Stiftungen verändern sich

Drei Lehren vom Stiftungsfrühstück, zu dem der Vermögensverwalter Hansen & Heinrich geladen hatte

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Drei Lehren - Stiftungsfrühstück beim Vermögensverwalter Hansen & Heinrich
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Stiftungen verändern sich, die Stiftungspraxis kommt im Hier und Jetzt an. Müsste ich mit wenigen Worten den Roten Faden des Stiftungsfrühstücks beim Vermögensverwalter Hansen & Heinrich zusammenflechten, es wären wohl diese. Am letzten Tag des Wonnemonats März lud die Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich zum Stiftungsfrühstück in Ihre Repräsentanz am Mainufer, Gastreferent war Mark Uwe Pawlytta von KPMG. Was er an Einsichten unter anderem zum „neuen“ Stiftungsrecht mitbrachte, hatte es in sich. Aber es hatte auch etwas für sich. Unsere drei Lehren.

Es war ein sonniger Morgen, mit der Straßenbahn ging es gemütlich durch die Mainmetropole in Richtung Schweizer Platz. Von dort sind es keine 5 Minuten bis zum Mainufer, in einem Eckhaus praktisch direkt gegenüber des Skyline-Ensembles rund um den früheren Sitz der EZB hat die Berliner Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich ihre Zelte in Frankfurt am Main aufgeschlagen. Der Einladung zum Stiftungsfrühstück folgten knapp 30 Stiftungsverantwortliche, ich nahm direkt neben Ulrike Hattendorf von der AVENTIS Foundation Platz. Als Experte hatten Hansen & Heinrich Mark Uwe Pawlytta geladen, dessen Vortrag einmal mehr zeigte, dass es einen Unterschied zwischen bewährter und moderner Stiftungspraxis gibt. Pawlytta nahm sich in seinem Vortrag einige Regelungen des neuen Stiftungsrechts vor, für mich sind seine Interpretationen der neuen Regelungen exakt das, was von moderner Stiftungspraxis und auf der Höhe der Zeit agierenden Stiftungspraktikern künftig verlangt werden wird.

Stiftungsfrühstück beim Vermögensverwalter Hansen & Heinrich
Mark Uwe Pawlytta, Stiftungsexperte bei KPMG in Frankfurt, während seines Vortrags beim Stiftungsfrühstück von Hansen & Heinrich am 31.3.2025 in Frankfurt am Main. Quelle: Archiv stiftungsmarktplatz.eu

Lehre Nummer 1: Die Vermögenssphären geben Spielräume an die Hand.

Mark Uwe Pawlytta hob einmal auf die Vermögenssphären ab. Es gibt das Grundstockvermögen, und es gibt das sonstige Vermögen. Wer diesen Unterschied nicht kennt und sein Stiftungskapital nicht nach diesen Sphären definiert, verschenkt etwas. So jedenfalls lese ich das, was Mark Uwe Pawlytta den Gästen mit auf den Weg gab. Denn an der Definition der Vermögenssphären hängt auch der Umgang mit dem Vermögen und letztlich auch die Lösung für eine Herausforderung, die viele Stiftungsverantwortliche mancherorts schlichtweg verzweifeln lässt: der Erhalt des Kapitals, der Kapitalerhalt.

Für den KPMG-Stiftungsprofi steht Eines außer Zweifel. Kapitalerhalt zu regeln, ist Käse, denn kein Stiftungsvermögen ist wie das andere. Kann ich ein Stiftungsvermögen, das in liquiden Asset angelegt ist, mit einem vergleichen, dessen Vermögensmasse zu 90% in Immobilien gebunden ist? Kann ich nicht. Hier kommt dann der Ermessenspielraum für den Stiftungsvorstand ins Spiel. Es wäre viel zweckdienlicher, diesen abhängig von der Vermögensart entscheiden zu lassen, welches Vorgehen das passende ist und inwiefern die Rücklagenspielräume genutzt werden. Denn Eines darf auch passieren (passiert aber viel zu oft): Dass Stiftungsvermögen gar nicht oder eben nicht Möglichkeiten-optimal investiert wird. Das Gehörte heißt am Ende, dass das schnöde und undifferenzierte Regeln des Kapitalerhalts womöglich nicht mehr in die Zeit passt.

