In den vorangegangenen Ausgaben und Updates hatten wir eine Reihe neuer Fondskonzepte vorgestellt, die sich direkt an Stiftungen wenden oder vom Konzept her grundsätzlich geeignet sind. Wie haben sich diese Fonds entwickelt? Was lässt sich daraus für Anlagekonzepte für Stiftungen lernen? Diese und weitere Fragen beantworten wir in der folgenden Analyse.
Heemann FU Fonds Bonds Monthly Income
Der Fonds entwickelt sich weiterhin ausgesprochen erfolgreich. Im April wurde eine Sonderzahlung in Höhe von 0,48 zusätzlich zur monatlichen „Standardausschüttung“ in Höhe von 0,25 EUR ausbezahlt. Damit dürften im laufenden Jahr 3,48 EUR pro Anteil ausgezahlt werden. Stiftungen, die zum Ausgabekurs von 100 EUR eingestiegen waren vereinnahmen also eine Auszahlungsrendite von knapp 3,5% – hinzu kommt ein Kursgewinn von 10%, also mehr als Inflationsausgleich.
Das Sondervermögen investiert ausschließlich in festverzinsliche Wertpapiere, überwiegend höherverzinsliche Anleihen, zu mindestens 51% von europäischen Unternehmen aus dem Nicht-Banken-Bereich. Bis zu 25% des Netto-Fondsvermögens können in US-Dollar (USD) oder Schweizer Franken (CHF) denominierten Anleihen angelegt werden, wobei die Währungsrisiken abgesichert werden. Der Anteil an REIT´s sowie Aktien- und Wandelanleihen ist auf maximal 25% begrenzt. Bis zu 10% des Netto-Fondsvermögens können in Anteile von Investmentfonds investiert werden. Zum Stichtag 30.6.21 waren mehr als 60% der Anleihen im Portfolio ohne Rating.
Der Juni 2021 wurde mit einer Performance von +1,14% abgeschlossen und laufende Zinserträge nach Kosten von 0,34 Euro pro Anteil erwirtschaftet. Hinzu kommen weiterhin Kursgewinne. Mitte Juni wurde die 22. Ausschüttung von 0,25 Euro pro Anteil geleistet. Der für die nächste Sonderausschüttung im April 2022 vorgetragene und ausschüttungsfähige Gewinn beträgt aktuell 0,30 Euro pro Anteil. Wie schafft das Management solche Renditen? Dazu ein Beispiel aus dem Juni:
Der Fonds hat den Gesamtbestand der 5,5%-UBM Hybridanleihe 18/23/unendl. (WKN A19W3Z) dem Unternehmen erfolgreich zum Rückkauf zu 102,75% angeboten und einen signifikanten Kursgewinn erzielt. Ein Teilbetrag wurde in die Neuemission der 5,5%-UBM Hybridanleihe 21/26/unendl. (WKN A3KSRC) zum Kurs von 100 % reinvestiert.
Fondsmanager Norbert Schmidt dazu: „Wir haben eine positive Einschätzung zur Entwicklung der UBM Development AG. Diese wurde durch die agile Anpassung der Projektpipeline mit dem Fokus auf Wohnen und Büro nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie bestätigt. Die vorzeitige Teilrefinanzierung der Hybridanleihe 2018 war mit einer sehr attraktiven Tender Offer verbunden. Wir haben auf diese Weise einen signifikanten Kursgewinn erzielen können und haben uns zu einem niedrigeren Kurs wieder engagiert – eine Win-Win-Situation.“ Co-Manager Gerhard Mayer nennt konkrete zahlen: „Noch im April 2021 haben wir unsere Position in der UBM Hybridanleihe zu unter par auf zuletzt 400.000 Euro nominal aufgestockt. Nur zwei Monate später einen Verkauf zu 102,75 % umsetzen zu können bedeutet für unsere Investoren einen echten Mehrwert. In die neue Hybridanleihe haben wir 300.000 Euro investiert. Somit haben wir gleichzeitig Kapazitäten geschaffen, unsere Streuung im Gesamtportfolio noch einmal leicht erhöhen zu können.“
Mit einem Durchschnittskupon von etwa 6,0 % bei einer durchschnittlichen Duration von weniger als drei Jahren steht der Fonds hervorragend da. Es ergibt sich ein vergleichsweises niedriges Zinsänderungsrisiko und ein überdurchschnittlicher Inflationsschutz.
