Gestatten, Cast, Podcast

Ein paar Punkte, die Stiftungen beim Entwickeln ihres eigenen Stiftungspodcasts helfen

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Gestatten Cast, Podcast
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Was habe ich neulich in einem Podcast gehört? Spotify hat für 100 Mio. EUR den Podcast-Kanal eines Podcast-Stars gekauft, damit dieser exklusiv eben auf Spotify läuft. Das Podcast-Geschäft kommt also so richtig ins Rollen, und die Frage ist absolut berechtigt, ob ein Podcast nicht auch ein Format für Stiftungen ist, ihre Geschichte(n) zu erzählen. Vielleicht hilft ihnen ja die kleine Checkliste, zum Erstellen und Entwickeln eines StiftungsPodcasts, die wir erstellt haben, auch basierend auf unseren eigenen Erfahrungen mit unserem #FreitagsPodcast.

Wenn der Podcast ein Ich hätte, es würde den Podcast vermutlich ganz zu Beginn sagen lassen: Gestatten, Cast, Podcast. Die Assoziation ist klar, 00Silben, mit der Lizenz zum Schachtelsatz. Zum Ausdruck bringen würde diese aber vor allem, dass der Podcast etwas ganz Eigenes an sich hat, so wie jeder Podcast etwas ganz eigenes an sich hat. Das ist vermutlich auch das Charmante an diesem Mediaformat, dass er unheimlich davon lebt, dass Menschen allein sprechen, dass sie miteinander sprechen, dass sie über Aktuelles sprechen, über Vergangenes, über Bewegendes, über Amüsantes. Und noch Vieles mehr.

Was genau soll der Stiftungspodcast erzählen

Genau das wäre Punkt 1 unserer Checkliste, das man sich als Stiftung überlegt, was man in den Podcast packen möchte. Das klingt jetzt nach einem Tipp der Kategorie „Darauf wären wir ja nie gekommen“, aber ganz trivial ist derlei eben doch nicht. Will die Stiftung aus ihren Projekten erzählen, wird sie vielleicht mit Projektpartnern Gespräche führen, oder aber sie erzählt aus der Innensicht, was sich im Projekt getan hat. Sie kann den Podcast auch einsetzen, um den Jahresbericht zu ersetzen, oder aber, um die Aktuell-Rubrik zu ergänzen, mit Eventhinweisen, Spendenaktionen, Messeteilnahmen, Stiftungstagspräsenzen, oder Ähnlichem.

Wofür soll es den Podcast geben

Zu wissen was ich erzähle entstammt also einem Prozess, der stiftungsintern zu bewältigen ist. Er steht zu Beginn des Projekts Podcast, denn ohne das, was erzählt wird, fehlte dem Podcast das Wofür. Der Hörer muss wissen, was er „bekommt“, was ihre Stiftung dem Hörer als Hörangebot anbietet. So dünnbrettbohrig es klingt, aber ohne diesen roten Faden ist der Podcast wie ein grauer VW Golf. Davon gibt es Millionen, aber keiner davon erregt irgendeine Aufmerksamkeit geschwiegen denn Emotion. Entsprechend stehen diese Überlegungen zu den Inhalten am Anfang, gefolgt von jenen zur Frequenz und zur Frage, „wer macht’s und wann“. Diese Bausteine gilt es genau zu planen, zum Punkt Frequenz folgt unser Tipp Nummer 2.

Welche Frequenz darf es sein

Frequenz bedeutet, einen Podcast in einem bestimmten Abstand zu veröffentlichen. Das wiederum bedarf eines Redaktionsplans, der für beispielsweise ein Jahr erstellt wird und auf Basis dessen die Ressourcen geplant werden. Redaktionsplan heißt in der Tat, dass eine Stiftung sich überlegt, welche Themen sie wann in einem Podcast aufgreifen möchte, und schichtet dann die Produktion des jeweiligen Podcasts zeitlich ab. Soll an jedem Monatsende ein Podcast veröffentlicht werden, dann sollte er am Ende der dritten Woche zum Einpflegen fertig sein. Dazu gehört auch, das Bild-Visual entsprechend mit als Teil des Inhalts zu sehen. Wird der Podcast von einer Person gesprochen, kann dies auch in der dritten Woche des Monats passieren, wird ein Gespräch anberaumt, muss dieses sicher in der ersten oder zweiten Woche umgesetzt werden.

