„Das globale Fixed-Income-Universum bietet derzeit Chancen

Interview mit Noah Wise, Portfoliomanager des Allspring Global Income Fund

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Interview Allspring
Lesezeit: 5 Minuten

Der Allspring Global Income Fund verfolgt einen flexiblen, globalen Multi-Sektor-Ansatz im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere. Ziel ist es, attraktive laufende Erträge mit diszipliniertem Risikomanagement und breiter Diversifikation zu kombinieren. Der Fonds investiert in alle Segmente des öffentlichen Anleihemarktes – darunter Investment Grade, High Yield, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Schwellenländeranleihen – und nutzt das gesamte globale Spektrum von Zinssätzen, Laufzeiten und Liquiditätsprofilen. Dank dieses breiten Anlageuniversums kann der Fonds ohne Benchmark-Vorgaben investieren und gezielt dort Kapital einsetzen, wo das Management das beste risiko-adjustierte Renditepotenzial sieht.

Risikobereitschaft hat wieder zugenommen

Trotz anhaltender Unsicherheiten sieht das Fondsmanagement die aktuelle Lage als Chance. „Die Anleger scheinen entschieden zu haben, dass der April nur ein schlechter Traum war. Die Märkte stürzten zunächst ab, die Trump-Regierung geriet ins Wanken, besonnenere Stimmen setzten sich durch und der Optimismus kehrte zurück“, heißt es im Marktkommentar. Seit Anfang April hat die Risikobereitschaft zugenommen, während die Risikoaufschläge gesunken sind. Die USA haben ihre Handelspolitik seit dem sogenannten „Liberation Day“ mehrfach überarbeitet, ihre anfängliche Haltung abgeschwächt und den Anlegern Hoffnung gegeben, dass die Auswirkungen weniger gravierend sein könnten als zunächst befürchtet. Es scheint, als hätten die Märkte das Worst-Case-Szenario von Zöllen und Handelskonflikten ausgepreist: „Wir glauben jedoch, dass die Geschichte noch lange nicht zu Ende ist.“

Zölle bremsen Wirtschaftswachstum

Die meisten Handelsabkommen sind noch nicht abgeschlossen, mit dem Vereinigten Königreich wurden lediglich vorläufige Vereinbarungen getroffen. Gleichzeitig werden Zölle verhängt, die das Wirtschaftswachstum vermutlich bremsen. Präsident Trumps Kritik an der EU und Apple Ende Mai unterstreicht die Unberechenbarkeit seiner globalen Handelspolitik. „Die Märkte haben sich vielleicht angepasst, indem sie sich dem schlimmsten Szenario gestellt und dann davon zurückgezogen haben – aber das bedeutet nicht, dass es keine Konsequenzen geben wird“, sagt Noah Wise. „Selbst Zölle im Bereich von 10–20 % würden einen erheblichen Bruch mit jahrzehntelanger US-Politik darstellen. Die Unsicherheit wird zusätzlich durch das Urteil des U.S. Court of International Trade verstärkt, wonach Trumps Zölle, basierend auf einem Gesetz von 1977, rechtswidrig verhängt wurden. Obwohl die Regierung Berufung eingelegt hat und die Zölle vorerst bestehen bleiben, trübt der Rechtsstreit die Aussichten.“

Herabstufung als nachlaufender Indikator

Im Mai stufte Moody’s die Kreditwürdigkeit der USA von Aaa auf Aa1 herab – nach der Herabstufung durch S&P vor fast 14 Jahren. Die Herabstufung, ausgelöst durch Bedenken hinsichtlich der nicht nachhaltigen fiskalischen Entwicklung der USA, erfolgte, während der Kongress an dem sogenannten „big, beautiful bill“ arbeitete, was Anleger dazu veranlasste, sich von langfristigen US-Staatsanleihen zurückzuziehen. Obwohl die langfristigen Renditen nach der Herabstufung stiegen, spiegelten sie wahrscheinlich eher makroökonomische Kräfte wider als die Ratingmaßnahme selbst. Herabstufungen sind in der Regel nachlaufende Indikatoren, und Moody’s war die letzte große Agentur, die den USA das Triple-A-Rating entzog. Dennoch verstärkte die Herabstufung die anhaltend negative Stimmung gegenüber US-Renditen – insbesondere da starke Wirtschaftsdaten und nachlassende Handelsspannungen zusätzlichen Druck ausübten. Interessanterweise – und aus Sicht des Fondsmanagements eher ungewöhnlich – schwächte sich der USD parallel zu den langfristigen US-Staatsanleihen ab, was die Unzufriedenheit der Anleger mit inkonsistenter Zollpolitik und die Erwartung einer erhöhten Schuldenaufnahme widerspiegelt.

