In der Welt von Kohl, Hasselhoff und dem tanzenden Wolf

Als der Merck Finck Stiftungsfonds das Segment der Stiftungsfonds begründete

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Fondswoche - Merck-Finck-Stiftungsfond
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Anlässlich des Tags der Stiftungen am 1. Oktober 2019…

Es war eine andere Welt damals. Der deutsche Kanzler hieß noch Helmut Kohl, die USA schmiedete gerade eine Koalition gegen Saddam Hussein und dessen Armee. Auch gab es die Sowjetunion noch – und ja, auch Zinsen auf Spareinlagen. In dieser Welt begründete der Merck Finck Stiftungsfonds am 1. Oktober 1990, also zwei Tage vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, das Segment der Stiftungsfonds.

PODCAST
„ Als der Merck Finck Stiftungsfonds das Segment der Stiftungsfonds begründete “

Als das Handy noch 3 Kilogramm wog und der HSV ein Spitzenteam der Fußball-Bundesliga war, als sich Deutschland über Werner Beinhart amüsierte und Kevin Costner mit dem Wolf zu Oscar-Ruhm tanzte, besang David Hasselhoff auf der Mauer den Weg der Freiheit und war damit eindeutig derjenige, dem wir Deutschen den Fall der Mauer zu verdanken haben – abgesehen von den Millionen Deutschen in der DDR, die ihrerseits sanft Druck aufbauten.

TIPP: In unserer #stiftungenstärken-Video-Kolumne haben wir zusammengetragen, was einen Fonds zum Stiftungsfonds bzw. stiftungsgeeigneten Fonds macht. Film ab!

1990 war die Welt noch eine, in der Point Alpha und Fulda Gap Begriffe des Täglichen Lebens waren, heute verbindet man die beiden Begriffe mit der Point Alpha Stiftung und deren Probleme mit dem Niedrigzins (so las ich es jedenfalls jüngst in einem Stiftungsmedium). Was auf 1990 folgte war eine Phase der Euphorie, das Ende der Rivalität der Systeme und eine Welt, die scheinbar einfacher wurde und der alles möglich war. Aber das täuschte. Denn so wie 1997 die Asienkrise die Börsen erschütterte, Russland 1998 Pleite ging und im Jahr 2000 eine Jahrhundertblase an den Börsen platzte, begannen sich die Gewissheiten in der Welt zu verschieben, erst unter der Oberfläche und dann mit der Finanzkrise immer offenkundiger.

DER WIRKLICH ERSTE STIFTUNGSFONDS

Heute reden wir vom Niedrigzinsregime, wir reden vom Negativzins als Zins, wozu ein Politiker einmal meinte: Wenn Negativzins ein Zins ist, dann ist eine Flut eine negative Trockenlegung. Die Welt ist eine andere geworden, und es gibt nicht viele Fonds im Allgemeinen und erst recht keinen Stiftungsfonds, der diese Zäsuren so gut überstanden hat wie der Merck Finck Stiftungsfonds. Schon allein deshalb müssten Stiftungen den Fonds eigentlich kaufen, weil er von allen derzeit am Markt erhältlichen Stiftungsfonds nicht nur gezeigt sondern bewiesen hat, dass er resilient gegenüber externen Einflüssen ist.

Der Merck Finck Stiftungsfonds behauptet sich in dieser Welt. Die Stiftungslandschaft hatte am 1. Oktober 1990 jedenfalls noch ganz andere Sorgen. Sie zählte kaum 10.000 Stiftungen, das Thema Stiftung war ein Randthema, und die Stiftungsrealität sah vor, die Vermögensanlage binnen 10 Minuten an einem Freitag im Dezember für das kommenden Jahr zu erledigen – durch den Kauf von Bundesanleihen, die mehr als die heute heiligen 4% Kupon auszahlten und die so sicher waren wie nichts sonst auf der Welt. Also waren diese Papiere prädestiniert für die Anlage des Stiftungskapitals, wohlwissend dass es auch in Deutschland Phasen gab, in denen mit Schuldverschreibungen des Staates Stiftungen zerstört wurden – etwa durch die Zahlungsunfähigkeit Deutschlands nach den beiden Weltkriegen. Von den einst mehr als 100.000 Stiftungen hierzulande schafften es nur 10% davon, nach den beiden Weltkriegen weiter zu existieren.

