Raffiniert wie „Pele“ Wollitz

Der Spiekermann Stiftungsfonds spielt in der 1. Liga – dafür gibt es gute Gründe. „Dachfonds embedded“ zum Beispiel.

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Wie Pele Wollitz
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Mit der klassischen 30:70-Gewichtung von Aktien und Anleihen scheint der Spiekermann Stiftungsfonds ein bisschen aus der Nullzins-Zeit gefallen. Dank der Nutzung mehrerer Renditequellen stimmt das aber keineswegs: Das Sondervermögen ergreift ausgesprochen flexibel Chancen und besitzt eine ansehnliche Ausschüttungsreserve.

Die Spiekermann & Co. AG hat ihren Sitz in Osnabrück, der Stadt des westfälischen Friedens. Dort, am Rande der norddeutschen Tiefebene an der Kreuzung ehedem wichtiger Hanse-Verbindungen handelt man noch mehr als andernorts bodenständig in der Tradition des ehrbaren Kaufmanns. Das Spektakulärste, das Osnabrück in den vergangenen Jahrzehnten zu bieten hatte waren wahrscheinlich die Tore von Claus-Dieter Wollitz, dessen Raffinesse ihm den Spitznamen „Pele“ einbrachte, im Stadion an der Bremer Brücke.

Libero statt Dreierkette, aber Ergebnisse stimmen

Der Stiftungsfonds von Spiekermann will alles andere als spektakulär sein – in der konkreten Umsetzung aber nutzt er unterschiedliche Möglichkeiten taktisch vorteilhaft. So macht es auch nichts, dass das Grundgerüst eher an das Spiel mit Libero als eine moderne Dreierkette erinnert, denn das Fondsmanagement agiert in der Schaltzentrale so raffiniert wie „Pele“ Wollitz. Die Ergebnisse stimmen, wie die Performance von 3,25% % p.a seit Auflage bei deutlich unterdurchschnittlicher Volatilität zeigt.

Aktienquote aktuell nicht voll ausgeschöpft

Prinzipiell hält Spiekermann Aktien und Gold für die aussichtsreichsten Investments derzeit. An der Grenze von 30% Aktienanteil wird dennoch nicht gerüttelt. Mehr noch: In den vergangenen Wochen lag der Anteil eher bei 20% denn am möglichen oberen Ende der Range: „Der Stiftungsfonds zielt auf konservativere Anleger mit geringerer Schwankungstoleranz ab. Aktien lassen langfristig eine höhere Rendite bei höherem Risiko erwarten, jedoch richten wir den Fonds an den Bedürfnissen unserer Kunde und nicht rein nach langfristigen Renditeerwartungen aus“ erklärt dazu Fondsmanager Mirko Kohlbrecher. Man wolle mit dem Stiftungsfonds weniger aktienerfahrene Kunden in deren „ersten Schritt“ begleiten und setze den Fonds als rentenfokussierten Baustein im Portfoliokontext mit ein.

Sondervermögen im Gesamtkontext einordnen

Ob eine Stiftung in einen rentenfokussierten Fonds investieren soll, hängt von den individuellen Zielen der Stiftung ab, befindet Kohlbrecher. „Wir arbeiten mit den von uns betreuten Stiftungen die Ziele aus und haben die Erfahrung gemacht, dass unser konservativer Stiftungsfonds mit einer 70%igen Rentenquote diesen Zielen Rechnung trägt, weshalb wir nicht planen, die Renten-Mindestquote von 70% zu reduzieren.“ In der Tat liege die Aktienquote mit derzeit 21% unter dem Maximum, hierbei müsse jedoch die Goldallokation von gut 6% und ein gewünschter „Liquiditätssockelbetrag“ berücksichtigt werden. „Ergänzend sehen wir in Liquidität einen Optionswert, um von Rücksetzern am Markt partizipieren zu können.“ Das Aktienportfolio selber setzt auf solide Werte: Siemens, PayPal, Cisco, Anthem und Qualcomm bilden derzeit die Top Five.

LESETIPP: Der Spiekermann Stiftungsfonds gehört auch zum Club der 25 auf www.fondsfibel.de, die kompakte Analyse samt Podcast zum Fonds finden Sie hier.

