Mittlerweile hat der Corona-Crash die Börsen etwa vier Wochen im Griff. Zeit für eine erste Bestandsaufnahme. Natürlich geht auch bei Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds der erste Blick auf die Wertentwicklung: Wie viel Verlust lief im Crash bis jetzt auf, wie schlug sich der Fonds seit Jahresbeginn, und wie in der Drei-Jahres-Betrachtung? Aber allein die Wertentwicklung kann bei einem Fonds manchmal mehr verschleiern, als dass sie offenbart.
Wenn die Börsen zusammenbrechen und die Rückschläge weit mehr sind als eine Korrektur, dann braucht es Orientierung. Auch Stiftungen brauchen diese, denn die Verantwortlichen haben die Pflicht, das Stiftungsvermögen ertragreich und sicher zu verwalten, auf Basis sachgerechter Entscheidungen, die die Gremien entsprechend zu treffen in der Lage sind. In diese Lage versetzen sie Informationen, und exakt eine solche Information ist jene zum Rückgang eines Anteilspreises eines Fonds in einer Marktkorrektur. Bei Stiftungsfonds ist das nicht anders, aber nur weil ein Stiftungsfonds sich derzeit besonders gut hält, heißt das noch lange nicht, dass dieser Fonds dann auch der für Stiftungen geeignetste ist. Erst recht nicht ist er der beste Stiftungsfonds. Der Beste, das liegt immer auch im Auge des Betrachters. Für Gerhard Berger ist Ayrton Senna der beste Rennfahrer aller Zeiten, und er kann dies auch für sich sehr gut begründen. Für andere ist der Beste der Besten Jochen Rindt, wieder andere favorisieren Rekordweltmeister Michael Schumacher als den Besten aller Zeiten. Es liegt im Auge des Betrachters begründet, wen er für den besten hält. Begründen kann es jeder schlüssig.
STIFTUNGSFONDS STECKEN CORONA-CRASH UNTERSCHIEDLICH WEG
Übersetzt auf Stiftungsfonds und ihr Verhalten in den ersten vier Wochen des Corona-Crashs lässt sich konstatieren: Es schlagen sich manche in der Tat wacker, andere büßen etwas mehr ein. Aber diese eine reine Zahl sagt nichts aus, Stiftungen müssen wissen, warum ein Fonds stärker fällt oder warum sich der eine oder andere besser schlägt – und ob das Konstrukt an sich stiftungsgeeignet ist. Ein Stiftungsfonds, der in andere Fonds investiert, der also ein Dachfonds ist, kann sich in Zeiten wie diesen durchaus mal besser schlagen als ein Stiftungsfonds, der ein Mischfonds ist und Stiftungen in „normalen“ Zeiten somit höhere Renditen und dringend benötigte Ausschüttung garantiert – und natürlich zeigt sich die aktuelle Marktentwicklung in diesem Aktienfonds stärker als im vermeintlich sichereren Dachfonds. Aber ist Letzterer deshalb grundsätzlich der Beste? Ist er sicher nicht, zumal hier für Stiftungen ja auch andere relevante Aspekte eine Rolle spielen.
Er ist für den Moment gut aufgestellt, aber die Wertentwicklung sagt eben nichts über die aktuelle und künftige Ausschüttungsgüte aus, sie sagt nichts darüber aus, ob der Fonds in jeder Krise sich so verhalten würde, und ob das Konzept seit Auflage stets solch eine Outperformance, also bessere Entwicklung als beispielsweise der Aktienmarkt, gezeigt hat. Der Blick auf die lange Frist wird verstellt vom Getöse um den Crash, und hier kann dann auch sehr viel Zufall mit im Spiel gewesen sein.
