Das Stiftungsvermögen zu verwalten gehört zum Pflichtenkatalog eines Stiftungsvorstands ganz selbstverständlich dazu. Eine Pflicht, die es zu erfüllen gilt, was aber heute nicht einfach ist. Erstrangige (gesetzliche) Ziele der Vermögensverwaltung kapitalbasierter, gemeinnütziger Stiftungen sind Werterhalt und kontinuierliche Erwirtschaftung von Erträgnissen zur Stiftungszweckerfüllung. Über die Fondsanlage ist dies auch heute immer noch zu schaffen, Stiftungen sollten dafür aber einige grundsätzliche Überlegungen anstellen.
Nehmen Stiftungsverantwortliche die obigen Eckpunkte ernst, und das sollte man als Stiftungsverantwortlicher, dann fallen nicht oder nur ab und zu ausschüttende Fonds schon einmal raus – ohne jeden Kompromiss. Und solche, die mangels ausschüttungsfähiger Erträge (z.B. Mietzinsüberschüsse, Dividenden, Zinsen, Optionsprämien, Gewinne beim Futurehandel) aus der Substanz auskehren (dürfen), verletzen aus stiftungssichtrechtlicher Sicht das Kapitalerhaltungsgebot – fallen auch raus. Es gibt jedoch Ausnahmen: Gute Fondsmanager haben aus der vergangenen guten Entwicklung Ausschüttungsreserven aufgebaut, einige Anbieter tun sich hier durchaus hervor. Was Stiftungen dagegen in jedem Fall vermeiden sollten sind Fondsprodukte, die große Drawdowns produziert haben, so wie sie die Hauptindizes auf Aktien auch hier und da liefern. Hier sollten Stiftungen die Fondshistorien vergleichen und eben nicht auf die Wertentwicklung von einem oder drei Jahren schauen. Analysieren Sie ruhig einmal den Fondschart seit Auflage des Fonds, da steckt viel Wahrheit drin.
ES GIBT KEIN TEUFELSZEUG
ETFs sind kein Teufelszeug, auch für Stiftungen und deren Kapitalanlage nicht, genauso wenig wie Options(prämien)strategien oder Long und/oder Short-Strategien keines sind. Natürlich müssen Stiftungsverantwortliche hier genau wissen, was sie kaufen und was sie tun, aber von vorn herein sind solche Fondsanlagen für Stiftungen nicht zu verteufeln, denn: Solche Fonds werden ja auch „nur“ beigemischt und auch in diesem Segment lassen sich Anlagestile mischen. Fonds mit einer Aktien-long/short-Strategie funktionieren auch nicht uneingeschränkt, hier gibt es zudem nur wenige Fonds, die ausschütten und damit stiftungsgeeignet sind. Ausschüttung ist das A und O aus Stiftungssicht, das lässt sich gar nicht oft genug betonen.
Zur Überprüfung von Long-/Short-Fonds eignen sich eigentlich nur die Zeiträume ab Januar 2017, wenn nämlich die Märkte nur nach oben gehen, brauchen auch Stiftungen keine Absicherung. Vergleichen Sie zum Beispiel mal zwei Produkte einer hier nicht genannten Fondsboutique. Hier gibt es einen Fonds namens Aktien global, einen klassischen Aktienfonds, und eine long/short-Variante. Letzterer hat zumindest ausgeschüttet, die Wertentwicklung hat aber nicht das gehalten was man von solch einem Produkt erwarten muss. Der Zeitraum seit 2017 verrät Stiftungen hier viel, wie solche Fonds funktionieren bzw. eben nicht. Durch ein Kriterienraster aus Stiftungssicht passen solche Fonds schnell nicht durch, aber die Kriterien müssen eben auch passen.
VON BEGRÜNDUNGEN NICHT EINLULLEN LASSEN
Gleiches gilt für „marktneutrale“ Strategie-(misch)-fonds, also solche, die keine hohen aber kontinuierliche Kursentwicklungen und Ausschüttungen „anstreben“ – und manchmal auch halten – oder Kapital vernichten. Das Etikett, das auf dem Fonds klebt, führt da auch mal in die Irre. Selbst Marktriesen bringen „marktneutrale“ Fonds auf den Markt, die seit Januar 2017 mehr als 20% Verlust eingefahren haben, was dort auf die Marktphase zurückgeführt wird, nicht jedoch auf das nicht funktionierende Fondsmanagement. Hören Sie sich als Stiftungsvorstand genau die Begründungen zu Kursrücksetzern an, wird da immer der Markt vorgeschoben, dann stimmt was nicht – insbesondere dann nicht, wenn der Markt eigentlich gar nicht soooo schlecht war. Wenn dann noch aus der Substanz ausgeschüttet wird, wissen Sie eigentlich sofort Bescheid.
