„Wir sind seit 120 Jahren auf dem Markt, haben den 1. und 2. Weltkrieg überlebt und werden auch noch die nächsten Jahre überleben. Wir sind für Menschen da und das wissen unsere Spender.“ Das sagte mir neulich eine große Non-Profit Organisation. Das brachte mich zum Nachdenken, denn wissen Sie was? Recht haben Sie!
Eine steht doch fest, ganz gleich wie die Krise ausgeht: Unser gesellschaftliches Netz der Förderer löst sich nicht von heute auf Morgen auf, bloß weil wir alle zuhause bleiben müssen, ganz im Gegenteil. Aber wir können auch viel aus einer solchen Krise lernen, vor allem, wenn Stiftungen und NON-PROFITS mit einem sehr kleinen Budget agieren müssen, keine Rücklagen gebildet haben und vor allem kein STRATEGISCHES Fundraising betreiben. So fehlt ihnen die Flexibilität und das Geld, um Einbrüche durch die Corona-Krise zu bewältigen. Deshalb ist es JETZT notwendig, Organisationen auf die Zukunft vorzubereiten, denn das ist und war nicht die erste globale Krise, die uns begegnet. Spender müssen auf Vision, Mission und Ziele eingestellt, das Marketing muss flexibel aufgesetzt und Spender in einer adäquaten offline- wie online Kommunikation angesprochen werden.
HAT CORONA EINFLUSS AUF DAS „GESCHÄFT“?
Stiftungen und Andere NON-PROFITS sollten zunächst einmal überlegen, welchen Impact die Corona-Krise auf ihr „Geschäft“ hat. Das bereitet auch auf andere Krisen vor, wie z.B. eine Finanz- und Wirtschaftskrise, Kriege oder andere Pandemien, die sicherlich noch kommen werden. In deren Fällen muss man darauf vorbereitet sein, auf fehlende Mittel zu reagieren und sich auf Zeiten der Erholung vorbereiten, die länger dauern, als geplant.
Jede verlängerte Maßnahme der Bundesregierung die Menschen länger zuhause zu behalten, bedroht die Existenz vieler NPOs. Viele soziale und kirchliche Einrichtungen, die Dienste für Bedürftige anbieten, riskieren mittelfristig ihre öffentlichen Finanzierungen zu verlieren oder eingeschränkt zu sehen. Da ist es immer gut, einen individuellen Krisenplan in der Schublade zu haben. Nicht zu reden von Kultureinrichtungen, Förderung von Sportvereinen oder Jobtraining für Jugendliche. Aber auch große Organisationen müssen ihr Fundraising auf den neuesten Stand bringen, wenn Spendermärkte wegbrechen, weil sie sich nur noch auf Katastrophen-Spenden einstellen. Dazu gehören z.B. auch Kultureinrichtungen wie Museen, Kulturmessen oder Theater, deren Einbuße der Ticketeinnahmen sie an den Rand des Konkurses bringen. Viele befinden sich da zurzeit in einer verzweifelten Lage. Und wie jeder weiß, Quick wins, also rasche Erfolge, gibt es nicht im Fundraising.
LANGE LISTE VON EINSCHRÄNKUNGEN
Andere, wie z.B. die Obdachlosenhilfe, werden ihren Einsatz verstärken müssen, wenn Menschen ihre Miete nicht mehr bezahlen können oder wie im Falle der Tafel Deutschland werden einige Tafeln schließen müssen, was eine Katastrophe ist für die Bedürftigen. Und Gesundheitseinrichtungen, die kostenlose Dienste anbieten werden sich ebenfalls sehr bemühen müssen, obwohl der Andrang der Patienten steigen wird. Diese Liste ist noch endlos fortzusetzen.
Im Zuge dessen werden Non-Profits Mitarbeiter entlassen müssen und die viele Arbeit auf die noch Übriggebliebenen verteilen. Da gerade NON-Profits auch digital immer noch nicht gut ausgerüstet oder zu wenig gut ausgestattet sind, bietet sich Home-Office kaum an. Das wiederum wird zum Problem, denn viele wissen dann nicht, wie sie in diesen Zeiten adäquat mit bestehenden und potentiellen Spendern kommunizieren sollten.
