Neulich las ich in einem Newsletter, dass Stiftungsfonds besonders nachhaltig sind. Sie hätten ESG-Aspekte eher in ihre Anlagepolitik integriert als andere, die Qualität bei ESG sei höher als bei anderen Fonds. An dem Punkt kam ich ins Nachdenken, ob hohe ESG-Qualität auch mit einer hohen Qualität beim ordentlichen Ertrag einhergeht. Entsprechend haben wir bei den größten Stiftungsfonds hierzulande mal hinter die Kulisse geblickt.
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen
ESG-Profil: Shareholder Value hat sich dem Thema
Nachhaltigkeit schon recht umfassend angenommen. Einmal werden
Ausschlüsse auch für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in
Kooperation mit Sustainanlytics erarbeitet, das Unternehmen hebt hier
auch den Aspekt des Risikomanagements explizit hervor. Unternehmen, die
verantwortungsvoller wirtschaften, reduzieren die Risiken aus
problembehafteten Aktivitäten resultierend. Dazu werden UN Global
Compact sowie die Prinzipien für verantwortungsbewusste Investierens
seitens der UN berücksichtigt. Nicht zuletzt gilt für das Haus der
Europäische Transparenzkodex für Nachhaltigkeitsfonds, als Anleger lässt
sich also auf einen Blick erfahren, wie Nachhaltigkeit in dem Fonds
umgesetzt wird. Das hilft Stiftungen schon mal beim Abgleich mit der
eigenen Anlagerichtlinie oder -vorgabe. Würde der Fonds beim Aspekt
„verantwortungsbewusst“ jedoch vollends konsequent vorgehen, würden es
Titel wie Amazon, Apple oder Facebook nicht mehr ins Portfolio schaffen,
überhaupt wäre der Anteil amerikanischer Titel vermutlich etwas
geringer (laut Halbjahresbericht vom 31.3.2019 sind sie aber sämtlich im
Portfolio enthalten). Trotzdem ist das Informationsniveau hoch und die
Titelselektion aus Sicht einer Stiftung heraus durchaus nachvollziehbar.
Ausschüttung: Im Mai und im November zuletzt rund 2 EUR je
Anteil, bezogen auf den Anteilspreis von 114,05 EUR (Stand: 21.7.2019)
ergibt sich daraus eine Ausschüttungsrendite von ansehnlichen 3,5% p.a.
Interessant ist zudem, dass diese Ausschüttung relativ stabil „kommt“,
was Stiftungen ein hohes Maß an Planungssicherheit gibt. An diesem Punkt
lässt sich ein Haken machen.
Wertentwicklung letzte 5 Jahre p.a.: 3,4%; hierbei ist darauf
hinzuweisen, dass der Fonds zuletzt eine kleine Schwäche ausbildete,
diese jedoch begründbar ist mit der hohen Unsicherheit an den Märkten.
Der Argumentation, die Märkte seien reif für eine weitere Korrektur, ist
etwas abzugewinnen.
Fazit: Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen bringt ESG
und Ausschüttung zusammen, wobei ESG vielleicht noch eine Spur
stringenter durchgezogen werden könnte in der Portfolioumsetzung. Auf
manchen relevanten Plattformen wie www.yoursri.de ist der Fonds noch nicht zu finden, dennoch ist das Informationsniveau im Marktvergleich sehr anlegerbezogen.
MEAG Fair Return
ESG-Profil: Als Anlagegrundsatz wird für den Fonds
formuliert, dass „systematisch nachhaltig agierende Aussteller, die
ihren finanziellen Erfolg mit Rücksicht auf Umwelt und Gesellschaft
erzielen, ausgewählt werden“. Übersetzt heißt das, dass für den Fonds in
Kooperation mit MSCI Best-in-Class-ideen in den Fonds einfließen,
untermauert von bestimmten Ausschlüssen klassischer Art (Alkohol,
Arbeitsrechte, Atomenergie, Embryonenforschung, Tabak, Tierversuche,
usw.). Dies trifft aber nur auf Unternehmen zu. Nachhaltigkeit wird
hierbei interpretiert als zukunftsfähige Unternehmenspolitik, ein
Begriff der durchaus in die Nähe von Verantwortlichkeit zu setzen ist.
Das Informationsniveau zum Thema Nachhaltigkeit kann hier noch nicht
ganz mithalten, es gibt hier Konkurrenzprodukte die mehr Tiefe und
Transparenz hinsichtlich ESG zeigen.
Ausschüttung: zuletzt 1,5%, mit sinkender Tendenz; Der Fonds liefert dennoch solide, planbare Erträge für eine Stiftung.
Wertentwicklung letzte 5 Jahre p.a.: 1,35% (Stand: 21.7.2019);
Hierzu ist zu sagen, dass der MEAG Fair Return einer der lieferstärksten
stiftungsgeeigneten Fonds in den vergangenen Jahren war, er aber das
Profil als Allwetterfonds für Stiftungen ein wenig eingebüßt hat
vielleicht ob der etwas zu granularen Streuung. Rücksetzer konnten nicht
vollends aufgeholt werden, wobei die Fähigkeit zuletzt wieder
aufzublitzen schien.
Fazit: Beim MEAG Fair Return kommen ESG und Ausschüttung
zusammen, der Fonds taugt nach wie vor als Basisbaustein für ein
Stiftungsportfolio, vor allem ob seines sehr auf das Reduzieren von
Einzelrisiken ausgerichtete Anlagepolitik. Eine Einschränkung ist jedoch
zu sehen: Sowohl beim Punkt Ausschüttung als auch beim Punkt ESG
bleiben mittlerweile Fragen offen. Das ESG-Reporting-Niveau könnte
besser sein, auch da mittlerweile kein Transparenzbericht von Rödl &
Partner mehr für den Fonds erstellt wird. Bei den Ausschüttungen wird
man sehen müssen, ob das Konzept höhere ordentliche Erträge im Umfeld
des Zinsniveaus hergibt. Aber solides Handwerk sollte andererseits in
keinem Stiftungsdepot fehlen.
Zusammengefasst
Es gibt sie, die Fonds die ESG und Ausschüttung zusammenbringen und hier eine hohes Qualitätsniveau zeigen. Fragt sich nur, ob es immer die großen Fonds sein müssen und ob Stiftungen hier immer gut aufgehoben sind. Bezüglich ESG gibt es noch konsequentere Ansätze, beim Thema Ausschüttung bieten andere wiederum noch etwas mehr. Stiftungen müssen eben auf verschiedenen Ebenen nach Qualität suchen.