N‘ bisschen Technik braucht es schon, aber nicht viel Technik

Diese Überlegungen fließen in den Redaktionsplan mit ein, diese Überlegungen geben aber auch einen Anhaltspunkt über die notwendigen Ressourcen. Was uns zu Punkt 3 unserer kleinen Podcast-Checkliste führt. Natürlich braucht es einen Sprecher, natürlich braucht es Mikro und Aufnahmegerät, und natürlich muss gewährleistet sein, den Podcast samt Bildelement pünktlich auf der Stiftungswebsite (und ggf. noch auf Podcast-Plattformen) einzupflegen. Ohne diesen Ressourcensatz ist ein Podcast nicht seriös zu realisieren, aber dieser Ressourcensatz ist auch überschaubar und vermutlich von sehr vielen Stiftungen zu stemmen. Für das Mikro reicht an ansteckbares Lavaliermikrofon, als Aufnahmegerät tut es auch das Handy. Das wiederum macht den Podcast zu einem sehr schnellen Format, und hier liegt eine zusätzliche Nutzenebene eines Podcasts.

Am Geld scheitert kein Stiftungspodcast

Will ich als Stiftung schnell aus dem Alltag berichten, authentisch, faktenreich, persönlich, dann kann ein Podcast ein sehr zeitgemäßes Format sein. Denn ein Mikro, das gut 20 EUR kostet, ist schnell gekauft, ein Handy ist überall vorhanden, das Bildelement kann mit diesem auch erstellt werden. Einzig das Einstellen auf der Stiftungswebsite und auf Podcastplattformen kostet sicherlich Zeit und Geld, aber ist dies etwas anderes als das Einstellen eines Textes auf einer Stiftungswebsite? Eben, ist es nicht, daher darf ein Podcast an dieser Frage nicht scheitern. Kann dieser Punkt nicht bereitgestellt werden, macht eine Internetpräsenz einer Stiftung ohnehin wenig Sinn. Womit wir bei Punkt 4 unserer kleinen Checkliste wären. Was wir gelernt haben ist, dass ein Podcast umso eher gewisse Hörerschwellen überschreitet, je mehr der Podcast in dieses oder jenes Netzwerk gegeben wird.

Podcast brauchen proaktives Verbreiten

Will heißen: Einen Podcast auf die Stiftungswebsite zu stellen, das ist die Basis, aber er muss via Newsletter, via LinkedIN, via Verband, via Spenderbrief, via Twitter an die Zielgruppe getragen werden. Ohne dieses proaktive Verbreiten kann ein Podcast immer noch ein sehr guter Podcast sein, aber er wird kaum abheben, wie es so schön heißt. Hier sind es manchmal auch Austauschaktionen, die plötzlich verfangen können. Warum nicht mal einen Inhalt mit einer anderen Stiftung tauschen, sie erzählen über den Termin der befreundeten Stiftung, die befreundete Stiftung erzählt in ihrem Netzwerk über ihren Podcast, und schon schweigt sich das gesprochene Wort herum. Oder sie gehen mit dem neuen Podcast auf die Regionalpresse zu, erzählen die Alleinstellungsmerkmale des Podcasts, und schon haben die Journalisten eine Geschichte, die sie vertiefen.

Zusammengefasst

Ein Stiftungspodcast klingt erst einmal nach viel Arbeit. Es braucht die Ideen für den Inhalt, es braucht einen Redaktionsplan, es braucht technische und personelle Ressourcen, etwas Budget für das Publizieren des Podcasts und auch Bemühungen, das Ganze In Netzwerke abseits des eigenen zu tragen. Ok, klingt nach viel, aber glauben Sie mir, diese Punkte stellen sich früher oder später nicht mehr als Hürde dar. Ein Stiftungspodcast sollte von den Möglichkeiten her gedacht werden, und hieraus wird der Mehrwert für eine Stiftung schnell sichtbar. Wie anders kann niedrigschwellig eine oder die Geschichte der Stiftung immer wieder im O-Ton und mit der vollen Emotion erzählt werden? Da ist ein Podcast eine perfekte Ergänzung zum bisherigen, vermutlich textlich getriebenen Außenauftritt. Und spätestens beim Auftritt passt es dann wieder: Gestatten, Cast, Podcast.