Diversifikation, Dekorrelation, Resilienz: Dreifaltigkeit für das Stiftungsportfolio

Die Learnings vom Lupus alpha Investment Fokus 2025

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Die Learnings vom Lupus alpha Investment Fokus 2025
Lesezeit: 5 Minuten

2025 wird ein aufregendes Jahr für alle, die Mittel zu investieren haben. „Unerwartete Schocks“ prophezeit Prof. Dr. Markus Brunnermeier, Princeton University. Und man beachte hier den Plural. Höchste Zeit also für Stiftungen, sich vorzubereiten.

Ansicht Alte Oper Frankfurt.  Foto: Lupus alpha
Ansicht Alte Oper Frankfurt.  Foto: Lupus alpha

Learning 1: Resilienz wichtige Kernkompetenz

Die Investment-Konferenz von Lupus alpha als Treffen vor allem institutioneller Investoren stimmt stets höchstqualifiziert auf das kommende Jahr ein. 2025 wird turbulent, da waren sich die Referenten weitgehend einig. Prof. Dr. Markus Brunnermeier betonte daher die Wichtigkeit der Resilienz. Er machte deutlich, dass Resilienz sich fundamental von bloßer Robustheit unterscheidet. Gesellschaften und Volkswirtschaften sollten nicht den illusorischen Versuch unternehmen, sich gegen sämtliche denkbare Risiken abzusichern. Stattdessen plädiert er für den pragmatischen Ansatz, bei dem Krisen als unvermeidliche und sogar notwendige Katalysatoren für Entwicklung und Innovation verstanden werden. Dieses Argument fällt in den Bereich der Makro-Resilienz. Brunnermeiers Beispiel: Die deutsche Automobilindustrie, die von vielen ja bereits totgesagt wird. Den Befürchtungen, die Branche könnte zu einem Konglomerat von „Zombiefirmen“ degenerieren, trat er entschieden entgegen. Zur Begründung verwies er auf die beeindruckende Regenerationsfähigkeit der Branche, die sich bereits in der Krise der 1990er Jahre bewiesen habe. Die Kombination aus technologischer Exzellenz und dem Vorhandensein innovativer Führungspersönlichkeiten stimmt ihn zuversichtlich für die Zukunft der Branche.

Brunnermeier nutzte auch den Begriff der Mikro-Resilienz. Das kann für ein Stiftungsvermögen wichtig sein. Der Princeton-Professor warnte vor zu eiligen Handlungen nach externen Schocks und hob auf den sogenannten mean-reverse-effect ab. Der sagt aus, dass es statistisch belegt ist, dass Preise nach Schocks sich über den Zeitlauf wieder dem Mittelwert annähern. Maximilian Biagosch, globaler Leiter Real Assets und Leiter Europa (Global Head of Real Assets & Head of Europe) des kanadischen Pensionsfonds CCP sieht Resilienz dann wachsen, wenn man jeden Tag am optimalen Portfolio arbeitet: „Es nutzt nichts, an einem Tag das perfekte Portfolio zu besitzen. Man muss einen klaren Plan verfolgen, wie das perfekte Zielportfolio aussieht – und j e d e n Tag daran arbeiten.“

Prof. Dr. Markus Brunnermeier - Foto: Lupus alpha
Prof. Dr. Markus Brunnermeier – Foto: Lupus alpha

Learning 2: Diversifikation und Dekorrelation wichtiger denn je

Der von Biagosch verwaltete kanadische Pensionsfonds mit einem Vermögen von 650 Mrd USD wurde 1997 gegründet und 2006 der Wechsel von einem passiven zu einem aktiven Management vollzogen, um laut Biagosch resilienter aufgestellt zu sein. Mit dem Strategiewechsel veränderte sich auch das Portfolio, das 1999 zu 100% aus kanadischen Staatsanleihen bestand. Für ihn sind Kanadier eher Risikoavers. Dennoch wurde für den Fonds erkannt, dass nur Risiko bezahlt wird, in erster Linie Volatilitätsrisiko. Aus dem reinen Fixed-Income-Fonds ist heute ein breitest diversifiziertes Portfolio entstanden, das global über zahlreiche Assetklassen streut. Biagosch und seine Kollegen legen über 50% in illiquide Anlagen an, davon einen überschaubaren Teil in Kanada: „Die globale Aufstellung ist gut für Resilienz, macht anpassungsfähig. Dazu stellen wir uns lokal auf und verlassen uns ein Stück weit auf unsere strukturellen Vorteile und unsere Größe.“ In Deutschland und Europa gefalle Biagosch die Komplexität – Struktur, Sprache und Rechtssystem inbegriffen – die Mitbewerber abschrecken würde: „Uns nicht. Wir wollen mit den besten lokalen Partnern zusammenarbeiten. Europa hat strukturelle Schwächen, aber bietet guten Value, dank der Komplexität.“, sagt Biagosch. Trotz aller Risiken bleibt China im Portfolio. Reduzieren, aber nicht abwenden, lautet das Motto. Mit dem breit diversifizierten, globalen Ansatz hat der Fonds in den vergangenen zehn Jahren stets mit mehr als 10%p.a. rentiert.