BUNDESANLEIHEN, DAS WAR EINMAL

Aber das Kaufen und Halten von Bundesanleihen funktionierte, und so war es durchaus ein Wagnis, einen Fonds speziell für die Bedürfnisse von Stiftungen aufzulegen. Vielleicht hat man beim Münchner Privatbankhaus damals viel Weitblick bewiesen, vielleicht kam man auch dem Wunsch einiger Kunden nach, auf jeden Fall war es eine richtige Entscheidung, denn Produkte wie den Merck Finck Stiftungsfonds mit solch einer Produkthistorie sind heute fast schon eine Rarität. Als der Fonds damals aufgelegt wurde, waren auch die bis zu 30% Aktienanteil etwa fast schon Revolutionäres, denn wenn die Deutschen Anfang der 90er Jahre eines ganz sicher nicht waren dann ein Volk von Aktionären oder ein Volk mit einer Aktionärskultur. Insofern gehörte damals auch Mut dazu, solche Quoten im Konzept vorzusehen, wenngleich diese nur selten voll ausgeschöpft wurden.

Aber dieser Mut hat sich ausgezahlt, denn der Merck Finck Stiftungsfonds lieferte letztlich exakt das, was eine Stiftung von ihrer Kapitalanlage erwartet. Wenig Schmerz und stetig Ertrag. So lassen sich die knapp 30 Jahre seit dem 1. Oktober 1990 zusammenfassen, denn bis auf ein zwei etwas unangenehmere Rücksetzer hat sich der Fonds keinerlei längere Ausfälle geleistet. Zwar mag das Ertragsgebirge langweilig daherkommen, aber Stiftungen suchen ja genau das langweilige, das ihnen Freiraum lässt für die Zweckverwirklichung. Der Fonds ist der beste Beweis dafür, dass Börsenbeben immer nur temporärer Natur waren und dass eine gute und von Zeit zu Zeit angepasste Streuung durchaus langfristig funktioniert – und eben jenen ordentlichen Ertrag abwirft, die Stiftungen brauchen. Natürlich nimmt bei mindestens 70% Anleiheanteil der Ausschüttungsspielraum in Zeiten niedrigster Zinsen, und da ist anhand des Ausschüttungsrückgang auch bereits erkennbar. Konnten 2014 auf den Anteil noch 1,80 EUR oder umgerechnet 4,2% an Stiftungen ausgeschüttet werden, sind es heute noch 0,79 EUR oder kaum mehr 2% Ausschüttung. Der ordentliche Ertrag fließt also nach wie vor, aber er fließt nicht mehr so üppig.

EIN PAAR ECKPFEILER DES PORTFOLIOS

Dennoch stimmt das Setup immer noch, Stiftungen können den Fonds ja auch um einen ausschüttungsstärkeren Income-Fonds ergänzen, dann kommt die Rechnung auch schnell wieder ein Stückchen mehr ins Gleichgewicht. Beim Blick in den aktuellsten Halbjahresbericht fallen einem die fast schon üblichen Dinge, nennen wir sie handwerkliche Unschärfen, ins Auge. Dort sind aktienseitig die Nestlés, Amazons und Exxon Mobils dieser Welt zu finden, die streng genommen teilweise recht problematische Geschäftsmodelle verfolgen und aus Aspekten der verantwortungsbewussten Anlage heraus eigentlich aus einem Stiftungsfonds eliminiert oder zumindest auf den Prüfstand werden müssten. Nestlés Praktiken im Wassermarkt, Amazons Steuerzahl-DNA und Exxons Umweltsensibilität geben zumindest zu denken. Aber klar, Nestlé verspricht Stabilität pur, Amazon bringt n‘ bisschen mehr Performance als andere und eine Exxon-Aktie braucht man ob der üppigen Dividende. Gleiches gilt für die Deutsche Telekom, deren Dividende jedoch steuerbefreit ist, weshalb sie – ebenfalls strenggenommen – nicht in einem Stiftungsfonds enthalten sein darf, da steuerbefreite Dividenden als nicht ordentlicher Ertrag für eine Stiftung eingestuft werden. Darauf wurden Stiftungen zumindest in der Praxis hingewiesen.

