Kennen Sie noch die Batman-Serie aus den 60er Jahren? Jene mit Adam West als geflügeltem Fledermaushelden? Im Vorspann wurden Schläge immer mit Farbblitzen und Wörtern wie POW oder WUFF illustriert. Der Held musste ja regelmäßig seine Fäuste einsetzen. Momentan fühlt es sich für Anleger, und vermutlich auch viele Stiftungen, die auf Ihre Portfolien schauen, so an wie eben jene Schläge. Täglich geht es gen Magengrube. Aber wie sollen Stiftungen darauf reagieren? Wir haben drei Szenarien durchgespielt.
Das Corona-Virus ist so ein schwarzer Schwan, das Nassim Taleb einst als Symbolbild für ein unvorhersehbares Ereignis verwendete. Ein Schwarzer Schwan kommt unerwartet, er trifft auf unvorbereitete Marktteilnehmer und setzt unkalkulierbare Schockwellen in Gang. Oder haben Sie in ihren Stiftungsgremien schon einmal diskutieren müssen, dass Börsen und Ölpreis gleichermaßen eingebrochen sind? Wohl kaum. Ein Einbruch des Ölpreises um mehr als 30% an einem Tag bzw. über ein Wochenende hinweg erinnert an die 70er Jahre, an die beiden Ölpreisschocks, die ich jedoch mangels Geburt nicht selbst miterleben konnte. Heute fällt der Ölpreis, weil die Saudis den Russen zeigen wollen, wo der Bartel am Ölmarkt den Most holt, und blöderweise trifft das zusammen mit den Corona-Schockwellen, die nun um den Globus schwappen und die ihren Zenit noch nicht erreicht haben dürften. Aber bereits in diesem Ölpreiseinbruch ist ein positiver Aspekt herauszulesen.
PODCAST
„Ist Ihr Stiftungsvermögen Corona-fest?“
ÖLPREISRÜCKGANG WIE GLOBALE STEUERSENKUNG
Denn ein solch markanter Rückgang des Ölpreises wirkt für die westliche Hemisphäre bzw. auf solche Länder, die auf Ölimporte angewiesen sind, wie eine globale Steuersenkung. Wenn ich für Öl weniger bezahlen muss, muss für Vorprodukte weniger aufgewendet werden, und das wiederum gibt den Öl verarbeitenden Unternehmen eine gewisse Unterstützung. Klar, gegen die psychologischen Realitäten ist das derzeit nur ein schwacher Trost, aber mittelfristig wird sich dieser starke Ölpreisrückgang den Nachfragerückgang auf der anderen Seite zumindest etwas abfedern. Und da eben nicht nur drei vier Firmchen in Öl machen, sondern tausende Konzerne, ist der Effekt letztlich auch volkswirtschaftlich relevant. Warum ich das an dieser Stelle so schreibe? Weil ich finde, dass es Stiftungen als Anleger ihres Stiftungsvermögen derzeit mit Helmut Schmidt halten sollten.
WIE HELMUT SCHMIDT ES SAGTE…
Der Altbundeskanzler pflegte in Krisen zu sagen, dass wenn anderen heiß wird, er kalt ist, und wenn es anderen kalt ist, dann sei ihm eiskalt. Abstand zum Geschehen, und relativ gelassen das anschauen, was sich im Portfolio so tut, das ist jetzt sicherlich die wichtigste Regel, die es zu beachten gilt. Alles zu verkaufen oder sich zu wünschen, doch wieder komplett in Anleihen investiert zu sein, das greift viel zu kurz, insbesondere langfristig. Denn was wird in Kürze passieren?
Die Notenbanken werden ihre Schleusen wieder öffnen, sie werden die Märkte mit noch billigerem Geld fluten und damit den Leitzins noch „nachhaltiger“ bei oder unter null zementieren. Für jene die wie die deutschen Stiftungen vielerorts in Cash oder Anleihen investiert sind, ist das kurzfristig eine gute Nachricht, weil ihr Geld gesichert werden kann. Aber langfristig sind das mehr als maue Nachrichten für das Stiftungsvermögen. Denn mit Zinsen nahe oder unter null kann ein Stiftungsvermögen keine auskömmlichen Erträge mit der herkömmlichen Anlagestrategie erzielen.
