Der Pax ESG Multi Asset ist ein Mischfonds wie Tausende andere auch. Einerseits. Doch er performt seit Auflage im Mai 2022 weit überdurchschnittlich im Vergleich mit anderen Mischfonds, vor allem traditionellen Stiftungsfonds. Andererseits. Wie machen das Dr. Björn Borchers und Mirco Himmel mit Ihrem Team von Verida Asset Management, die den Fonds managen? Eine Spurensuche vor Ort an der Michaelisstraße in Hamburg im Schatten des Michels.
Die Stiftungseignung findet sich nicht im Namen des Fonds, bei den Gedanken zur Ausgestaltung vor Auflegung im Mai 2022 spielten Anleger wie Pensionskassen oder Stiftungen aber eine große Rolle, bestätigen Borchers und Himmel: Wie eine möglichst hohe Ausschüttungsgüte erreichen, Werterhalt darstellen und die hohen ESG-Ansprüche vieler Stiftungen erfüllen und gleichzeitig Volatilität und Risiko zähmen? Verida setzt den Anspruch an Performance und Ausschüttung mit einem Ansatz um, der –einerseits – ganz traditionell auf Aktien und Anleihen setzt. Hinzu nutzt der Fonds – andererseits – zusätzliche Ertragsstrategien und setzt als weitere Kernelemente auf globale Diversifizierung, einen auf Ausschüttungsqualität fokussierten Selektionsansatz und – wie es der Name schon sagt – die tiefreichende ESG-Bewertung von Emittenten.
Globaler Ansatz ein Kern der Strategie
Der Reihe nach. Der globale Ansatz stellt ein zentrales Prinzip des Fonds dar. Die aktuelle Situation sei ein hervorragendes Beispiel für dessen Sinnhaftigkeit, erläutert Borchers. Im Moment werde hierzulande das unzureichende Wirtschaftswachstum diskutiert und wieder das Bild von Deutschland als kranker Mann Europas gezeichnet, so der Fondsmanager, „aber international sieht das Wachstum ganz anders aus. Man muss das global betrachten, und deshalb schöpfen wir derzeit die strategische Aktienquote voll aus, liegen zeitweise sogar dank der gegebenen Flexibilität leicht oberhalb der Quote von 60%.“ Der Schwerpunkt liegt aktuell auf den USA, Deutschland macht nur etwa 3% aus – und auch da setzt das Team auf globale Geschäftsmodelle. Das Ergebnis der US-Wahl interessiert bei dieser Allokation in keiner Weise. Borchers und Himmel teilen die Auffassung, der zufolge politische Börsen kurze Beine haben. „Das Wahlergebnis selber wird nicht zu Umschichtungen im Portfolio führen. Später werden wir natürlich analysieren, welche Auswirkungen die jeweilige Politik zeigt.“
ESG in allen drei Säulen von Belang
Durch den globalen Ansatz ist das Investitionsuniversum grundsätzlich maximal weit gefasst. Damit stehen zahlreiche Renditequellen offen: US-Aktien, Emerging Markets, Asien, High Yields, Pfandbriefe, Optionsstrategien mit globalen Basiswerten und so fort. Mit dem umfänglichen ESG-Screening erfolgt der erste Cut. Und der hat es in sich, denn die Regularien weisen in ihrer Vielschichtigkeit eine außerordentliche Strenge auf. Das ist beabsichtigt – weil sie für den Fonds identitätsstiftend sind. Grundlage bilden die Daten von MSCI ESG, hinzukommen die Filter der Pax-Bank, die ethische Grundsätze einfließen lässt. Das führt insbesondere zur Betonung sozialer Parameter im Auswahlprozess. Die seien in zahlreichen ESG-Filtern eher unterrepräsentiert, für den Unternehmenserfolg aber wichtig. Wenngleich die katholische Kirche in Deutschland in den Bereichen Soziales und Governance Ihrerseits Kontroversen aufweist, so ist der Fonds mit der Dreifaltigkeit aus ESG-Vorreitern, ESG-Movern und sozialen Aspekten am obersten Ende dessen zu verorten, was im Rahmen des Artikels 8 der Offenlegungsverordnung umzusetzen möglich erscheint.
ESG-Qualität Basis der Performance
Für Borchers sendet das ESG-Setting des Fonds eingedenk der bislang herausragenden Performance die klare Botschaft, dass die nachhaltige Ausrichtung eines Portfolios nicht nur keine Performance-Nachteile zeitigt, sondern als Basis einer Outperformance wirkt. „Natürlich muss man sagen, dass die bisherigen Ergebnisse des Fonds am oberen Rand dessen liegen, was mit dem Konzept zu erreichen ist. Dennoch gilt es zu betonen: Nach unserer Einschätzung besitzt die strikte ESG-Umsetzung einen wichtigen Anteil am Erfolg.“ Kleiner Exkurs: Um diese nachhaltige Ausrichtung möglichst unverwässert umzusetzen verzichtet Verida bislang weitgehend auf die Beimischung von Zielfonds für Satellitenthemen. Das ist, so Himmel, auch eine Kostenfrage. Wichtiger wiegt allerdings die Schwierigkeit, Zielfonds zu identifizieren, die das gleiche stringente ESG-Niveau aufweisen, insbesondere im Bereich sozialer Indikatoren. „Wir schließen die Nutzung für die Zukunft aber nicht grundsätzlich aus, die Regulatorien des Fonds lassen die Einbindung von Zielfonds bis zu 10% zu“, so Borchers.
