Die Freiburger Stiftungslandschaft ist anders. Hier wird gemeinsam zum StiftungsApéro geradelt, inmitten des Anstiegs wartet eine Stiftungskollegin mit einem Imbiss, und oben angekommen fühlt es sich wie ein Familientreffen an, weniger wie ein Event. Das Grande Finale der StiftungsApéro SommerTour 2025, die in diesem Jahr eine Reise zur Münchner Demokratie Conference am 19.11. in München gewesen ist, war ein toller Abschluss der diesjährigen SommerTour, die am 24.7. mit „The Gatsby“ in München startete und dann ihren Lauf nahm – bis wir in Freiburg nochmal ordentlich in die Pedale treten mussten. Drei Lehren vom Freiburg-Apéro bleiben uns im Gedächtnis.
Freiburg ist öko, Freiburg ist cool, Freiburg ist anders. Das merkten wir schon direkt nachdem wir im Frühsommer entschieden, das Grande Finale der StiftungsApéro SommerTour 2025 auf die Luisenhöhe nahe Freiburg zu verlegen. Ein solch schönes Kleinod nahe einer Großstadt findet sich nur selten. Und trotzdem hallte es uns zunächst Widerstand entgegen, denn die Location galt manchen als zu schick und zu mondän. Unser Gedanke war direkt: Hier fahren wir mit dem Radl hoch, hier machen wir das finale Gruppenfoto, und hier werden sich viele Menschen treffen, die sich so noch nie getroffen haben und Gespräch führen, die sie so noch nie geführt haben. Wir wollten vor allem in eine neue Stadt gehen mit dem Finale der diesjährigen Tour, denn Inspiration, was die Stiftungslandschaft umtreibt, nimmst du nur dann mit, wenn du in der Fläche an den unterschiedlichsten Orten das Ohr an den Puls der Stiftungspraxis legst.
Lehre Nummer 1: Stiftungspraxis ist Machen.
Wir haben es in Freiburg erlebt, was Stiftungen ausmacht. Engagierte Menschen möchten zusammen etwas bewegen, dafür geben sie Zeit, Herzblut und auch Geld. Trifft das zusammen mit einem Bedarf, entsteht schnell etwas Großes, etwas das eine enorm bindende Kraft entfalten kann. Für uns steht Freiburgs Stiftungslandschaft exemplarisch für das, was Stiftungslandschaft kann. Gleichzeitig haben wir auch gesehen, dass dieses stiftungslandschaftliche Tun noch mehr gesehen werden muss. Als wir genau hierauf zu sprechen kamen, herrschte große Einigkeit bei den Gästen. Stiftungshandeln muss sichtbarer sein, das richtige Tun muss richtig gesehen werden. Es war spannend zu sehen, dass der sektorinterne Diskurs genau darum auch in Freiburg angekommen ist und er eben nicht nur in einer kleinen Blase geführt wird. Wir nehmen mit, dass Sichtbarkeit ein Gut ist, das künftig für jede einzelne Stiftung wertvoller werden dürfte.
Lehre Nummer 2: Stiftungen sind Standortfaktoren
Kathrin Succow, unsere Chief StiftungsApéro Officerin, wies in ihrer Moderation und im Gespräch mit Hanna Lehmann von der Bürgerstiftung Freiburg noch auf ein weiteres Spezifikum Freiburgs hin. Zugegeben, dass Freiburg eine Bürgerstiftung hat, ist bei gut 400 Bürgerstiftungen bundesweit keine besondere Neuigkeit. Aber die Bürgerstiftung in Freiburg hat sich über die Jahre entwickelt zu einem EngagementHub für die Stadt, sie trägt zum positiven Bild der Stadt insgesamt bei und wird für ihr Tun mehr als nur geschätzt. Das ist bei nicht allen Bürgerstiftungen der Fall, eher im Gegenteil. Die Bürgerstiftung taugt zum Vorbild, sie taugt zum Modell für Engagement-Gelingen, und genau davon brauche wir mehr und nicht weniger.