FUNDRAISING ERSETZT DIE PFLICHT ZUR KAPITALANLAGE NICHT
Natürlich sitze ich jetzt hier entspannt am Schreibtisch und schreibe diese Zeilen, aber in der vergangenen Woche auf dem Stiftungstag in Nürnberg war schon eine gewisse Resignation seitens der Stiftungen zu hören. Mehr als 2%, das würde keiner mehr schaffen, die Zeiten waren zuletzt so schlecht, die Zinsen gingen immer niedriger, und jetzt kommt noch Corona dazu, das zwingt uns fast schon ins Fundraising.
In meinen Augen, aber dazu mache ich mir gesondert noch einmal Gedanken, entbindet Fundraising, obwohl sich Stiftungen hier auch auf der Einnahmeseite tummeln, nicht von der Pflicht das Stiftungskapital auch zu verwalten – und mit ausreichend zeitlichen und fachlichen Ressourcen. Kann ich das nicht, darf nicht der erste Ausweg sein, Fundraising zu machen, sondern es muss eine Strategie entwickelt werden, die Entscheidungen rund um die tägliche Verwaltung des Stiftungsvermögens zu delegieren. Am besten an einen Pool von Knowhowträgern, den ich bei verschiedenen Fondsanbietern vermute.
LACKMUSTEST FÜR DAS STIFTUNGSVERMÖGEN
Gestern saß ich mit einem Vertreter von AXA zusammen, deren AXA Global Income Generation wir in unserer FondsFibel für Stiftungen & NPOs für stiftungsgeeignet befunden haben. Schauen Sie sich den Fonds in der jetzigen Abwärtsbewegung an. Ja, es geht abwärts, aber im deutlich einstelligen Bereich, und die Ausschüttungen sind davon unbenommen, der Fonds wird seine 3, 3,5, 4 Prozent immer noch bringen, auch wenn der Dow Jones nochmal 3.000 Punkte und der DAX nochmal 2.000 Punkte niedriger notieren. Tage wie der 9te März sind demnach keine zum Vergessen, sondern zum Erinnern.
Für Stiftungsverantwortliche gilt es jetzt, ausgehend von der individuellen Ausgangssituation, zu prüfen, ob das Stiftungsvermögen künftig lieferfähig sein wird. Und letztlich ist so eine wie die jetzige der richtige Lackmustest für solch eine Prüfung. Drei Ausgangssituationen habe wir einmal durchgespielt. (1) Eine Stiftung hat nur Anleihen und Cash im Portfolio, die Anlagerichtlinie sieht nur Festverzinsliche vor, in Gremiensitzung wabert noch der Begriff der Mündelsicherheit irgendwo durch die Gänge. Hier empfiehlt es sich genau zu schauen, ob die Anlagerichtlinie nicht doch verändert werden kann, und zwar dahingehend, auch ausschüttungsstarke Fonds mit hinzuzunehmen. Es ist verständlich, dass man das Stiftungsvermögen nicht gleich auf links gedreht werden kann, aber das Universum einfach so zu weiten, dass ich bei nahezu gleichem Risikoprofil das Ausschüttungsniveau leicht anschieben und konservieren kann, das sollte hier ein Mittel der Wahl sein.
STIFTUNGSFONDS ALLEIN MACHEN KEINEN SOMMER
(2) Im zweiten Szenario liegt eine Anlagerichtlinie vor, die durchaus gewisse Freiheiten ermöglicht, diese werden genutzt, indem vor allem in Stiftungsfonds angelegt wird. Stiftungsfonds sind auf die Belange von Stiftungen ausgelegt, sie sollen Rücksetzer weitestgehend vermeiden und einen auskömmlichen, stabilen Ertrag generieren. Viele Stiftungsfonds schaffen letzteres mittlerweile nur mehr leidlich, weil sie zu konservativ aufgestellt sind, und die jetzt gesehenen Abschwünge an den Börsen zeigen zudem, dass es mit dem Vermeiden von Verlusten auch nicht unbedingt sehr weit her ist.