WENN KONZEPT UND DISZIPLIN ZUSAMMENKOMMEN
Hat ein Fondsmanager jedoch etwas „gerochen“, seinen Fonds abgesichert und einen Plan, was er kauft, wenn es knallt, dann ist das kein Zufall, sondern Konzept. Paart sich das mit Disziplin, kommt das dem sehr nahe, was auch Stiftungen von ihren Fondslenkern erwarten dürfen: Solch ein Konzept könnte dann in den Bestenlisten erst einmal etwas zurückfallen, gemessen an der Wertentwicklung, denn der Fondsmanager geht ja ganz bewusst „vom Gas“, wenn die Börsen noch ihre Party feiern. Wer sich also dann kurz vor einem Crash, den der Fondsmanager antizipiert hat, auf die Wertentwicklung schaut und ableitet, dass die zu diesem Zeitpunkt am besten performenden auch die besten Stiftungsfonds oder stiftungsgeeigneten Fonds sind, der lässt sich vielleicht hinters Licht führen wie einst Katharina die Große durch die Potemkin’schen Dörfer. Wertentwicklung kann dann zu eben jenem Potemkin’schen Dorf werden und eben nicht die ganze Realität des Fonds beschreiben. Kurzfristig super, kurzfristig der Beste, weil eben gerade am Betrachtungstag nicht so stark gefallen wie die Vergleichsfonds, nur wird die lange Sicht etwa seit Auflage, die gar nicht so rosig aussieht, dadurch gerade geschickt verstellt.
DER BESTE SOLLLTE AUCH SUPERB INFORMIEREN
Denn: Der beste Stiftungsfonds ist keiner, der mal auszugsweise toll performt, er ist kein One-Hit-Wonder. Er ist ein kontinuierlicher Performer, und zwar vor allem auf der Ebene der Ausschüttung einerseits und auf Ebene der Wertentwicklung andererseits. Gerade diese Doppeldisziplin, in denen stiftungsgeeignete Fonds gut sein müssen, macht es ja so schwierig, ein guter Stiftungsfonds zu sein. Den „besten“ Stiftungsfonds gibt es dabei nicht, es gibt aber jede Menge gute Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds, die es zu einem Portfolio zusammenzustellen gilt.
Im Übrigen gehört es sich für die Besten auch, ihre Anleger auf hohem Niveau zu informieren. Genau hier aber trennt sich derzeit sichtbar die Spreu vom Weizen. Es gibt Fondsanbieter, die informieren in hoher Frequenz, mit aktuellen Kommentaren oder Webinar-Angeboten. Da Stiftungsentscheider für ihre Gremiendiskussionen handfeste Informationen benötigen, ist die Informationspolitik eine Ebene, die aus Stiftungssicht wiederum Unordnung in die nach Wertentwicklung vermeintliche Ordnung der besten Stiftungsfonds bringen kann. In Krisen aber zeigt sich, wer Information draufhat, wer diesbezüglich zum Positivbeispiel taugt.
ZUSAMMENGEFASST
Den besten Stiftungsfonds oder den besten stiftungsgeeigneten Fonds gibt es nicht. Das würde ja bedeuten, dass wenn Stiftungen ihr Stiftungsvermögen in den besten oder die zwei, drei besten Fonds einer Rennliste investieren würden, sie damit alles richtig machten. Aber das ist nicht der Fall. Stattdessen lohnt es in Crashphasen wie derzeit, neben besagter Ausschüttungsgüte, der Informationspolitik und der reinen Wertentwicklung über verschiedene Zeiträume hinweg auch auf die aktuellen und frühere Drawdowns zu schauen, also die Rücksetzer, und diese einmal zu vergleichen. Stiftungen ersehen hieraus zweierlei: Einmal, ob der Fonds frühere Rücksetzer rasch oder nur zeitverzögert aufgeholt hat. Zum anderen aber, ob im Fonds Drawdowns in irgendeiner Weise begrenzt werden, was auf eine aktive Anlagepolitik hindeuten könnte. Genau das bräuchten Stiftungen nämlich jetzt – und das alles machen und können die, die sich Stiftungseignung auf die Fahnen schreiben.