Aktienquote wird über ETFs gesteuert

Die Aktienquote wird je nach gegebener Einschätzung aktiv über ETFs gesteuert. „Wir haben die simple und effiziente ETF-Umsetzung gegenüber Futures und Optionen abgewogen und haben uns aktiv für die direkte, physische und transparenteste Variante insbesondere zur Steuerung in Stressphasen entschieden“ berichtet der Spiekermann-Prokurist. Kollisionen mit Anlagerichtlinien von Stiftungen, die mitunter Branchen oder Länder, die in ETFs auf Indices enthalten sind und nicht einfach ausgeschnitten werden können, sieht Kohlbrecher einstweilen nicht: Man stehe in engem Austausch mit den betreuten Stiftungen und unterliege keinen Einschränkungen in Bezug auf die ausgewählten ETFs.

Im Anleihebereich werden Corporates bevorzugt

Die Fixed Income-Strategie sieht die Bevorzugung von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen vor. Unter den Top-Anleihen im Portfolio befinden sich zum Beispiel Papiere von Apple und Netflix, aber auch kleinere Werte wie Katjes, Air Baltic als Fluglinie oder Cargotec. Wegen der erhöhten Gefahr von Ausfallrisiken, auch wegen der Pandemie, könnte man das unter Risikogesichtspunkten als überraschend einschätzen. Kohlbrecher sieht das nicht so: „Wir prüfen Bilanzrisiken und „controllen“ die eingesetzten Titel eng und ergänzen unseren Prozess durch externe Analyse, weshalb wir erfreulicherweise, seit Fondsauflage, bisher keinen einzigen Ausfall hatten. Durch Corona ist auch das Ausfallrisiken in bestimmten Fällen gestiegen, weshalb die genaue Prüfung weiter an Relevanz gewonnen hat. Bei Air Baltic liegt eine nennenswerte Staatsbeteiligung vor, sodass wir das Risiko im Gesamtkontext für vertretbar halten.“

Optionsgeschäfte bringen steten Performancebeitrag

Wie aktiv der Fonds bewirtschaftet wird zeigt sich an der Aktivität des Managements an der EUREX, wo Stillhaltergeschäfte abgeschlossen werden. „Ja, wir nutzen Optionen über die EUREX aktiv als „bezahltes Limit“ auf Einzeltitelebene, über die Jahre ergab sich dadurch ein Performancebeitrag von ca. 0,2% p.a.“ berichtet der Fondsmanager. Die Prämien aus den Stillhaltergeschäften sind ausschüttungsfähig und erhöhen somit den Anteil der Erträge, die an die Anteilsinhaber ausgeschüttet werden können.

Dachfonds im Stiftungsfonds embedded

In Teilen verfolgt Spiekermann im Fonds auch ein Dachfondskonzept, weil man selbstkritisch hinterfragt, in welchen Bereichen oder Assetklassen die Stärken und Schwächen als Portfoliomanager liegen. „Wir wollen unseren Kunden die Vielfältigkeit des Rentenmarktes nicht vorenthalten, weshalb wir für uns weniger bekannte Nischenmärkte spezialisierte Fonds einsetzen“ sagt Kohlbrecher. Man versucht also, jene Anlagesegmente, die man als attraktiv erachtet, mit externen Fonds abzudecken, „in denen wir wesentlichen Mehrwert durch externe Expertise erwarten.“

Fondsauswahl nach elaboriertem Prozess

Nach Identifizierung eines Segmentes wählt Spiekermann die Fonds anhand quantitativer (Tracking Error, Information Ratio, Fondsgröße, Performance, Max.Drawdown, Track Record, Korrelation zu bestehenden Engagements, Durationssteuerung und weitere) und qualitativen Betrachtungen (Investitionsprozess, Teamansatz vs. Einzelmanager, Analystenanzahl pro Titel, Management Erfahrung und historische Wechsel, Umgang in Stressphasen wie Corona, ESG-Prozess, Schwerpunkt des Anbieters wie zum Beispiel Expertise für asiatische Anleihen und weitere) aus.

Aussichtsreiche Spezialitäten vereint

Derzeit sind eine ganze Reihe von Spezialthemen im Fonds abgedeckt. Größte Position ist ein ETF von iShares. Der iShares Euro Ultrashort Bond UCITS ETF ist ein börsengehandelter Indexfonds, der möglichst genau die Wertentwicklung des Markit iBoxx EUR Liquid Investment Grade Ultrashort Index abbildet. Der ETF investiert direkt in die im Index enthaltenen Wertpapiere. Der Markit iBoxx EUR Liquid Investment Grade Ultrashort Index bietet Zugang zu auf Euro lautenden, ultrakurzen Anleihen mit Investment Grade. Derzeit bietet der Index einen Zugang zu ultrakurzen Unternehmensanleihen mit Laufzeiten bis zu 12 Monaten. Weitere Fonds decken den Bereich chinesische Anleihen, Wandelanleihen und auch Nachranganleihen ab. Zum Teil wird der Aktienanteil im Spiekermann Stiftungsfonds auch über Aktienfonds dargestellt.