Hier könnten Stiftungen darüber nachdenken, einen oder zwei der Stiftungsfonds gegen einen Mikrofinanzfonds und einen Immobilienfonds auszutauschen, denn diese sind – und das zeigt unsere Auswertung zur ersten Corona-Crash-Woche an den Kapitalmärkten – relativ unkorreliert zu den anderen Fondsbausteinen und liefern somit zweierlei: Stabilität für das Portfolio und Stabilität die Ausschüttung betreffend. Nicht umsonst haben es der Dual Return Vision Microfinance sowie der KCD Catella Nachhaltig Immobilien Deutschland durch unser Kriterienraster für unsere FondsFibel geschafft.
ESG UND QUALITÄT ALS ECKPFEILER
In einem dritten Szenario (3) ist die Stiftung schon recht breit aufgestellt, sie hat auch Aktienfonds in ihrem Bestand, schwitzt jetzt aber ob der Kursrücksetzer. In solch einem Fall gilt es, die Aktienpositionen dahingehend zu prüfen, ob das was im Portfolio drin ist, auch zukunftsfest ist. Eine erste Ebene kann hier ESG bzw. Nachhaltigkeit sein. Gut, mittlerweile machen es ja alle Fondsanbieter weil sie es eigentlich immer schon gemacht haben, aber die authentischsten Ansätze sind eben jene, die wir die GLS Bank, die Evangelische Bank oder terrassisi eine nachhaltige Firmen-DNA ihr Eigen nennen. Ihre Fonds haben zuletzt auch gelitten, zweistellig sogar, aber die Portfolien sind zukunftsfest aufgestellt, denn im Allgemeinen werden die dort enthaltenen Aktien von einer stärkeren Hinwendung zu verantwortungsbewussteren Firmen profitieren. Profitieren heißt, sie werden von Anlegern stärker gesucht, und deshalb werden deren Kurse steigen bzw. von der Börse mit Prämien bedacht.
Eine andere Stoßrichtung dürfte jene in Richtung Qualität sein. Wir haben für die FondsFibel mit dem Comgest Growth Europe und dem Morgan Stanley Global Brands Equity Income zwei Fonds ausgesucht, deren Einzelunternehmen von höchster Güte sind, die aber marktschwerer sind als in den Nachhaltigkeitsfonds und damit in einer ersten Welle einer Korrektur überproportional getroffen werden. Denn ob ihrer Größe kommt man hier schnell als Anleger raus. Haben Stiftungen solche Konzepte in ihrem Stiftungsportfolio, sind Tage wie der 9te März Tage, an denen zu überlegen gilt, solche Fonds nachzukaufen. Und wenn eine Stiftung solche Fonds noch gar nicht hat, dann sind die Tage nach solchen Abverkaufswellen sicherlich solche, an denen man sich anschauen kann, ob das Konzept zu einem passt, denn diese Aktien um 20% günstiger zu bekommen, kann angesichts der Qualität dieser Unternehmen kein Fehler sein.
ZUSAMMENGEFASST
Wenn anderen heiß ist, ist mir kalt, wenn anderen kalt ist, ist mir eiskalt. Vielleicht ist das eine gute Richtschnur, um in den Corona-Wirren ein wenig den Durchblick zu behalten. Aus Stiftungssicht kann es sich lohnen, gerade in Zeiten wie diesen, die man als Crashphase bezeichnen kann, genau zu prüfen, ob mein Stiftungsvermögen noch sattelfest ist bzw. ob es künftig in der Lage sein wird, das zu liefern was ich als Stiftung brauche. Wer dann auf sein Bargeld, auf seine Anleihen oder seine Stiftungsfonds schaut, der wird mit Sicherheit rasch ein paar Stärken, vor allem aber Schwächen erkennen. Crashs wie eben jener Corona-Crash sind auch ein Spiegel, den einen der Markt zum eigenen Portfolio vorhält. Man muss halt reinschauen können.