Weil bei Stiftungsfonds Stiftung draufsteht, ist auch viel Stiftung drin. So oder so ähnlich klingt eine Wahrheit, die mittlerweile jedoch einen Bart angesetzt hat. Denn viele Stiftungsfonds sind in einer Zeit konzipiert worden, als der Zins jenseits der 4%-Marke lag, man also durchaus einen sehr konservativen Ansatz wählen konnte. Heute ist das Spiel jedoch ein anderes, weshalb Income-Fonds von Stiftungen nicht mehr nur als Ergänzung ins Blickfeld gerückt werden sollten.
Das Wesen eines Stiftungsfonds ist kein unbekanntes. Er ist ein vorsichtig aufgestellter Mischfonds, mit sehr hohen Renten- und relativ niedrigem Aktienanteil. Weil Stiftungen das so wollten, weil dies ihrem Naturell in der Kapitalanlage am nächsten kam und kommt. So jedenfalls die weitverbreitete Argumentation hinter vielen Stiftungsfonds. Das Dumme ist nur, das der Rentenanteil in diesen Fonds kaum mehr etwas zur Ausschüttung beitragen kann, da das Anleiheprofil so gewählt wurde, dass heute sehr viele negativ rentierliche Anleihen in den Fonds zu finden sind, oder eben Unternehmensanleihen, die nicht im Minus notieren, die aber eben auch nicht ausreichend rentieren, um die Ziele an ordentlichen Erträgen zu erreichen. Aktienseitig wiederum ist den Fonds eine gewisse Vorsicht gemein, sie setzen auf etablierte Titel, auf Titel die man kennt, aber diese Mischung kann die Lücken der Rentenseite nicht mehr gänzlich schließen. Was folgt daraus? Stiftungen erhalten weniger Ausschüttung, egal ob aus einem Stiftungsfonds oder aus einem Portfolio von Stiftungsfonds. Es reicht einfach nicht mehr.
TIPP: In unserer #stiftungenstärken-Video-Kolumne haben wir uns mit der Business Judgement Rule für Stiftungsverantwortliche beschäftigt. Film ab!

PODCAST
„Sind Income-Fonds die besseren Stiftungsfonds?“
INCOME-FONDS WERDEN GESCHÄTZT
Eine mögliche Lösung könnten Fonds sein, die hierzulande lange Zeit gar nicht so richtig bekannt waren, die aber von Anlegern, die ähnlich wie eine Stiftung gestrickt sind, in der Regel sehr hoch geschätzt wurden und werden. Die Rede ist von den so genannten Income-Fonds. Bevor jetzt wieder jemand auf die Idee kommt zu kritisieren, wir würden hier die Income-Fonds zu den neuen Stiftungsfonds hochstilisieren, sei dem entgegnet, dass genau das nicht das Ziel der Ausführungen ist. Wohl aber sollten Stiftungen diese Fondskategorie kennen, zumal deren Ausschüttungspolitik und -konsistenz der vieler Stiftungsfonds tatschlich überlegen ist. Das Erfolgsgeheimnis dahinter ist aber nicht so einfach zu erklären, weshalb Stiftungen bei Income-Fonds genau hinschauen sollten, bevor sie einen solchen für ihre Kapitalanlage auswählen.
Bei den Income-Fonds, die wir zum Beispiel für unsere FondsFibel für Stiftungen & NPOs ausgewählt haben, handelt es sich um Fonds internationaler Anbieter. Das macht mit dem Fonds eines: Er ist deutlich internationaler angehaucht, er ist deutlich weniger stark in Deutschland investiert, er ist deutlich breiter gestreut aufgestellt. Hinter dem AB European Income Portfolio, dem AXA Global Income Generation, dem JPMorgan Global Income und dem Kames Global Diversified Income stehen drei Anbieter, deren Heimat das globale Investmentuniversum ist und die dieses ob ihrer Größe auch bespielen können. AB zum Beispiel ist ein Haus, das in Asien für seine Analysen heraussticht, dort werden die Inhalte der Kühlschränke von Menschen analysiert und daraus geschlossen, in welchem Stadium der Entwicklung diese oder jene Region gerade ist und wie sich dies optimal in ein Portfolio einbauen lässt.