Maximilian Biagosch - Foto: Lupus alpha
Maximilian Biagosch – Foto: Lupus alpha

Learning 3: Globaler Ansatz wichtiger Punkt der Diversifikation

Wie es im Learning 2 bereits anklang: Globalisierung muss sich im Gesamtportfolio wiederfinden. Wolfgang Ratheiser, seit acht Jahren in führender Funktion (Vice President Corporate Finance & Treasury) bei Porsche und federführend bei der Verwaltung von gut 8 Mrd. EUR federführend mitverwaltet, müssen Portfolios global aufgestellt sein. Illiquide Alternatives machen bei seinem Portfolio 40 % aus. Brunnermeier gibt außerdem das Argument der Politikverschiebung zu bedenken: Die USA isoliere sich unter Trump selber, „der Rest der Welt muss sich neu sortieren“. Folge darf aber nicht ebenfalls eine Isolation sein, vielmehr müsse man in Europa globaler denken. Das gilt für die Politik, aber eben auch für das Investieren.

Learning 4: Anzeichen für Wiederkehren der Inflation

Natürlich stand die Konferenz in Frankfurt auch unter dem Zeichen der Wiederwahl Donald Trumps. Brunnermeiers Analyse der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik unter Trump umfasste mehrere Aspekte, wichtig sei: Die geplanten Ausweisungen illegaler Einwanderer und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, Einfuhrzölle und das ambitionierte Steuersenkungsprogramm würden zu deutlich inflationären Tendenzen führen. Sonja Laud, CIO bei LGIM, formulierte die Gefahr: Laud und merkt an: „Anleihen und Aktien können gut abfedern, aber Inflationssorgen können 2022 zurückbringen und beides sinken lassen.“ In diesem Fall sei Absicherung etwa durch Private Markets angeraten. Für Alexander Raviol, Partner und CIO Derivative Solutions bei Lupus alpha, ein klarer Hinweis, dass Sachwerte mehr denn je ein Muss seien. Wichtig für Stiftungen und ihre in weiten Teilen weiterhin anleihelastigen Portfolios: In 2025 droht das Zinsänderungsrisiko wieder zuzuschlagen!

Learning 5: Big Tech wird profitieren

Dass sich Donald Trump mit Tech-Einflüsterern umgibt – in der „Zeit“ spricht man bereits von Oligarchen – ist auffällig. Deshalb gehen die Experten davon aus, dass die großen Technologiefirmen zu den Gewinnern zählen werden. Für Biagosch ist 1. Generative AI wichtig und war nie Bubble. Wer das denke, wir laut Biagosch böse erwachen. Und 2.: „Die Magnificent 7 sind wichtig für Investoren und vielleicht sogar noch unterbewertet, wenn es unter Trump tatsächlich weniger Regulatorik geben wird.“ Jeffrey Rathke, Präsident des Amerikanisch-Deutschen Instituts an der Hopkins-Universität in Washington und lange im US-Außenministerium tätig schätzt, dass der Fokus der neuen US-Regierung zunächst im Innern liegen wird – gerade in der Deregulation. Das werde BigTech stark befördern. Brunnermeier sieht vor allem Umwälzungen durch privates digitales Geld. Er geht davon aus, dass sich Amazon oder Facebook und weitere ihre eigene Währung schaffen werden, und das weitgehend unreguliert zu ihrem eigenen Vorteil.

Learning 6: ESG bleibt wichtig, vor allem das „G“

Biagosch befindet, dass globale Klimaresilienz allein aus Gründen der Rendite wichtig sei, da Klimarisiken schlicht Geld kosten. Die ESG-Regulatorik hält er für „inkonsistent, unvergleichbar und viel zu teuer“. In seinen Augen brauche es globale Standards für echte Risiken. Grundsätzlich sieht er auch nach dem Sieg von Donald Trump in den USA keine totale Abkehr von erneuerbaren Energien. Eine ähnliche Sicht hat Brunnermeier. Die grüne Transition werde leiden, aber nicht zusammenbrechen. Ohnehin sei sie in den USA weit mehr privat getrieben und weniger staatlich. Außerdem müsse man auch dieses Thema global betrachten. Offensichtlich wurde, dass das Governance-Thema an Wichtigkeit gewinnt: Dort wo weniger Regeln gelten, kommt es umso mehr auf die ethischen Qualitäten der Handelnden an. Schon heute zählen Reputations- oder Compliance-Schäden zu den großen Risiken, dieser Bereich benötigt ab sofort deutlich höhere Aufmerksamkeit.

Stiftungsexperten-Handbuch

Zusammengefasst

Eine zünftige Kapitalmarkt-Achterbahnfahrt ist 2025ff nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern wahrscheinlich. Sich einfach an die Seitenlinie zu stellen geht aber nicht als Lösung durch. Sonja Laud formulierte es so: „Es gibt ja auch ein Risiko nach oben.“ Stiftungen müssen sich wie alle anderen Investoren die Einstellung Biagoschs zu eigen machen und jeden Tag an der Optimierung ihres Portfolios, also an der Diversifikation, Dekorrelation und Resilienz, arbeiten.