Wenn sich das eigene Dasein dem Ende zuneigt, ist es häufig so, dass da diese eine Sache ist, die Mann oder Frau noch dieses eine Mal machen möchte. Es ist dieser eine letzte Wunsch, der noch in Erfüllung gehen soll. Genau dann kommt der ASB Wünschewagen zum Einsatz. Zum zehnjährigen Jubiläum dieses aus den Niederlanden stammenden Projekts, das berührt und motiviert zugleich, waren wir in Essen in der dortigen Zeche Zollverein zu Gast. Es war eine Gala mit Geschichten von erfüllten Wünschen, Geschichten der Wunscherfüller, und ja, die H-Blockx waren auch da.
Es gibt da diese Projekte von Stiftungen und Organisation wie dem Arbeiter Samariter Bund, die einfach nur mit einem Wort zu beschreiben sind: toll. Wobei, das Wort des Abends war mega. Eine Mutti erzählte von ihrem kleinen Sohnemann, der schwerran noch einen Wunsch hatte. Einmal ins Stadion seines allerliebsten Fußballvereins zu fahren, das war es, was er unbedingt machen wollte. Also rückte der ASB Wünschewagen an und fuhr den kleinen Jungen , begleitet von einem ehrenamtlichen Wunscherfüller und der Mama, nach Dortmund, um im Westfalenstadion ein Spiel des BVB zu besuchen. Es war ein Tag, seine Mutter konnte ihn gar nicht in Worte fassen, so sehr hat ihr kleiner Schatz ihn genossen. Sie meinte am Mikrofon, dass ihr Kleiner normalerweise nie einschlafe nach einem Nachmittagsausflug, an diesem Nachmittag aber schlief er seelig im Wünschewagen auf dem Weg nach Hause ein – und spricht noch heute von diesem Tag, diesem Erlebnis in Schwarz-Gelb. Da muss ich sagen, ich müsste lügen wenn ich sagen würde, dass mich das kalt gelassen hat.
Hör-Tipp:
Wir hatten jüngst das Vergnügen, mit Sabine Richards vom Arbeiter Samariter Bund NRW in einer Folge AHOI, NPO! über den ASB Wünschewagen zu sprechen, und auch darüber, wie innovativ soziale Organisationen sein können – und müssen. Hören Sie mal rein!
Der ASB Wünschewagen gehört in die Tagesschau
Oder die andere Geschichte, die die älteste Wunschhelferin erzählte. Sie habe bereits 87 Einsätze mit dem Wünschewagen absolviert, keiner sei wie der andere gewesen. Ihr größter Wunsch sei es, „die hundert voll zu machen“, worauf im Publikum großer Applaus aufbrandete. Neben mir saß Julia Zähres vom Deutschen Stiftungszentrum und war ebenso begeistert von dem, was wir hörten. Es waren diese Geschichten, die wir hören wollen. Denn da ist ein Projekt, das Menschen begeistert, jene die die Wünschewagen fahren, jene die mit dem Wünschewagen einen Wunsch erfüllt bekommen. Der ASB Wünschewagen ist eines dieser Projekte, von dem ich sagen würde, es müsste mal in der Tagesschau kommen, oder in einer Samstagabendsendung, wenn wieder irgendein Spendenaufruf formuliert wird. Projekte wie der Wünschewagen sind es, die Stiftungs- und Non Profit-Handeln legitimieren, und die zeigen, welche Kraft der Sektor als gesellschaftlicher Kit in sich führt.
Wünsche wagen, das ist es
Henning Wehland von den H-Blockx (der auf der Bühne mit seinem Kollegen Jan Löchel richtig cool balladierte) erzählte dann auch seine Geschichte, wie er in Kontakt mit dem Wünschewagen gekommen war. Er verwies dann darauf, und vielleicht musste dieser Hinweis von einem Künstler kommen, dass im Wünschewagen auch das Wünsche wagen steckt. Zu wagen, am vermutlichen Ende des Daseins noch einen Wunsch zu äußern, das bedeutet Mut, Courage, Überwindung, für einen selbst, aber eben auch für das Umfeld. Ein Wunsch, der mit zur Gala gebracht wurde war beispielsweise der eines Bauern, der früher viel auf Viehversteigerungen gewesen war. Sein Wunsch war es, noch einmalauf so eine Versteigerung zu fahren, und so berichtete der Wunschhelfer von diesem Erlebnis aus seiner Sicht heraus. Die parallel auf einen Monitor laufende Foto-Collage der erfüllten Wünsche war damit um ein amüsantes Motiv reicher. Für alle im Brost-Pavillon in der Zeche Zollverein war es dann noch ein Highlight, als eine resolute Dame von ihrer Ballonfahrt berichtete. Diese hatte sie sich gewünscht, wissend, dass ihr nicht mehr viel Zeit auf der Erde bleibt. Die Ballonfahrt war das Eine, das Drumherum das andere, ihr waren die Menschen die dabei waren wichtiger zu erwähnen als die Ballonfahrt selbst. Berührend, das ist das Wort, was einem hier einfiel.
Zusammengefasst
Zehn Jahre ASB Wünschewagen, das heißt, zehn Jahre erfüllte Wünsche für Menschen, die dem Ende ihres Daseins ins Auge schauen (müssen). Ein solch tolles Projekt einmal hautnah zu erleben, mit den aufgereihten Wünschewägen vor der Eingangsrolltreppe an der Zeche Zollverein (wer noch nicht dort war, unbedingt hingehen, das ist erwanderbare deutsche Industriegeschichte), das prägt sich ein. Auch die Geschichten der erfüllten Wünsche, die auf der Bühne mit dem Publikum geteilt wurden, da war für jedes feuchte Auge etwas dabei. Plötzlich rollte auch noch eine (nach Marzipan duftende) ASB Wünschewagen-Torte durch den Saal, mit einer detailgetreuen Nachbildung eines ASB Wünschewagens auf Tour, damit war der Abend perfekt. Für uns ist der ASB Wünschewagen schon jetzt ein Projektklassiker, der Begeisterung schürt und weitere Unterstützung braucht. Aber die wird er auch bekommen, da sind wir uns nach diesem Abend sehr sicher.