Neulich las ich in einem Newsletter, dass Stiftungsfonds besonders nachhaltig sind. Sie hätten ESG-Aspekte eher in ihre Anlagepolitik integriert als andere, die Qualität bei ESG sei höher als bei anderen Fonds. An dem Punkt kam ich ins Nachdenken, ob hohe ESG-Qualität auch mit einer hohen Qualität beim ordentlichen Ertrag einhergeht. Denn darum geht es Stiftungen ja. Ein Blick hinter die Kulissen der größten Stiftungsfonds hilft hierbei.
Deka Stiftungen Balance
ESG-Profil: Im Fonds wird nach Best-in-Class und nach normbasierten Screenings selektiert, ausgeschlossen sind Kontroverse Waffen (wobei die Frage erlaubt sein muss, was nicht kontroverse Waffen sind), Tabak, Waffen, Menschenrechtsverletzungen und Glücksspiel. Zudem müssen der UN Global Compact sowie die ILO-Kernarbeitsnormen eingehalten werden. ESG ist hier also im Ansatz integriert, wird gelebt, im Fonds wird somit ein insgesamt hohes ESG-Niveau erreicht, jedoch wird keine Differenzierung hinsichtlich der einzelnen E-,S- und G-Faktoren getroffen, wodurch ein schlechtes G-Rating bei einem Unternehmen durch gute Werte bei E und S ausgeglichen werden kann. So zumindest liest es sich aus den vorliegenden Unterlagen zum Fonds. Die Deka ist dem Europäischen Transparenz Kodex für Nachhaltigkeitsfonds verpflichtet, das schafft ein hohes Maß an Durchsicht auf die Fondsportfolien und kann Stiftungen unterstützen, den ESG-Ansatz besser zu verstehen.
Ausschüttung: 60 Cent in den vergangenen 12 Monaten, macht bezogen auf den Anteilspreis von rund 56 EUR, etwas mehr als 1% ordentlicher Ertrag pro Jahr.
Wertentwicklung letzte 5 Jahre p.a.: etwas mehr als 1,1% p.a.
Fazit: Als Stiftung bekommt man mit dem Deka Stiftungen Balance einen klassischen Stiftungsfonds, der vorsichtig und auch mit nachhaltigen Aspekten gespickt anlegt. Das ESG-Reporting-Niveau ist hoch, Stiftungen können die im Fonds umgesetzten Vorgaben gut recherchieren und damit in ihren Entscheidungsprozess einbetten. Ob der Fonds mittlerweile etwas überdiversifiziert ist, muss die Zukunft zeigen, die aktuellen Leistungsdaten lassen dies zumindest vermuten. Die Wertentwicklung ist seitwärts gerichtet, das Ausschüttungsniveau mit nur mehr gut 1% p.a. könnte Stiftungsverantwortliche dazu anregen, die Position auf jeden Fall zu überprüfen.
DWS Stiftungsfonds
ESG-Profil: Als spezielle Anforderung des Zielmarktes wird
ESG formuliert, so jedenfalls zeigt es die Fußnote auf der Website zum
DWS Stiftungsfonds. Bin Anleger aber zur entsprechenden Information
finden, ist etwas Recherche vonnöten. Auch im Factsheet ist nur der Satz
zu lesen, dass die Anlagepolitik den Nachhaltigkeitsgedanken
berücksichtigt. Im Verkaufsprospekt finden Stiftungen das Ganze etwas
genauer. Im Fonds werden bestimmte Dinge ausgeschlossen, dann wird per
Best-in-Class bestimmt, wer in einer der übrig gebliebenen Branchen am
besten oder verantwortungsbewusstesten wirtschaftet. Dies wird partiell
noch ergänzt um Ansätze des Engagements, es wird also versucht, hier und
da auf Unternehmen bzw. Emittenten einzuwirken. Stiftungen, die in
ihren Anlagerichtlinien formuliert haben, sie würden Ausschlüsse und
Best-in-Class in ihrer Anlage sehen, werden hier abgeholt. Da jedoch das
ESG-Reporting-Niveau nicht auf der Höhe der Zeit ist und auch die
einzelnen Aspekte E, S und G nicht gesondert im Ansatz einfließen, ist
der Fonds nur mit Abstrichen als nachhaltiger Fonds zu bezeichnen. Es
gibt hier Konzepte, die dem Thema mehr Tiefe in der Anlagepolitik
zugestehen.