Lehre Nummer 2: Die Business Judgement Rule ist bei zukunftsoffenen Themen eine echte Hilfe.

Mark Uwe Pawlytta brachte auch den Themenkomplex Business Judgement Rule mit zum Stiftungsfrühstück von Hansen & Heinrich, und hatte eine einprägsame Botschaft parat. Die Haftungsfragen werden überschätzt, aber die Sorgfaltspflichten werden mancherorts unterschätzt. Aber was heißt es eigentlich, sorgfältig als Stiftungsverantwortlicher zu arbeiten?

Mark Pawlytta machte es anfassbar. Sorgfalt heißt, gute Entscheidungen zu treffen, also solche, die aus- und abgewogen sind und auf einer guten Informationsgrundlage fußen. Das wiederum heißt, es sind ausreichend Informationen eingeholt worden, diese wurden geprüft und beurteilt. Eine kleine google-Recherche reicht da nicht mehr aus. Um zu argumentieren, kann dann der Fachmann helfen, ihn zu konsultieren kann bezeugen, rund um eine gute Entscheidung alles versucht zu haben. Bei alldem ist Mark Uwe Pawlytta, dass Ehrenamtliche dieses Tun gut dokumentieren sollten. „Und gerne auch n bisschen mehr notieren als weniger, das gibt eine gute Grundlage für die Dokumentation.“, habe Pawlytta noch einen Praxistipp mit auf den Weg. Wir fassen zusammen: Haftungsangst ist vielleicht ein guter Diener, aber sie ist definitiv ein schlechter Herr.

Lehre Nummer 3: Stiftungen verändern sich, weil sie sich verändern müssen.

Im Vortrag von Mark Uwe Pawlytta schwang stets ein kleiner Aufruf mit, sich den Anforderungen der Zeit zu stellen, insbesondere als Stiftung. Manche Stiftungsaufsicht mag noch den „alten“ Rechtsrahmen verbindlicher finden, aber für die Zukunft einer jeden Stiftung ist das neue Stiftungsrecht die zentrale Maßgabe. Diese verändert Stiftungshandeln bereits, aber Stiftungen müssen sich auch verändern, um den Stifterwillen weiterhin wie gehabt erfüllen zu können. Denn der Stifterwille habe der Stiftung die Zweckverwirklichung mit auf den Weg gegeben, aber nichts davon gesagt, dass die beiden dienenden Einheiten Vermögen und Organisation immer wie zum Zeitpunkt der Errichtung agieren sollen.

Stiftungsvermögen und Stiftungsorganisation müssen die Zweckverwirklichung gewährleisten, und damit mit der Zeit gehen in ihrer Ausgestaltung. Mir kam Giuseppe de Lampedusa in den Sinn, der einmal formulierte: Willst Du dass alles so bleibt wie es ist musst du bereit sein, alles zu verändern. Mark Uwe Pawlytta sprach diesen Satz nicht aus, aber der implizite Appell, Veränderung der Stiftungspraxis als etwas Gutes aber auch Notwendiges zu verstehen, den habe ich schon herausgehört.

Stiftungsexperten Handbuch 2025

Zusammengefasst

Termine wie das Stiftungsfrühstück von Hansen & Heinrich (DANKE an das Team um Standortleiter Samir Zakaria!) beweisen, dass Stiftungspraxis von Austausch und Expertise profitiert. Der Austausch mit anderen Stiftungsverantwortlichen tariert das eigene Tun womöglich etwas aus, das Kennenlernen von Experten weitet Blicke und öffnet Wege. Dies ist umso wichtiger, als dass ja nach wie vor immer neue Stiftungen errichtet werden (ein Gast berichtete, dass er sich derzeit mit dem Gründen einer Stiftung befasst), und insbesondere neue Stiftung das modernste Setup brauchen. Denn nur das lässt sie gerade bei zukunftsoffenen Entscheidungen richtig agieren, insbesondere in einem Umfeld, in dem viele Zukunftsfragen neu aufgerollt werden. Stiftungsexperten wie Mark Uwe Pawlytta sind hier schon voll auf Kurs – und begleiten Stiftungsverantwortliche in der Kunst des Machbaren. Denn machbar ist alles, aber Gutes gut machen, das ist nochmal etwas anderes.