesaurierend, der Fonds schüttet also nicht aus. Es handelte sich hier um einen klassischen Kuckucksfonds.

Das Prinzip ‚Ordentlicher Ertrag‘ hatten wir an dieser Stelle ja schon ein paar Mal beschrieben bzw. veranschaulicht. Es ist dieses Prinzip, das Stiftungen von anderen Anlegern ganz grundlegend unterscheidet, denn sie brauchen ordentliche Erträge, also eine kontinuierlich fließende Ausschüttung. Alles andere ist erst einmal zweitrangig aus Stiftungssicht, und es ist einfach ärgerlich, wenn bestimmte Fondsprodukte thesaurierend aufgesetzt sind und dann trotzdem bei Stiftungen positioniert werden sollen. Aber das Ganze ist nicht nur ärgerlich, es ist aus Stiftungssicht auch in gewisser Weise fragwürdig. Denn wenn ich Stiftungen und deren Belange kenne bzw. vorgebe deren Belange zu kennen, dann darf ein thesaurierendes Fondsprodukt eigentlich nicht die Antwort sein auf die aktuellste Fragestellung aus Stiftungssicht.

DAS STEUERPRIVILEG MUSS VERDIENT WERDEN

Ausschüttungen sind für Stiftungen sakrosankt, sie sind notwendig, um sich das Steuerprivileg auch verdienen zu können. Denn Stiftungen sind – und wir wiederholen uns hier nur – ein steuerbefreites Vermögen, und dieses Steuerprivileg muss verdient werden, durch ordentliche Erträge. Alles was eine Stiftung in der Kapitalanlage anstellt, muss dem zunächst einmal untergeordnet werden, bzw. muss es eine ganz wesentliche Richtschnur für die Veranlagung des Stiftungsvermögens sein. Ohne Ausschüttungen ist alles nichts, also fallen Fondsprodukte ohne Ausschüttung schon erst einmal „hinten runter“, wie man so schön sagt. Sie sind aus Stiftungssicht aber tatsächlich in einem ersten Schritt nur zweite Wahl. Ob dann im Folgenden auch ganz bewusst Fonds als Stiftungsstockinvestment herangezogen werden, diese Frage kann auftauchen, aber zunächst einmal sind andere Fragen relevanter.

HEUTE SO UND MORGEN SO, DAS TAUGT NICHT

Wenn nun ein Fonds nicht ausschüttet, dann erfüllt er ein ganz wesentliches Kriterium nicht, und wenn er das nicht tut, kann das auch nicht durch ein überproportional scharfes Profil etwas beim Themenkomplex ESG aufgefangen werden. Genauso wie es hier wiederum wenig schicklich ist, wenn ein Fonds schlechte Werte bei ‚G‘ mit guten Werten bei ‚E‘ oder ‚S‘ auszugleichen bzw. zu kompensieren. Stiftungen müssen diesen Maßstab anders anlegen, sie müssen fragen nach der Ausschüttung und auch danach, ob das Fondskonzept auf ebenjene Ausschüttungen ausgelegt ist oder nicht. Es nutzt einer Stiftung auch nichts, wenn der Fonds mal ausschüttet und mal nicht, wenn er mal wenig und mal viel ausschüttet. Stiftungen haben kontinuierlich Zahlungen für Ihre Projekte bzw. in der ideellen Sphäre zu leisten, entsprechend brauchen sie Fonds, die kontinuierlich liefern. Mal heute ein bisschen, morgen dann viel und übermorgen gar nichts, das ist nicht stiftungsgeeignet.

AUSSCHÜTTUNGSPOLITIK ERKLÄREN LASSEN

Stiftungsfonds sind hier immerhin von Haus aus darauf ausgerichtet, diese Grundbedingung zu erfüllen, hier können Stiftungen davon ausgehen, dass Ausschüttungen im Zentrum stehen bzw. das Fondshandeln vordergründig auf das Generieren von ordentlichen Erträgen ausgerichtet ist. Stiftungen sollten sich bei der Analyse der Ausschüttungen stets eine Historie kommen lassen, und zwar seit Auflage, sich dazu auch erklären lassen, wie die Ausschüttungspolitik ganz grundsätzlich aufgesetzt ist. Was heißt das? Werden immer alle ausschüttungsfähigen Erträge ausgekehrt oder wird ein Teil als Ausschüttungsreserve „für schlechte Tage“ zurückgehalten? Das sollten sich Stiftungen im Gespräch einfach mal erläutern lassen. Und natürlich sind die Ausschüttungstermine in Zeiten niedrigster Zinsen wichtig, keine Stiftung will ihre kompletten ordentlichen Erträge auf einmal auf dem Konto haben. Oder anders gesagt: Es wäre vielleicht gut, wenn nicht alles auf einmal „reinkäme“.

TIPP: In unserer #stiftungenstärken-Video-Kolumne haben wie zusammengetragen, was einen Fonds zum stiftungsgeeigneten Fonds macht. Film ab!

ZUSAMMENGEFASST

Ohne Ausschüttung ist alles nix. Stiftungen brauchen in erster Linie ordentliche Erträge, da sie sich ihr Steuerprivileg immer wieder aufs Neue verdienen müssen. Dazu braucht es dann Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds, die erklecklich ausschütten und eben jene benötigten ordentlichen Erträge kontinuierlich liefern. Schüttet ein Fonds nicht aus, kann er sich dagegen mit noch so vielen Federn schmücken, er wird immer ein Kuckucksfonds bleiben.