MISCHEN UND DEKORRELIEREN!
Unsere Formel für die aus Stiftungssicht passende Fondsanlage heißt Mischen und Dekorrelieren. Stiftungen könnten sich bei der Anlage in offene Fondsprodukte beispielsweise die 10:10:10-Regel verpassen. Genau dieses Prinzip wenden wir an. Hierbei werden Assetklassen/Länder/Branchen…, Investmentstile und Fondsmanager in etwa gleichgewichtet. Entscheiden Sie zunächst für unterschiedliche Investmentstrategien, Assetklassen, Länder, Branchen und Ursprungswährungen, teils abgesichert gegenüber Euro, teils nicht. Fondsprodukte und Anbieter lassen sich auf einigen freien Plattformen nach diesen Kriterien raussuchen und vor allem vergleichen. Der Vergleich ist eine gute Möglichkeit, herauszufinden ob ein Fonds die Vorgaben einer Stiftung trift oder nicht. Auf Plattformen wie zum Beispiel www.fondsweb.com oder www.onvista.de sind vielfältige Vergleiche möglich, und das sollten Stiftungsverantwortliche durchaus nutzen, um ihr Fondsuniversum Stück für Stück zusammenzustellen.
Der nächste Schritt, und das machen wir bis zum Umfallen, ist, die ausgesuchten Produkte mit den Anbietern zu besprechen. Stiftungsverantwortliche sollten hier nach Möglichkeit nicht mit dem Vertrieb sondern dem Fondsmanagement sprechen, so Vertriebsmitarbeiter mit Stiftungsknowhow ausgestattet sind, kann jedoch auch zu diesem der Kontakt gesucht werden. Wichtig ist dann, zuzuhören, zu verstehen, und das was man nicht versteht nochmal zu hinterfragen. Ist ein Konzept ab einem Punkt immer noch unverständlich, muss die Fondsauswahl erneut korrigiert und angepasst werden. Für ein Stiftungsvermögen sollte kein Fonds erworben werden, der nur so halb verstanden wurde. Nichts kaufen was man nicht versteht, das gilt bei Stiftungen umso mehr.
VIELLEICHT NICHT ALLES AUF EINMAL KAUFEN
Steht die Fondsauswahl, geht’s an das Umsetzen. Es lässt sich nur empfehlen, mit einer auf Vermögensverwaltung oder die Fondsanlage spezialisierten Bank zu arbeiten, etwa die V-Bank. Hier kann die Beschaffung der Fondsprodukte zu niedrigen Kosten realisiert werden, auf jeden Fall zu Kostensätzen, die unterhalb jenen der Hausbank liegen dürften. Vor allem lässt sich der Ausgabeaufschlag in jedem Fall reduzieren, meistens ganz vermeiden. Und so dies negiert wird, sollten sich Stiftungsvorstände nicht ins Boxhorn jagen lassen. Kaufen heißt für uns aber auch, erst einmal nur zwei Drittel der Summe in den jeweiligen Fonds zu investieren, und bei etwaigen Rücksetzern über 5% noch einmal nachzufassen mit dem letzten Drittel. Oben wird zudem stetig abverkauft, insbesondere werden wenn möglich nach der Ausschüttung Kapitalgewinne realisiert. Aber dieses Vorgehen haben wir für uns als das passende festgelegt, es kann sein, dass für die Mehrheit der Stiftungen das gute alte ‚Kaufen und Liegenlassen‘ passender ist.
ZUSAMMENGEFASST
Die Fondsanlage kann Stiftungen insbesondere im aktuellen Umfeld die Probleme in der Kapitalanlage lösen. Über Fonds können Stiftungen diversifizieren, also breit streuen, und sie können kontinuierlich Erträge vereinnahmen. Wir vergleichen verschiedene Fonds miteinander, alles unter dem Oberkriterium, dass die Ausschüttung sakrosankt ist. Ob es allerdings jedes Mal ein Stiftungsfonds sein muss, das wage ich zu bezweifeln. Stiftungsfonds können eine Basis sein, aber um auskömmlich Erträge zu generieren, dazu braucht es heute noch weitere Bausteine. Sonst wird es eng mit der Pflichterfüllung.