Können Sie sich noch an die Zeiten des risikolosen Zinses erinnern? Lange ist es her und es wird auch noch eine ganze Weile dauern bis sowas wiederkommt. In der Zwischenzeit gilt es, andere stabile Renditequellen zu finden, insbesondere für Stiftungen, deren Fokus ja auf dem ordentlichen Ertrag liegt. Infrastruktur könnte hier eine Brücke bauen. Doch Vorsicht – nicht alles hält in Sachen stabile Rendite auch das, was es verspricht.
Das A und O für Stiftungen ist ein kontinuierlich fließender ordentlicher Ertrag. In der Regel stammt dieser aus Zinsen oder Dividenden. Fallen nun Zinserträge merklich geringer aus, und damit kämpft seit geraumer Zeit eine immer größere Zahl von Stiftungen, könnten Erträge aus Dividenden stärker in den Fokus rücken. Wo aber früher Versorger und Telekommunikationsunternehmen stabile Dividendenlieferanten und erste Wahl waren, müssen Stiftungen heute tiefer graben bzw. den Blick weiter schweifen lassen. Außerdem braucht es Aktien, die nicht so stark schwanken und sich gering korreliert zu den Märkten verhalten. Möglichst positiver Ertrag also gepaart mit möglichst geringer Volatilität, solche Titel sind aus Stiftungssicht zu favorisieren. Aber gibt es diese Aktien überhaupt? Gibt es Aktien, die kontinuierlich ordentliche Erträge in Form von Dividenden liefern, weil die dahinterstehenden Geschäftsmodelle fortwährend stabile Gewinne produzieren können? Ein Sektor, der angesichts dieser Anforderungen ins Blickfeld rückt ist die sogenannte Kerninfrastruktur.
Auf Autobahn wird immer gefahren
Was sich hinter Infrastruktur verbirgt, ist schnell erklärt. Zu Kerninfrastruktur gehören nicht die klassischen Erbauer von Infrastruktur. Vielmehr geht es bei Kerninfrastruktur um Unternehmen, die Netze aller Art betreiben: Seien es Strom- und Kommunikationsnetze, Flug und Seehäfen oder auch Tunnels und Mautstraßen. All diese Netze werden auch genutzt, wenn die Konjunktur mal lahmt oder die allgemeine Nachfrage mal sinken sollte, denn Wasser und Strom fließen immer. Von daher ist auch die Abhängigkeit von Rohstoffpreisen relativ gering. Das macht Netzbetreiber so besonders. Sie erwirtschaften sehr gleichmäßige Cashflows und das über einen sehr langen Zeitraum, da die geschlossenen Verträge in der Regel eine sehr lange Laufzeit haben. Dazu kommt, dass viele Nutzungsverträge auch feste Klauseln für regelmäßige Preisanpassung auf Basis der allgemeinen Preisentwicklung haben. Das wirkt wie ein eingebauter Inflationsschutz. Nicht zuletzt ist die Wettbewerbssituation relativ eingeschränkt, die Markteintrittsbarrieren sind also relativ hoch: Denn da wo bereits ein Stromnetz existiert, wird nicht ohne weiteres ein zweites daneben gebaut. Quasi hat man es mit Monopolisten zu tun, die in einer eingeschränkten Wettbewerbssituation agieren. Auch das verstetigt die Ertragsströme von Infrastrukturunternehmen und unterscheidet sie von anderen Infrastukturunternehmen, wie beispielsweise Kraftwerkebetreiber, Fluggesellschaften und Telekommunikationsunternehmen.
Infrastruktur ist Rückgrat, nicht Trend
Dabei ist Infrastruktur kein kurzfristiges „Trendthema“, ganz im Gegenteil. Kerninfrastruktur ist das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft. Moderne Volkswirtschaften brauchen eine funktionierende Infrastruktur, um prosperieren zu können. China schiebt mit der Neuen Seidenstraße ein gewaltiges Infrastrukturprogramm für Vorderasien an, weil es damit – nicht ganz uneigennützig – die Basis für künftige Prosperität in diesen Ländern legt. In den USA werden das Interstate-Straßennetz und die Energienetze saniert. Dabei greift die öffentliche Hand immer öfter auf den Privatsektor zurück. Schicht und ergreifend deshalb, weil die Staatskassen leer sind, aber Investitionen dringend getätigt werden müssen. Die Urbanisierung in der Welt und der effiziente Umgang mit begrenzten Ressourcen tut ihr Übriges.
Auf was Stiftungen bei Infrastrukturfonds achten sollten
Genau in solche können nun Stiftungen investieren, wenn sie das Thema Infrastruktur in ihrer Anlage berücksichtigen wollen. Dabei sollten es Einzeltitel eher weniger sein, da der Einzeltitel dem Diversifikationsgebot entgegenstehen könnte. Fonds, die in Infrastruktur investieren, gibt es nicht unendlich viele. Stiftungsfonds bzw. stiftungsgeeignete Fonds investieren durchaus auch in einzelne Infrastrukturaktien, aber dort gehören diese Titel dann zu einer Allokation verschiedener Aktien. Reine Kerninfrastrukturfonds sind dagegen rar gesät. Stiftungen sollten bei der Auswahl darauf achten, dass diese Fonds ausschüttend konzipiert sind und dass sie diese Ausschüttungskonsistenz auch schon einige Jahren haben zeigen können. Die Auswahl der Einzeltitel sollte sowohl nach fundamentalen als auch nach ESG-Faktoren erfolgen. Auf performanceabhängige Gebühren sollte der Fonds in jedem Fall verzichten. Nicht zuletzt sollten Stiftungen auf Transparenz, Liquidität und einer klaren Kommunikation mit einem hochwertigen Reporting achten, das aus etwas mehr als dem Factsheet samt Monatskommentar besteht.
Zusammengefasst
Es gibt gute Gründe, warum Versicherungen und Pensionskassen zu Infrastrukturinvestments greifen – und warum es Stiftungen ihnen nachmachen sollten. Packt man ausgewogen börsennotierte Kerninfrastrukturwerte aus möglichst vielen Regionen in Form eines Fonds zusammen einen Korb, werden sie schnell zum defensiven Baustein bei der Aktienanlege, wie ihn jede Stiftung heute zumindest kennen sollte. Brücken in die Ewigkeit sind Infrastrukturaktien deshalb noch nicht, aber auf jeden Fall langfristig sehr sinnvolle Anlagen.