KÖNNER IN EINER KOMPLEXEN WELT
JPMorgan als eine der größten Banken der Welt hat von Haus aus sehr viel Knowhow darin, international nach Renditequellen zu suchen, da das Haus eben international aufgestellt ist. Die Income-Expertise ist so hoch angesehen, dass der JPMorgan Global Income mit mehr als 25 Mrd. EUR Volumen zu den absoluten Highlight-Fonds gehört. Bei Kames Capital wiederum ist es ebenfalls die internationale Expertise, die dem Fonds deutlich anzusehen ist, gleichzeitig finden sich alternative Anlagen etwa aus dem Infrastrukturbereich im Fonds, der für eine Stiftung hierzulande bisher kaum auf dem Radar erschienen ist. Als Tochter von Aegon Asset Management verfügt Kames Capital zum Beispiel auch über ausreichend Erfahrungen mit Stiftungen in den Niederlanden, auch dort werden Ausschüttungen im deutlich positiven Bereich erwartet. Negativzinsen sind auch für niederländische Stiftungen nahezu undenkbar.
Wer sich wiederum den AXA Global Income Generation genauer anschaut, der sieht ebenfalls auf den ersten Blick, dass hier ein globaler Ansatz der Kern ist, um auskömmlich ordentlichen Ertrag zu produzieren. Der Fonds wird mehrstufig gemanagt, das Vorgehen unterliegt mehreren Reflektionsschleifen, bei der Ausschüttung kommen so im Ergebnis seit Jahr deutlich mehr als 3% heraus. Vor allem das Verhalten im letzten Rücksetzer, als die Delle von Ende 2018 sehr rasch aufgeholt und überkompensiert werden konnte, spricht für Disziplin und viel Vertrauen in den eigenen Ansatz. Eckpfeiler, die auch Stiftungen bei ihren Fondsinvestments suchen sollten.
Allen vier Fonds ist gemein, dass sie recht granular streuen, sie also sehr viele Positionen im Portfolio berücksichtigen. So eine Stiftung das Diversifikationsgebot als oberste Prämisse ihrer Kapitalanlage angibt, hier sieht sie es annähernd in Perfektion mit Leben gefüllt. Die Quellen der Ausschüttungen sind neben Anleihen und Aktien eben auch Anlagen etwa aus dem Infrastruktur- oder Immobilienbereich, wobei der AB European Income Portfolio als einziger der drei auf Anleihen setzt, aber eben auch auf Anleihen aus ganz Europa. Hier wiederum müssten sich Stiftungen nicht aus ihrem bisherigen Beritt heraus bewegen, sie würden nur die Entscheidung, welche Anleihen gekauft werden, an einen Fondsanbieter delegieren.
LASST DOCH DIE FONDSLENKER MIT DEM NULLZINS KÄMPFEN
Wenn das Umfeld so herausfordernd ist wie jetzt, dann kann dies noch die beste aller Entscheidungen sein, denn zu glauben, man könnte dem noch selbst Herr werden, dürfte sich schnell als Irrglaube herausstellen. Mario Draghi hat den Kurs der EZB kürzlich zementiert, der Nullzins wird auf Jahre das Geschehen an den Rentenmärkten prägen. Das bedeutet weiterhin Kupons nahe dem Nullniveau und austrocknende Rentenmärkte, was den Zugang zu guten Papieren noch zusätzlich erschwert. Zudem müssen Stiftungen Kursverluste auf der Rechnung haben. Schon wenn die Zinsen wieder über null steigen, werden Bundesanleihen im Kurs deutlich verlieren, diesen Abschlag werde ich als Stiftung buchhalterisch erfassen müssen. Wer in diesem Umfeld reüssieren möchte, braucht Erfahrung, Knowhow und Zugang, und alles zusammen dürften die wenigsten Stiftungsverantwortlichen vorweisen können – bezogen auf die Kapitalanlage.
Will eine Stiftung prüfen, ob ein Income-Fonds etwas „für sie wäre“, dann sollte sie sich entlang folgender Punkte entlanghangeln:
- Die Ausschüttung lag nicht nur in einem der vergangenen 5 Jahre auf erklecklichem Niveau, sondern stetig beispielsweise bei über 4%. Diese Konsistenz der Ausschüttung können Stiftungen erfragen, meist stellen die Anbieter dann einen Balkenchart mit den einzelnen Ausschüttungen der Jahre zur Verfügung.
- Der Fonds hat es geschafft, größere Schwankungen weitestgehend zu vermeiden, und so sie doch entstanden sind, konnten sie zügig wieder aufgeholt werden. Income-Fonds schwanken durchaus auch, aber durch ihre breite Streuung müssten sie derlei eigentlich ganz gut abkönnen. Stiftungen sollten sich eine Drawdown-Übersicht zukommen lassen.
- Der Fonds liefert überdurchschnittlich viele Informationen, das Reporting-Niveau zum Fonds ist hoch. Das ist auch notwendig, denn wenn Stiftungsverantwortliche eine sachgerechte Entscheidung zu einem doch recht komplexen Produkt treffen wollen, dann brauchen sie einen guten Informationsbesatz, der ihnen zeitnah geliefert werden kann.