Schon jetzt sagen uns Stiftungen und Non Profits, dass sie Schwierigkeiten in der Finanzierung ihrer Dienstleistungen haben, Mitarbeiter entlassen und Spenderanfragen beantworten müssen, die so in der Vergangenheit nicht stattgefunden haben. Was im Moment noch Stress ist, kann Morgen schon existenzbedrohlich sein. Lieber sooner als later, also lieber früher als später, darauf reagieren.
WAS KÖNNEN SPENDER TUN?
Welchen Beitrag können aber Spender leisten und die Organisation unterstützen, damit sie ihre wertvollen Dienste fortführen können. Wir brauchen sie – gerade jetzt! Zunächst einmal tun Sie etwas, was Sie schon lange nicht mehr gemacht haben: Greifen Sie zum Telefonhörer und rufen Sie Ihre Groß-Spender, ja, auch die Unternehmen und Erblasser, an. Für eine goldene Regel gilt derzeit das berühmte „Jetzt erst recht“: Rufen Sie an! Sofern Sie weder über E-Mail noch What’sApp noch Social Media verfügen, dann rufen Sie ihre Spender an. Alles andere ist nachrangig.
Rufen Sie an und danken Sie ihnen für Ihren wertvollen Beitrag in der Vergangenheit für Ihre Organisation. Bestätigen Sie ihnen den Druck, unter dem sie stehen (Familie, Dax-Kurs, Gesundheit, Angst). Gegenseitiges Vertrauen und Respekt füreinander ist die Voraussetzung für gute gemeinsame Zusammenarbeit. In einem empathischen, offenen und transparenten Telefonat haben Sie dazu die beste Gelegenheit. Involvieren Sie dabei auch Vorstand und Geschäftsführung!
CHECKLISTE: 9 TIPPS FÜR DAS ZIELFÜHRENDE GESPRÄCH MIT DEM SPENDER
- Versuchen Sie sie zu überzeugen, dass gerade in Krisenzeiten für Sie ihre (zweckungebundenen) Großspenden überlebensnotwendig sind!
- Zeigen Sie ihnen ihre (neuen) innovativen und wirksamen Projekte, die Sie geplant haben, die gerade in der Umsetzungsphase sind und für die Sie Gelder benötigen
- Überzeugen Sie ihre Spender, dass ihre Förderungen gerade jetzt wichtig sind für Ihre Community und das es wichtig ist Arbeitsplätze zu erhalten
- Seien Sie ehrlich und erzählen Sie, wie die Krise Ihre Arbeit beeinträchtigt und fragen Sie sie nach Rat, wie man das lösen kann.
- Bestätigen Sie sie, dass es jetzt der ideale Zeitpunkt ist ihr soziales Engagement in die Realität umzusetzen.
- Vereinbaren Sie mit ihnen, dass alle Evaluationen und Reportings für den Moment ausgesetzt werden können, da sie Zeit und Arbeit kosten, die jetzt in das Fundraising gesteckt werden müssen.
- Bitten Sie sie ganz klar und deutlich nicht nachzulassen in ihren Spenden, auch nicht in der Höhe der Spenden, oder sie sogar zu erhöhen. Der Aktienkurs wird sich wieder erholen, Ihre Organisation vielleicht nicht ohne ihre wertvolle Unterstützung.
- Bitten Sie sie, Ihre Organisation weiterhin zu unterstützen, z.B. auch mit Know How-Transfer.
- Regen Sie eine Allianz an von Spendern, die gemeinsam helfen. Das wäre zum Beispiel auch gut für Unternehmen. Mehrere Unternehmen tun sich zusammen und starten einen Coronavirus Spenden Fund, der gemeinnützige Organisationen, die konkret unter dem Coronavirus leiden, in ihrer Arbeit unterstützt
ZUSAMMENGEFASST
Jetzt ist die Zeit für die Existenzsicherung, aber auch schon vorausschauend, für den Aufbau des strategischen Fundraisings. Spender müssen JETZT mithelfen Stiftungen und Non-Profits zu unterstützen, die den Schwachen und Hilfsbedürftigen helfen, denn damit helfen Sie auch der schnellen Erholung der Gesellschaft von der Krise.