Kosten dabei stets im Blick

Dachfonds-Konzept, da stellt sich stets die Frage nach den Kosten, denn die Expertise der verpflichteten Fondsmanager gibt es natürlich nicht für umsonst. „Die Kosten spielen eine Rolle. Deshalb stellen wir uns stets die Frage, ob der externe Fonds eine sinnvolle Ergänzung ist und welche Anteilsklassen die kosteneffizienteste für den Fonds ist“ sagt Kohlbrecher. Die Fokussierung nur auf Kosten sei aber zu kurz gegriffen: „Wenn die eingesetzten Fonds das Portfolio nachhaltig in Bezug auf Korrelation, Risiko oder Rendite sinnvoll und wesentlich ergänzen, liegt dies nicht zuletzt im Kundeninteresse.“

Gold als weitere Beimischung

Neben der aktiven Bewirtschaftung, Stillhaltergeschäften und der Umsetzung eines Dachfondskonzept setzt Spiekermann auch auf Goldinvestments. „Wir investieren im Stiftungsfonds ausschließlich in Gold. Gold war in der Vergangenheit der solideste Anker unter den Edelmetallen. Der Stabilitätsaspekt steht für unsere Allokation im Vordergrund, sofern Gold dazu noch einen positiven Renditebeitrag leistet freut uns dies natürlich“ erläutert der Fondsmanager. Die Gold-Quote lag in den letzten Jahren zwischen 5-6%, derzeit sind 5,62% über Zertifikate in Edelmetall allokiert.

Ausschüttungsreserve sichert Kontinuität im Spiekermann Stiftungsfonds

Der Spiekermann Stiftungsfonds hat bislang in jedem Jahr ausgeschüttet, allerdings ist die Tendenz der Höhe wenig überraschend sinkend. „Die Niedrigzinsphase wirkte sich unweigerlich auch auf die Ausschüttungstendenz aus – vorausblickend zielen wir darauf ab, die Ausschüttung anhand der langjährigen durchschnittlichen Performance auszurichten, woraus sich ein zu erwartender Korridor von 2%-3% ergibt“ umreißt Kohlbrecher die Strategie. Stiftungen seien für die Ewigkeit, weshalb man hohen Wert auf die Reserven für zukünftige Ausschüttungen sowie die Substanz legen und diese weitestgehend unberührt belassen würde. „Als konservativer Treuhänder konnten wir eine nennenswerte ausschüttungsfähige Reserve von ca. 12 EUR pro Anteil, ausreichend für mehre jährliche Ausschüttungen, über die vergangenen Jahre aufbauen.“

Nachhaltigkeit steht nicht im Fokus

Wenn es um Stiftungsfonds geht, liegen die Sustainable Development Goals der UN, umfängliche ESG-Kriterien, die Beachtung der UNPRI und viele weitere Entwicklungen dieses Bereichs nahe. Spiekermann bespielt dieses Thema, setzt sich aber nicht eben an die Spitze der Bewegung. „Wir haben ESG-Kriterien in den letzten Jahren und Monaten weiter in unseren Investmentprozess integriert. Wir prüfen hierbei jeden Titel qualitativ und quantitativ und setzen gewisse Mindestanforderungen“ betont Kohlbrecher. Hierbei werde Spiekermann von einer externen Researchquelle unterstützt. „Dabei kam es in der Vergangenheit mehrfach vor, dass wir Titel aufgrund kontroverser Geschäftspraktiken nicht aufgenommen oder bei einer Veränderung/neuen Nachrichten bei Bestandstiteln verkauft haben.“ Ein Nachhaltigkeitssiegel, wie es viele Stiftungsfonds etwa vom Forum Nachhaltige Geldanlage erhalten, strebt der Spiekermann Stiftungsfonds „auch aufgrund des Einsatzes von externen spezialisierten Fonds“ derzeit nicht an.

ZUSAMMENGEFASST

Der Spiekermann Stiftungsfonds ist ein klassisches Angebot für Stiftungen, die noch nicht besonders erfahren bei der Anlage liquider Mittel an den Börsen dieses Planeten sind – oder die im Rahmen ihrer Portfoliokonstruktion einen defensiven Baustein wünschen. Im Fußball-Jargon würde man sagen, dass das Sondervermögen aus einer gesicherten Abwehr heraus den einen oder anderen Konter wagt, aber nie zu weit aufrückt: Strategisch raffiniert wie einst Pele Wollitz.