- Sofern eine Stiftung wert auf ESG legt, sollte sie die Vorgehensweise hier erfragen. Bei den drei genannten Häusern gehört ein ESG-Screening zum Basis-Inventar beim Investment-Ansatz, als Stiftung bekommt man hier also ein Portfolio, das bestimmte Dinge ausschließt und bei dem die Dinge die gemacht werden, schon relativ gute ESG-Werte aufweisen. Das ist wichtig zu wissen, denn gute ESG-Werte das Gesamtportfolio betreffend können womöglich auf eine künftig höhere Resilienz des Fonds gegenüber externen Schocks bzw. Problemen bei Einzelinvestments aus verantwortungsloserem Agieren heraus hindeuten.
- Bei alldem müssen die Stiftungsverantwortlichen den Ansatz des Fonds verstehen. Die Fonds legen international an, sie streuen breit, sie investieren auch in Dinge, die Stiftungen vielleicht nicht so geläufig sind. Dies wird getan, um eine breitestmögliche Diversifikation zu gewährleisten. Die Herangehensweisen im Finden der Investments fußen auf großer fachlicher Expertise, das Abwägen von Investments geschieht auf Basis qualitativer und quantitativer Faktoren. Die Portfolios unterscheiden sich aber signifikant von Portfolien klassischer Stiftungsfonds, das müssen Stiftungsentscheider nachvollziehen und in der Genese zum Fonds dokumentieren.
FOKUS AUF AUSSCHÜTTUNG UND REPORTING-TIEFE
Sind nun Income-Fonds die eierlegende Wollmilchsau für Stiftungen? Nein, das sind sie nicht. Aber sie sind Fonds, die in einem komplexen Umfeld mit ihrem Ansatz die vielleicht zeitgemäßere Antwort parat haben. Und da es verschiedene Income-Fonds-Konzepte gibt, die ob ihrer Leistungsmerkmale stiftungsgeeignet sind, sind Stiftungen nicht an ein Produkt gebunden, sondern können wählen wie zwischen klassischen Stiftungsfonds auch. Ihr großes Plus ist sicherlich der reine Fokus auf die Ausschüttung, das stellt sie allein. Dass sie sich dieses Mehr an Ausschüttung mit einem komplexeren Ansatz „einkaufen“, ist zu einem guten Stück auch dem aktuellen Umfeld geschuldet. Ihre Stiftungseignung ziehen sie aber auch aus einem sehr hohen Reporting-Niveau, wo sie Stiftungsfonds hier und da durchaus etwas voraushaben. Der internationale Einfluss macht sich hier durchaus bemerkbar, jede Stiftung, die eine Präsentation zum AB Europen Income Portfolio, AXA Global Income Generation, JPMorgan Global Income oder Kames Global Diversified Income bekommt, wird wissen, was hier gemeint ist.
Zu einer Abwägung gehört aber auch, Punkte zu nennen, die Income-Fonds unter Umständen fehlen. Ihnen fehlt vielleicht jene Einfachheit, die Stiftungen früher bei Fonds zu schätzen gewusst haben. Ihnen fehlt vielleicht etwas der eindeutige Fokus auf die Stiftungslandschaft, denn sie sind stiftungsgeeignet, aber eben nicht explizit für diese gemeinnützige Klientel konzipiert worden. Und ihnen fehlen aus Stiftungssicht womöglich das deutsche Ankerinvestment Bundesanleihe bzw. Dax-Aktie. Aber, und damit schließt sich der Kreis, genau diese Dinge fehlen wahrscheinlich aus dem Grund, dass auf das Umfeld von morgen heute bereits andere, eben passendere Antworten gefunden werden müssen. Das Stiftungsvermögen auf ein oder zwei Stiftungsfonds, einen Income-Fonds, ein oder zwei ausschüttungsstarke Aktienfonds und einen Immobilienbaustein aufzuteilen, kann so falsch nicht sein, und der Income-Fonds wird dazu beitragen können, verlorenes Terrain ausschüttungsseitig wieder aufzuholen.
ZUSAMMENGEFASST
Income-Fonds sind durchaus stiftungsgeeignet, aber sie sind nicht automatisch die neuen Stiftungsfonds. Ihre Eignung speist sich vor allem aus der Orientierung auf den ordentlichen Ertrag, also die Ausschüttung und dem hohen Informationsniveau, das Stiftungen brauchen, um zu einem Fondsprodukt sachgerecht entscheiden zu können. Mit den Income-Fonds erweitern Stiftungen ihr Arsenal an Lösungen für das absehbar anspruchsvolle Kapitalmarktumfeld, an eine Wollmilchsau-Bewertung wagen wir uns trotz allem noch nicht heran.