Die Selektion der Einzeltitel
Die Selektion der Einzeltitel im Aktien- und im Anleihebereich im Anschluss an das ESG-Screening erfolgt mit dem Fokus auf Ausschüttungsfähigkeit. In jedem Fall verfolgt das Fondsmanagement einen granularen Ansatz, es werden in beiden Assetklassen jeweils etwa 120 Titel gehalten. Auf der Aktienseite stehen Dividendentitel im Fokus. Wenn man so will setzen die Manager in Teilen eine „Dividendenfonds embedded“-Strategie um mit Titeln, die aktuell gute Dividenden zahlen: „Hier ist zum Beispiel Home Depot als Wert zu nennen“ erläutert Borchers. Natürlich finden sich auch Unternehmen im Fonds, von denen überdurchschnittliches Dividendenwachstum erwartet wird.
Wie ist das mit den Magnificent Seven?
„Wir investieren nicht gezielt in Trends oder Branchen, sondern in Unternehmen, die unseren Ansprüchen an ESG sowie weiteren Faktoren wie Ertragsstärke und Bewertung genügen“ verdeutlicht Borchers. Tesla zum Beispiel würde nie im Portfolio landen, da die Verstöße im sozialen Bereich zum sofortigen Ausschluss führen, und auch Meta sei aus Nachhaltigkeitsgründen nicht akzeptabel. Mit Microsoft, Nvidia und Amazon findet sich aber ein Trio aus den Magnificent Seven in den Top Ten des Portfolios. Das unterstreicht das Funktionieren des Auswahlprozesses. „Bei Nvidia haben wir seinerzeit tatsächlich länger abgewogen, aber es waren angesichts der Wachstumsaussichten noch akzeptable Bewertungen für uns“, sagt Borchers.
Aktive Bewirtschaftung der Anleihen
An die Emittenten der Anleihen werden die gleichen hohen ESG-Anforderungen wie im Aktienbereich gestellt. Borchers und Himmel betonen, dass die aktive Steuerung des Anleiheportfolios wichtiger Bestandteil des Erfolgs sei. „2022 zum Beispiel lag die Duration zeitweise nahe Null.“ Die Übergewichtung von Unternehmensanleihen wurde inzwischen reduziert, weil sich die Spreads eingeengt und Anleihen staatlicher Stellen an Attraktivität gewonnen haben. Die Duration wurde deutlich verlängert, wie einige andere Stiftungsmanager wählten auch Borchers und Himmel die Strategie, unter Wasser stehende Anleihen zur Not bis zur Endfälligkeit zu halten statt sie mit Abschlägen zu verkaufen. Inzwischen wurden zahlreiche länger laufende Anleihen mit attraktiven Coupons ins Portfolio eingegliedert. Als besonders sinnvoll erachten die Fondsmanager Green Bonds und das wachsende Segment der Social Bonds. Das Risiko-Rendite-Profil sei attraktiv, zudem könnte direkter Impact generiert werden, „und dies in signifikantem Ausmaß“.
Die Optionsstrategie
Der Verkauf gedeckter Optionen ermöglicht die Vereinnahmung von Prämien. Allerdings ist diese Einnahmequelle bislang nicht forciert verfolgt worden, „denn im Prinzip wollen wir unsere sorgsam selektierten Titel ja behalten.“ Von den etwa 120 Aktien im Portfolio wurden daher bislang weniger als 10% für Optionsgeschäfte genutzt. In der Hauptsache nur dann, wenn eine überdurchschnittliche Optionsprämie winkt. Ohnehin ist diese Strategie in seitwärts laufenden Märkten am wertvollsten, um Zusatzerträge zu generieren, in den zweieinhalb Jahren des Fonds ging es aber volatil zu.
Wie geht es weiter?
„Wir sind unvermindert positiv für Dividendenausschüttungen gestimmt“ blicken Borchers und Himmel positiv in die Zukunft. Die selektierten Unternehmen seien in der Lage, ihre Ausschüttungen mindestens auf dem jetzigen Niveau zu halten und auch auszubauen. Hinzu kommen höhere Einnahmen durch die Coupons. Damit lässt sich die angestrebte Ausschüttungsrendite von 2,5% langfristig darstellen. „Wir wissen wie wichtig zuverlässige Ausschüttungen für Stiftungen sind. Wenn sich der Markt strukturell ändert, sind auch höhere Ausschüttungen denkbar.“ Angesichts derzeit eher sinkender Zinsen seien die 2,5% aber die seriöse Zielsetzung bei absolut vertretbaren Risiken.
Zusammengefasst
Stiftungen, die den Fonds im ersten Jahr gekauft haben, dürfen sich neben den Ausschüttungen bislang über eine Performance von knapp 30% freuen. Die Aussichten sind weiter positiv. Das Konzept funktioniert, und es wird von Verida stringent umgesetzt. Im Mai 2025 dürfte der Fonds weitere Aufmerksamkeit generieren, weil dann die Agenturen mit Ablauf der drei Jahre seit Auflegung ihre Ratings veröffentlichen dürfen – die angesichts der weit überdurchschnittlichen Performance entsprechend positiv ausfallen. Mit den entsprechenden Sternchen versehen erweitert sich der Kreis der Investoren. Die zu erwartenden Mittelzuflüsse werden dann auch zur weiteren Verringerung der Kostenquote beitragen.