Hanseatischer Stiftungsfonds
Der Hanseatische Stiftungsfonds zählt mit einem Volumen von etwas mehr als 5 Mio. EUR zu den kleinsten Sondervermögen. Fondsmanager Sven Putfarken nutzt die Wendigkeit des Fonds und kann gute Performancezahlen aufweisen. In der rollierenden Jahreswertung zum 30.6.21 steht ein Plus von 8,9%, YTD am 28.7. waren 4,73%.
Im Rahmen weiterer Höchststände an den Aktienmärkten hatte Putfarken die Aktienquote im Laufe des Juni reduziert und Gewinnmitnahmen getätigt. „Diese Gewinne wurde neu allokiert, so haben wir unter anderem eine größere Position in Cat Bonds zur
weiteren Diversifikation des Portfolios aufgebaut“ berichtet der Fondsmanager. Cat Bonds, also Katastrophen-Anleihen, werden von Versicherungen und Rückversicherungen begeben, um sich gegen Extremrisiken abzusichern. Der Käufer solcher Papiere trägt das Risiko aus bestimmten, jeweils exakt definierten Naturkatastrophen. Tritt während der Laufzeit keine Naturkatastrophe ein, erhält der Anleger sein Kapital bei Fälligkeit vollständig zurück. Der Investor erhält für dieses Risiko einen vorher fest definierten Zinsaufschlag, der üblicherweise zwischen 5% und 15% beträgt. Cat Bonds unterliegen daher so gut wie keinem Zinsänderungsrisiko.
Der Stiftungsfonds hat natürlich nicht einen einzelnen CAT-Bond gekauft, sondern einen Fonds, und zwar von schweizerischen Spezialanbieter Plenum. Der Anlagefokus des ausgewählten Fonds liegt auf Gefährdungen durch Stürme und Erdbeben in entwickelten Regionen wie zum Beispiel dem Südosten der USA, Westeuropa oder Japan. Der Fonds besitzt die Schwerpunkte in Regionen, die sich durch eine besonders attraktive Risikoentschädigung auszeichnen. Es werden Investitionen bevorzugt, die eine maximale Diversifikation auf regionaler, subregionaler und struktureller Ebene ermöglichen.
Dieses Beispiel verdeutlicht auch die grundsätzliche Aufstellung des Hanseatischen Stiftungsfonds, der ein Dachfondskonzept umsetzt und dabei auch gerne bei spezialisierten Anbietern in Sonderthemen investiert. Der Aramea Rendite Plus ist so ein Beispiel, hier wird in Nachranganleihen aus dem Finanzbereich investiert. Weitere größere Positionen hält Putfarken in Fonds von Jupiter, einen Green Bonds-Fonds von Bantleon oder auch einen Multi Asset-Fonds von Schroder ISF. Insgesamt halten wir den Fonds weiterhin gut für Stiftungen geeignet, zumal sich schon ausschüttungsfähige Reserven gebildet haben.
Conservative Concept Gamma Plus
Der Gamma Plus Absolute Return Fonds dient im Prinzip zwei zielen: Als Cash-ersatz lassen sich Minuszinsen vermeiden, gleichzeitig sichert der Fonds bei Marktschwächen ab, denn dann versprechen die Optionen am meisten Gewinn. Das Sondervermögen besteht aus einem Basisportfolio aus Anleihen staatlicher deutscher und US-Emittenten, sowie einem Derivate-Portfolio (europäische und nordamerikanische Aktienindizes, long und short, aber stets mit long-Überhang) als hauptsächlichen Renditeträger. Merkmal der Anlagestrategie ist, dass stets versucht wird mehr Long als Short Optionen im Portfolio zu halten, und dabei einen Prämienüberschuss zu erzielen. Um das Ziel der Prämieneinnahme zu erreichen, folgt der Anlageprozess einem eigens dafür entwickelten quantitativen Konzept. Der gesamte Investmentprozess erfolgt regelbasiert.