Im Interview mit Stefan Preuß, Chefredakteur von #stiftungenstärken.de, erläutert Noah Wise die aktuelle Lage und die daraus abgeleitete Fondsstrategie.

#stiftungenstärken.de: Angesichts der vielen Unsicherheiten – ist es derzeit sinnvoll, in Rentenfonds zu investieren?

Noah Wise: Wir sind überzeugt davon und antworten mit einem klaren Ja. Das globale Fixed-Income-Universum bietet derzeit Chancen, die selten sind: Erstens ermöglichen historisch hohe Renditen wieder attraktive Ertragspotenziale. Der Markt ist von rund 20 Billionen USD im Jahr 2000 auf über 70 Billionen USD gewachsen – mit verbesserter Liquidität und größerem Diversifikationspotenzial. Die aktuelle Marktphase eignet sich besonders gut für Strategien, die flexibel auf Veränderungen reagieren können und nicht an starre Benchmarks gebunden sind.

#stiftungenstärken.de: Wie wichtig sind aktives Management und die Vermeidung von Benchmarks für den Erfolg des Fonds?

Noah Wise: Anders als Aktienindizes basieren Rentenbenchmarks nicht auf wirtschaftlicher Stärke, sondern auf dem höchsten Emissionsvolumen. Besonders in der Niedrigzinsphase haben viele Emittenten ihre Laufzeiten verlängert. Passive Investoren hielten daher 2022 – bei stark steigenden Zinsen – hochzinsabhängige Portfolios. Der Allspring Global Income Fund vermeidet solche strukturellen Risiken durch aktives Management, sektorübergreifende Allokation und taktische Steuerung der Duration.

#stiftungenstärken.de: Gibt es datenbasierte Hinweise auf eine risiko-adjustierte Outperformance?

Noah Wise: In den vergangenen Jahren hat die Strategie überdurchschnittliche Renditen bei geringerer Volatilität im Vergleich zu Standard-Benchmarks (z. B. Bloomberg US / Global Aggregate) erzielt. Der Fonds hat diese Benchmarks um mehr als 2 % p. a. übertroffen. Die Performancebeiträge stammen aus verschiedenen Regionen und Sektoren, darunter Investment Grade, High Yield, USA, Europa und Schwellenländer. Die Performance-Attribution bestätigt die konsequente Nutzung der gesamten Fixed-Income-Plattform von Allspring.

#stiftungenstärken.de: Was unterscheidet den Fonds vom breiten Markt?

Noah Wise: Erstens der taktische Anlagehorizont: Mit einem rollierenden Sechs-Monats-Horizont kann der Fonds schnell auf Marktveränderungen reagieren und Investmentthesen laufend neu bewerten. Zudem profitiert der Fonds von seiner optimalen Größe, die Zugang zum gesamten globalen öffentlichen Anleihemarkt ermöglicht, ohne durch illiquide Positionen oder übermäßige Konzentrationen eingeschränkt zu sein. Am wichtigsten ist der unbeeinflusste Allokationsprozess. Er ist nicht vorgeprägt durch Regionen, Sektoren oder Zinssensitivitäten, sondern folgt strikt dem Ziel, Kapital dort einzusetzen, wo die besten risiko-adjustierten Renditechancen bestehen.

#stiftungenstärken.de: Einige Marktteilnehmer berichten von sinkender Nachfrage nach US-Staatsanleihen, insbesondere langlaufenden, und wachsendem Interesse an europäischen und asiatischen Anleihen. Beobachten Sie denselben Trend?