Wichtig dabei ist, stiftungspraktisch auf der Höhe der Zeit zu agieren, darauf wies auch Tina Bienik von Friedrich Graf von Westphalen & Partnerin ihrem sehr lebendigen Impuls hin. Für die Juristin heißt Stiftungspraxis vor allem, dass Stiftungen an Flexibilität hinzugewonnen haben, diese aber auch zu nutzen wissen müssen. Was nützt mir die Flexibilität, wenn ich diese nicht mit dem Ermessensspielraum in Einklang bringe. Dann kommt so manche Stiftung nicht voran bei bestimmten Themen, verheddert sich womöglich sogar im „Das haben wir immer so gemacht, wir machen das nicht neu, da könnte ja jeder kommen“. Was für uns sehr spannend zu sehen und zu erleben war ist, dass Tina Bienik zur Generation von Juristen gehört, die das Stiftungsrecht als Möglichkeiten-Rahmen sehen – und genau diese Sichtweise dürfte Stiftungspraktikern künftig gehörig unter die Arme greifen.
Lehre Nummer 3: Stiftungsvermögen braucht die bodenständige Perspektive
Gemeinsam mit Claus Walter und Timo Steiner von der Freiburger Vermögensmanagement sprachen wir im StiftungsApéro-typischen „Quick & Dirty“-Talk über das, was für das Stiftungsvermögen heute wichtig ist. Von Claus Walter hörten wir, dass Strategien für das Stiftungsvermögen durchaus die 4Ds (Diversifizieren, Delegieren, Dokumentieren, Durchhalten) kennen müssen, dass aber Disziplin etwas ist das Stiftungen enorm hilft. Claus Walter erzählte von den Anfängen und den strategischen Überlegungen hinter dem FVM Stiftungsfonds, und wer ihm zuhörte, der merkte sofort: Mehr als zehn Jahre Erfahrung im Management von Stiftungsvermögen haben Spuren hinterlassen.
Ein klares Konzept, an dem sukzessive punktuell gearbeitet wird, zu dem reflektiert wird, das ist mehr als die halbe Miete für Stiftungen – und die Grundlage, dass auch ordentlich Reserven für die Ausschüttungssphäre auflaufen. Stiftungsexperte Timo Steiner ergänzte hier noch, wie wichtig es als Stiftung ist, sich mit dem Anlageziel auf Basis der Ausgabenzusagen auseinanderzusetzen. Timo Steiner ist seit vielen Jahren im Stiftungssektor „unterwegs“, mit ihm hatten wir die Idee für den StiftungsApéro in Freiburg als einem der ersten diskutiert. Ihm oblag es auch, quasi als letztes Wort, noch einmal auf den Umstand hinzuweisen, dass Stiftungsvermögen vor allem eines nicht braucht: Angst. Stiftungsvermögen ist keine Raketenwissenschaft, aber Stiftungsvermögen braucht klare Regeln und Leitplanken.

Zusammengefasst
Es war ein Finale, wie ein Finale sein soll. Die StiftungsApéro SommerTour 2025 endete in Freiburg in traumhafter Kulisse auf der Luisenhöhe. Unsere Radtour hatte doch einige Höhenmeter „zu bieten“, unsere Impulsgeber Hanna Lehmann, Tina Bienik, Timo Steiner und Claus Walter brachten praxisnahe Gedankenanstöße mit, die auf eine Kernaussage rund um Stiftungshandeln einzahlten: Stiftungen sind Leuchttürme des Gelingens, damit dieses Gelingen gelingt, muss eine Stiftung sich aber in ihren Sphären auch immer wieder mal neu erfinden. Nicht permanent, aber doch ab und an. Nicht zuletzt muss sie sich vernetzen, den Austausch mit Kollegen und Experten suchen, aber dafür gibt’s ja die StiftungsApéros.
Als um 20 Uhr abends alles „vorbei“ war, hieß es durchschnaufen. Das war sie, die StiftungsApéro SommerTour 2025, aber der StiftungsApéro kommt wieder, mit der StiftungsApéro WinterTour 2026. Gemeinsam mit Kathrin Hartkopf und Kathrin Succow freue ich mich bereits auf das, was kommt. Langlauftour ante portas? Also, das müssen wir nochmal sehen.