Aber das sind Details, die sich durchaus verargumentieren lassen und das gute Gesamtbild kaum trüben. Beim Merck Finck Stiftungsfonds ist es wie mit Willy Brandt, der zum Kapitalismus meinte, das Details vielleicht nicht passten dafür aber das große Ganze passt (Im Gegenteil zum Kommunismus). Tituliert wird der Fonds als Basisinvestment für eine Stiftung, und das kann getrost unterstrichen werden, das hohe Reportingniveau mit Transparenzbericht von Rödl & Partner und das zunehmende Hinzuziehen nachhaltiger bzw. ESG-Kriterien bei der Titelselektion unterstreichen dies. Hätte eine Stiftung von Anfang an ihr Stiftungsvermögen in den Merck Finck Stiftungsfonds investiert, hätte die Wertentwicklung irgendwo jenseits der 2% jährlich gelegen, der maximale zwischenzeitliche monatliche Abschlag lag in den vergangenen 10 Jahren ebenfalls bei rund 2%. Das alles sind Zahlen, die belegen, dass es sich aus Stiftungssicht lohnen kann, an einem Produkt festzuhalten, und dass es sich aus Bnksicht lohnen kann, an einem Konzept festzuhalten.

MEHRERE LACKMUSTESTS BESTANDEN

Der Fonds der Münchner Privatbank hat nicht nur einmal einen Lackmusstest bestehen müssen, er musste mehrmals zeigen, dass das Konzept trotz Marktverwerfungen liefert. Erinnern Sie sich noch an den 10. März 2000? Damals erreichte der Neue Markt sein Hoch, um danach auf dramatischste Weise abzustürzen. Oder als in Japan die Erde bebte und Fukushima nach Kyschtyn nach Tschernobyl den dritten sehr schweren Unfall in einer Atomanlage erlebte? Das waren Ereignisse, die die Welt in Atem hielten und auch veränderten, siehe nur den Atomausstieg hier in Deutschland. Aber wäre es ratsam gewesen, die grundsätzliche Strategie zu wechseln? Sicher nicht, und vielleicht ist genau das das Erfolgsgeheimnis von Fonds wie dem Merck Finck Stiftungsfonds, von denen viele Anleger sagen würden, sei seien Langweilerfonds. Aber genau diese Fonds liefern am Ende am ehesten genau das, was ein Anleger möchte. Und damit auch eine Stiftung.

ZUSAMMENGEFASST

Die Welt war im Jahr 1990 eine andere, sie war eine, in der sich die gelernte Nachkriegsordnung auflöste, Zinspolitik noch Zinspolitik und die Kapitalanlage noch eine einigermaßen überschaubare Angelegenheit war. Der 1. Oktober war für Stiftungen damals noch kein besonderer Tag, heute wissen wir, dass mit dem Tag der Stiftungen der 1. Oktober für die Engagement-Landschaft in Europa ein ganz besonderer Tag ist. So gesehen hatte Merck Finck mit der Auflage des Merck Finck Stiftungsfonds schon sehr früh sehr viel Weitblick bewiesen. Oder vielleicht hatten die Macher ja auch einfach ein wenig zu viel Matthias Reim gehört, der mit seinem Hit Verdammt ich lieb‘ Dich bis Mitte September 1990 an der Spitze der Charts stand – und wollten dann auch einen Fonds auflegen, dem man ein Stiftungsleben lang treu bleiben kann. Bis heute hat das den erstanlegenden Stiftungen von damals jedenfalls nicht geschadet.