Das Konzept funktioniert am besten bei volatileren Märkten bis hin zu Crashphasen. „Weiterhin zeigt sich eine Bewegungsarmut, die sich, bis auf ein paar kleine Bewegungen zur Monatsmitte, sogar noch ausweitet“ bedauert daher Fondsmanager Markus Buchmann. Dieses nicht sonderlich optimale Umfeld für den Gamma Plus Fonds – das sich allerdings schlagartig ändern und wieder wesentlich interessanter werden kann – ziehe sich nun schon seit vielen Monaten hin. Dennoch erwirtschaftete der Gamma Plus auch in diesen Phasen eine positive Rendite. Im Juni konnte er 0,11% zulegen. „Und, ganz wichtig, die Konvexität auf der Downside ist weiterhin und konstant intakt. Sollte, aus welchen Gründen auch immer, der Markt beginnen deutlich zu korrigieren, so können Sie diesem Szenario mit Gelassenheit entgegen sehen.“
Der Blick auf die Sharpe und die Sortino Ratio unterstützen diese Sichtweise. Bei der „Sharpe“ (hier wird die Überrendite quantifiziert) sollte der Wert idealerweise über 1 liegen. Aktuell liegt er bei 1,30. Die Sortino Ratio berücksichtigt nur den Teil der Volatilität, der von abwärtsgerichteten Bewegungen erzeugt wird – genau hier greift ja die Strategie des Fonds. Die aufwärts gerichteten Bewegungen gelten als günstig und werden mit Null in die Berechnung einbezogen. Im Ergebnis misst und bewertet die Sortimo-Ratio eine mögliche asymmetrische Renditeverteilung. Der Wert sollte möglichst über 2 liegen. Der Gamma Plus liegt hier zurzeit bei 3,88. Sollte es zu einem größeren Crash kommen, wird sich diese Kennziffer wahrscheinlich noch erhöhen. Gleichzeitig sind nur 1,1% des Values at Risk (VaR).
Insgesamt sehen wir Stiftungen bei diesem Fonds weiterhin gut aufgehoben, der Fonds liegt trotz widriger Umstände leicht im Plus, vor allem ist es aber eine gute Absicherung.
Smart&Fair Fonds
Im Mai hat Fondsberater Frank Wettlauffer wie angekündigt zur weiteren Verbesserung der Diversifikation die Anzahl der Aktien von 50 auf 60 erhöht. Konkret handelt es sich dabei um Beteiligungen an dem Bauzulieferer CRH PLC, dem Verpackungshersteller Smurfit Kappa, dem Vermögensverwalter Schroders PLC, dem Gewerbe- und Logistikimmobilienmanager Segro PLC, dem Zeitarbeitsunternehmen Randstad N.V., dem Hersteller von Maschinen zur Chipproduktion ASML Holding N.V., dem Pharmaunternehmen Fagron N.V., dem Technologiekonzern Fujitsu Ltd, dem auf Immobilien, Infrastruktur und Private Equity spezialisierten Vermögensverwalter Capitaland Ltd und dem Medienunternehmen Sanoma Oyj. Zur Finanzierung der Käufe wurden Aktien von 40 Unternehmen verkauft. Darüber hinaus sind wieder endfällige Anleihen reinvestiert worden.
Die Monatsperformance von 0,85 % resultiert vor allem aus dem Beitrag der Aktien in Höhe von 0,72 %. Anleihen lieferten einen Beitrag von 0,15 %. Alle, in der Position „Cash/sonst.“ enthaltenen, Kosten belasteten das Fondsvermögen mit 0,03 %. Insgesamt konnte das niedrige Kostenniveau von 0,43% gehalten werden. Im Juni wurden diverse Aktien verkauft, um die Aktienquote wieder auf 30 % zu senken.