Ausschüttung: Auf Basis der im März erfolgten Ausschüttung von
89 Cent je Anteil errechnet sich eine Ausschüttungsrendite in Höhe von
1,8%. Das ist durchaus auskömmlich, jedoch ist die Tendenz in den
vergangenen Jahren stetig abwärts gerichtet gewesen. Das kann auch nicht
anders sein bei der Allokation, die der Fonds umsetzt, aber es kann
auch hier sein, dass die Ausschüttungen für ein Basis-Investment nicht
mehr ausreichend sind. Immerhin ist die Ausschüttungshistorie auf der
Website hinterlegt, unter dem Punkt Fonds-Fakten und hier dem Unterpunkt
Details & Historie. Ein Satz zur Ausschüttungspolitik würde das
Ganze noch abrunden.
Wertentwicklung letzte 5 Jahre p.a.: knapp 2%, wobei eines
konstatiert werden muss: Der DWS Stiftungsfonds notiert auf Allzeithoch,
konnte die zwischenzeitlichen Rücksetzer aufholen. Richtig voran kam
die Wertentwicklung jedoch auch nicht, dafür waren genau jene Rücksetzer
doch zu groß.
Fazit: Mit mehr als 1,8 Mrd. EUR Volumen ist der DWS
Stiftungsfonds der größte Stiftungsfonds hierzulande, allerdings dürfte
der Fonds durch die Volumenzuwächse der jüngeren Zeit nicht annähernd
eine homogene Anlegerschaft bei Stiftungen aufweisen. Ausschüttungen
liefert der Fonds kontinuierlich, mit immer noch knapp 2% ist das auch
noch auskömmlich. Dennoch könnte der Ansatz noch mehr leisten, auch in
Bezug auf das Thema ESG, er bringt also Ausschüttung und ESG nur bedingt
zusammen.
F&C HVB Stiftungsfonds
ESG-Profil: F&C, die von BMO Global Asset Management
aufgekauft wurden, hat eine langjährige ESG-Expertise aufzuweisen, viele
der Fondsprodukte sind sehr stringent entlang von ESG-Vorgaben
aufgesetzt. Im F&C HVB Stiftungsfonds fällt auf, dass der Fonds
einmal den UN Global Compact nicht einhält, damit im Fonds also
Investments enthalten sind, die gegen die Vorgaben des UN Global Compact
verstoßen. Auf Fondsebene sind zudem derzeit (Stand 21.7.2019) knapp 4%
Investments enthalten, die als problematisch oder als in
problembehafteten Bereichen engagiert klassifiziert werden müssen. Da
das Portfolio zudem viele Ideen nicht als „pure play“ via Aktien und
Anleihen sondern andere Fonds oder Investmentvehikel umsetzt, ist eine
letztendliche ESG-Bewertung auch kaum möglich. Entsprechend kann es
sein, dass Stiftungen diesen Fonds mit ihren ESG-Vorgaben nicht
detailliert abgleichen können.
Ausschüttung: Mit knapp 70 EUR auf den Anteil (Anteilspreis
833,70 EUR, Stand 21.7.2019) hat der Fonds 2018 weit jenseits der
5%-Marke ausgeschüttet. Jedoch, und das sollten Stiftungen beobachten,
indiziert die erste Auskehrung 2019 eine für 2019 niedrigere
Ausschüttung, und genau da liegt das Problem. Der Fonds schüttet
durchaus auskömmlich aus, aber diese Ausschüttungen schwanken relativ
stark, was die Planbarkeit für Stiftungen tangiert.
Wertentwicklung letzte 5 Jahre p.a.: 0,7%; hierbei ist zu wissen, dass 2018 und 2016 negativ ausfielen, mit -5,9 bzw. -0,7%.
Fazit: Der Fondsmanagerwechsel tat dem Fonds nicht gut, mit der
Wertentwicklung können Stiftungen eigentlich nicht zufrieden sein. Zwar
ist die Ausschüttung durchaus ansehnlich, aber diese schwankt zu stark,
um den Fonds weiter als Basisbaustein anzusehen. Zumal im Fonds einige
Einzelinvestments enthalten sind, die genau mit der individuellen
Anlagerichtlinie der Stiftung abgeglichen werden sollten und eigentlich
nicht zu einem Stiftungsfonds passen. ESG und Ausschüttung, das passt
hier nur so halb.