Noah Wise: Wir sehen Veränderungen bei den Nachfragequellen, aber keine drastischen Veränderungen insgesamt. Beispielsweise gibt es Hinweise darauf, dass asiatische Investoren vermehrt europäische Anleihen nachfragen, da diese auf währungsgesicherter Basis attraktivere Renditen bieten als US-Anleihen. Die Nachfrage nach US-Staatsanleihen bleibt jedoch stark – insbesondere wenn die Renditen 5 % erreichen, was auf eine anhaltende Nachfrage von renditeorientierten Käufern wie US-Pensionsfonds und Versicherern hindeutet.

#stiftungenstärken.de: Welche Chancen sehen Sie für Ihre Strategie angesichts erratischer US-Politik?

Noah Wise: Wir bevorzugen qualitativ hochwertige, liquide Sektoren im globalen Fixed-Income-Markt. Verbriefte Sektoren sind gegenüber Unternehmensanleihen bevorzugt, mit einer Neigung zu Agency MBS und Investment Grade ABS. Die Kreditpositionierung ist vorsichtig, mit einer Präferenz für Investment Grade gegenüber High Yield und europäischem Kredit gegenüber US-Kredit. Wir sind bei der Duration übergewichtet und bevorzugen die 2- und 5-jährigen Laufzeiten, die unserer Einschätzung nach von einer Lockerung der Fed profitieren werden. Es gibt auch ausgewählte Chancen in Schwellenländern wie Brasilien, Kolumbien und Indonesien, unterstützt durch hohe Realrenditen.

#stiftungenstärken.de: Und welche spezifischen Risiken?

Noah Wise: Ein Großteil der ersten Jahreshälfte war geprägt von Anlegern, die inmitten eines äußerst unsicheren politischen Umfelds nach Sicherheit suchten. Viele dieser politischen Unsicherheiten wurden inzwischen geklärt – was von den Märkten mit steigenden Bewertungen gefeiert wurde. Wir glauben jedoch, dass Anleger vorsichtig sein sollten mit dem, was sie sich gewünscht haben. Denn viele dieser Unsicherheiten wurden durch eine Politik gelöst, die wahrscheinlich zu geringerem Wachstum und höherer Inflation führt – insbesondere im Hinblick auf Zölle und Einwanderung.

#stiftungenstärken.de: Die Bedingungen ändern sich schnell. Sind Anpassungen Ihrer Strategie zu erwarten?

Taktische Anpassungen gehören immer zu einem soliden Fondsmanagement, aber wir sind überzeugt, dass der Fonds sehr gut positioniert ist. Der Allspring Global Income Fund bietet Anlegern Zugang zu einer hochflexiblen, global diversifizierten Fixed-Income-Strategie, die aktives Management, klare Risikokontrolle und breite Allokationsfreiheit kombiniert. Genau das verlangt das aktuelle Marktumfeld. Besonders in einem sich wandelnden Umfeld mit höheren Zinssätzen und zunehmender Volatilität stellt der Fonds eine attraktive Lösung für einkommensorientierte und risikoaverse Anleger dar – sowohl als Kerninvestment als auch als diversifizierende Komponente in einem breiteren Portfolio.

#stiftungenstärken.de: Abschließend eine offene Frage: Welche politischen und/oder wirtschaftlichen Entwicklungen stehen derzeit im Zentrum Ihrer Analyse? Worauf achten Sie besonders?

Der Arbeitsmarkt. Der US-Konsument ist ein entscheidender Motor für das globale Wachstum – und er hat sich bisher bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt. Allerdings sind die Ersparnisse aus der Zeit nach Covid inzwischen weitgehend aufgebraucht, sodass die Konsumkraft nun stark vom Arbeitsmarkt abhängt. Die Arbeitsmarktdaten für Juli waren einer der schwächsten Berichte seit Jahren, was darauf hindeutet, dass die politischen Unsicherheiten der ersten Jahreshälfte beginnen, sich negativ auszuwirken. Leider tritt diese Schwäche zu einem Zeitpunkt erhöhter Fragilität am Arbeitsmarkt auf, da die Einstellungsdynamik bereits zuvor nachgelassen hatte. Das deutet darauf hin, dass wir uns an einem kritischen Punkt befinden, an dem ein weiterer Rückgang am US-Arbeitsmarkt deutlich stärkere negative Auswirkungen auf das Wachstum haben könnte als noch vor wenigen Monaten.

Sehr geehrter Herr Wise, vielen Dank für diese Orientierung gebenden Einschätzungen.