Zu vermelden ist ein eher kurioser Prozessfehler, der zum Verkauf von Anleihen von acht Versorgungsunternehmen geführt hat. Dies, weil sie nicht den Ausschlusskriterien des Fonds entsprechen. Der Grund für den ursprünglichen Erwerb der Anleihen sei ein „technischer Fehler“ bei MSCI ESG Research. Einige Ausschlusskriterien für Unternehmen wurden in den Tabellen von MSCI nicht an die jeweiligen Finanzierungsgesellschaften der Unternehmen übertragen. Entsprechend standen Anleihen dieser Tochterunternehmen für das Fondsmanagement zum Erwerb zur Verfügung, da sie den sonstigen Nachhaltigkeitskriterien des Fonds entsprachen. Der Fehler ist bei der Neuanpassung der Ausschlusskriterien an die Vorgaben des Evangelischen Leitfadens aufgefallen. Bei dem Verkauf der Anleihen wurde ein Gewinn von 23.500 EUR erzielt.
Auch dieser „Fehler“ trägt zur Jahresperformance von bislang 4,41% bei. Insgesamt ist der Fonds also auf Kurs.
Stiftungsfonds ESG Global
Für einen klassischen Mischfonds liefert der ESG Global weiterhin ausgesprochen attraktive Performance ab. Nach 17,87 % (2019) und 7,87 % in 2020 steht der Fonds YTD (27.7.) bei 9,42%. Erreicht wurde dies unter Ausschöpfung des Aktienanteils von 50%. Die vergangenen 10 Monate waren durchweg positiv, der letzte Monatsverlust datiert auf den Oktober 2020. Der Schwerpunkt der Investments liegt derzeit in den USA, unter den größten Positionen finden sich Microsoft, Alphabet, Apple, Rockwell und weitere Größen aus Dow Jones und NASDAQ. Hinzu kommen einige wenige Fonds, unter anderem von der Evangelischen Bank. Bei den Anleihen überwiegen Staatspapiere aus Europa. Zum genannten Stichtag beträgt die Kasse 15%, das heißt, der Fonds hat einen Teil der Gewinne mitgenommen. Die kommende Ausschüttung ist also mehr als gesichert.
Der Fonds investiert unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgedanken wie der Name vermuten lässt weltweit in Anleihen von Staaten und Unternehmen, Aktien und zur Beimischung und Risikoregulierung auch in Immobilien (in Form von REITs oder Aktien von Immobilienunternehmen) und Edelmetalle (in Form von Zertifikaten, Aktien oder Fonds). Zum Stichtag machen die Zertifikate einen Anteil von 4,91% aus. Grundlage der angewandten Nachhaltigkeitskriterien ist der Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlagen in der evangelischen Kirche („EKD-Leitfaden“). Der Fonds ist daher im Sinne des Artikel 8 der Offenlegungs-Verordnung der EU einklassiert.
Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg, und der Stiftungsfonds ESG Global ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch klassische Mischfonds in der gegebenen Kapitalmarktsituation hinreichende Erträge erwirtschaften können. Die erhöhte Aktienquote von 50% ist dabei natürlich hilfreich. Stiftungen werden sich mit dem Fonds auch deshalb wohlfühlen, da mit der Bingo-Umweltstiftung und der Sielmann-Stiftung zwei bekannte Vertreter als Initiatoren und Ankerinvestoren vertreten sind.
Zusammengefasst
Sie gehören zu Recht auf die Ideenliste für das Fondsportfolio einer Stiftung, die „Neuen“ im Stiftungsfonds-Kosmos. Die Stiftungseignung speist sich jeweils aus verschiedenen Quellen, sie bekommen also das Säen und Ernten schon recht überzeugend hin. Das Update zeigt vor allem, dass sich in den einzelnen Fonds in der Regel jede Menge tut bzw. dass die Konzepte entlang dessen entwickeln und eben einfach auf Kurs sind. Was uns bei den einzelnen Fonds künftig verstärkt umtreiben wird ist das Thema ESG, hier ist die Umsetzungstiefe noch verschieden, spannend zu sehen sind gleichzeitig die unterschiedlichen Ansätze in den Informationspolitiken. Die Geschichte des stiftungsgeeigneten Fonds ist eben genau nicht nur eine vom Säen und Ernten.