Ein Fondsportfolio soll ja eigentlich ruhig vor sich hinlaufen. Wir haben dazu auch schon viel geschrieben, in unserer FondsFibel zum Beispiel unter www.fondsfibel.de oder hier im Blog. Was aber soll eine Stiftung machen, wenn ein Stiftungsfonds oder stiftungsgeeigneter Fonds partout nicht das tut, was er soll? Dann sollte sie genauer hinschauen und die folgenden drei Kennzeichen besonders im Auge haben.
Mit Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds verhält es sich schon manchmal wie bei einem Sack Flöhe. Man kauft einen Fonds, weil er besonders nachhaltig sein soll, und bei den Top 10-werten findet sich trotzdem ein Rüstungskonzern. Man kauft einen Fonds, weil er ach so stark auf die Ausschüttung fokussiert, aber die Ausschüttungen gingen zuletzt immer stärker zurück. Dann kaufen Stiftungen Fonds auch für ihr Risikomanagement, dass sie also Börsenstürme „abkönnen“. Komisch nur, dass schon das leiseste Börsenlüftchen Dellen im Depot entstehen lässt. Die Frage ist dann, ob derlei ein Hagelschaden war, der sich leicht und schnell beheben lässt oder ob es sich um einen ernsten Schaden handelt. Stiftungen kaufen also Fonds für eine bestimmte Aufgabe, und können nicht sicher sein, dass diese Aufgabe auch erfüllt wird. Folglich kommen Stiftungen an etwas wie Controlling nicht vorbei.
AUSSCHÜTTUNGEN SIND KING
Ein Warnzeichen in einem Stiftungsfonds ist immer die Ausschüttung. Stiftungsfonds sind ja auf die Bedürfnisse von Stiftungen zugeschnitten, deren erstes Bedürfnis ist aber die Ausschüttung. Kann das nicht mehr befriedigt werden, geht das gelbe Lämpchen schon mal an. Eine Ausschüttung kann schwanken, klar, und sie kann in Zeiten niedriger Kupons (Zinszahlungen bei Anleihen) auch zurückgehen, aber sie sollte sich nicht asymptotisch der Null annähern. Kann ein Fonds das Ausschüttungsniveau nicht mehr halten, sollte eine Stiftung das gegenüber dem Fondsanbieter zum Thema machen. Fragen Sie dann nach der Ursache dafür, und ob Ausschüttungsreserven vorhanden sind, die dies gegebenenfalls auffangen können.
Auch kann es sein, dass der Dividendenkomplex im Depot des Stiftungsfonds zu wenig ausgeprägt ist, hier sollten Stiftungslenkerinnen und -lenker auch nachhören. Dividenden sind zwar nicht der neue Zins, aber sie sind doch eine zuverlässige Quelle für den ordentlichen Ertrag, und es gibt viele Firmen, die immer noch erklecklich ausschütte. Im Übrigen: Es gibt nicht nur Dividenden-Aristokraten von heute, sondern auch von morgen. Viele Technologieaktien schütten heute wenig aus, werden aber ob ihrer Ertragsstärke künftig die Dividende überproportional wachsen lassen können. Sind solche Werte dann im Stiftungsfonds enthalten, ist das ein schöner kleiner Dividendenmotor für die Ausschüttung. Ein Blick auf die Bestandsliste des Stiftungsfonds auf der Aktienseite kann also durchaus hilfreich sein.
ÜBERDIVERSIFIZIERT? DAS GEHT!
Bei einem Stiftungsfonds steckt hinter dem „an den Bedürfnissen von Stiftungen ausgewichtet“ auch eine konservative Anlagepolitik. Diese findet Ausdruck in einer eher höheren Gewichtung der Anleihen und einer niedrigeren Gewichtung von Aktien. Zudem wird konservativ häufig auch als breit gestreut interpretiert, aber genau hier sollten Stiftungen hinschauen. Es gibt Stiftungsfonds, die können als überdiversifiziert angesehen werden. Hier sind dann zu viele Positionen im Fonds enthalten, mit teilweise allenfalls granularen Gewichtungen. Ein solch überdiversifiziertes Portfolio setzt womöglich die Prioritäten falsch.
Diversifikation ist wichtig und aus Stiftungssicht ein extrem wichtiger Faktor bei der Kapitalanlage, aber dem alles unterzuordnen bzw. durch Diversifikation das Ziel des ordentlichen Ertrags aus den Augen zu verlieren, das ist den Erfordernissen einer Stiftung nicht zuträglich. Stiftungsverantwortliche sollte also schauen, ob das Portfolio in der Breite für sie noch zu greifen ist und ob auf der Aktienseiten beispielsweise Positionen mit einer 0 vor dem Prozentzeichen zu finden sind. Dies kann ein Zeichen sein, dass hier zu viel des vermeintlich Guten bewirkt werden sollte. Natürlich sind Fonds mit 1 oder 2 Mrd. EUR Volumen darauf angewiesen, viele Positionen zu halten, aber Diversifikation hat eben auch ihre Grenzen.
DER STREITFALL VOLATILITÄT
Beim dritten Kennzeichen lässt sich trefflich streiten. Der dritte Punkt, bei dem Stiftungen ihre Warnlämpchen angehen lassen sollten, ist die Volatilität. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich gehöre nicht zu denjenigen, die Schwankung an sich als Risiko und damit als schlecht einstufen. Schwankungen sind natürlich, sie gehören zum Leben bzw. zu lebendigen Organismen dazu. Und ein Fonds ist etwas Lebendiges, seine Asset Allocation atmet, entsprechend sind Schwankungen hier unproblematisch. Schwierig wird es an dem Punkt, an dem ein Rücksetzer entstanden ist, und dieser nicht mehr richtig aufgeholt werden konnte. Fällt ein Stiftungsfonds also mal zurück, weil bspw. die Märkte fallen, dann ist das normal.
Erholen sich die Märkte dann aber, und der Fonds vollzieht das gar nicht oder zu einem kleinen Teil weiter, dann ist das ein Problem. Das Konzept schafft es dann augenscheinlich nicht, sich gegen Abschwünge des Marktes zu erwehren, und von „unten“ her fehlen der Allokation die Elemente, die ein Aufholen der Delle rasch ermöglichen. Entdecken Stiftungen in ihren jährlichen Controlling-Gesprächen also solche Dissonanzen, dann sollten sie das mit dem Fondsanbieter teilen. Denn ein Fonds der schwankt ist kein Problem, einer der fällt dagegen schon.
ZUSAMMENGEFASST
Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die aber viel über einen Fonds verraten. Eine sich verkrümelnde Ausschüttung, ein überdiversifiziertes Portfolio oder ein nicht aufgeholter Rücksetzer, das alles können Zeichen sein, dem Fonds bzw. dessen Machern mal etwas näher auf die Finger zu schauen. Hier blinkt das gelbe Warnlämpchen dann schon etwas, noch nicht hektisch aber immerhin. Wann das Lämpchen rot würde, klären wir übrigens an anderer Stelle.