Ein Stiftungsfonds hat dem Namen nach eine Aufgabe: Er ist für Stiftungen und deren Belange in der Kapitalanlage gemacht. Was das heißt, ist klar. Es sollen auskömmliche ordentliche Erträge erwirtschaftet werden, dazu ist das Anlagekonzept so konservativ aufgesetzt, dass es den Vorgaben ertragreich und sicher sehr leicht nachkommen kann. Ein Basisinvestment sollten sie sein, die Stiftungsfonds, sind sie aber oft nicht mehr. Für Stiftungen heißt das: Nachhaken!
Wenn eine Stiftung heute ihr Stiftungsvermögen in Stiftungsfonds investiert hat, dann sollte sie sich genau zwei Dinge anschauen, naja, eigentlich sind es deren drei. Einmal die Ausschüttung und deren Güte. Ging die Ausschüttung zuletzt immer weiter zurück, vielleicht gar inzwischen in Richtung 1%, dann deutet dies auf eine nach wie vor sehr konservative Allokation im Fonds hin, die einmal kaum mehr Ausschüttung liefert und dazu auch nicht mehr in der Lage ist, Ausschüttungsreserven zu bilden. Letztere sind immer ein gutes Indiz dafür, wie gewirtschaftet wurde und wie leistungsfähig der Fonds künftig bei den Ausschüttungen sein wird. Zweitens sollten sich Stiftungen durchaus auch vom Anbieter sagen lassen, wie es sich mit dem Fondsvolumen in den vergangenen Monaten verhalten hat. Dies kann eine wichtige Indikation sein, ob Anleger dem Fonds zunehmend Vertrauen schenken oder nicht. Und natürlich sollte es Blick auf den Chart der Wertentwicklung nicht fehlen.
EIN ZEITGEMÄSSER MIX MUSS HER
Bezogen auf die letzten zehn Jahre kann dies eigentlich nur ein Lunro-Chart sein, also einer, der von links unten nach rechts oben geht. Die Börsen haben das hergegeben, sowohl bei den Anleihen als auch bei den Aktien. Die beste Strategie im Jahr 2019 war: Kaufe, egal was. Das klingt banal, aber in vielen Jahren des letzten Jahrzehnts hat man kaum etwas falsch machen können, es musste Im Portfolio nur eine Mischung aus verschiedenen Anlageklassen hergestellt werden. Ein Mix, der eben Anleihen unterschiedlicher Ratingstufen genauso wie Aktien unterschiedler Marktkapitalisierungsgrößen und auch Immobilien oder Infrastruktur enthielt. Solch ein Mix warf auskömmlich ordentliche Erträge ab und machte den Nullzins nicht gerade vergessen, aber doch erträglich. Fonds, die das nicht in ihr Portfolio einbauten, hatten es schwer – so wie viele Stiftungsfonds.
STIFTUNGSFONDS UND DIE 70/30-ALLOKATION
Das Geheimnis ihres Erfolges war ja gerade eine Anleihen-lastige Allokation, die ergänzt wurde um Aktien, und die Ausschüttungen zuvorderst aus Anleihekupons und in kleineren Portionen aus Aktiendividenden speiste. Dieses 70 zu 30, das im Stiftungssektor auch gerne als die perfekte Allokation herumgereicht wird, hatte seine Stärken, aber in Zeiten niedriger Zinsen sind ebenjene Fonds genau dieser Stärke beraubt. Insbesondere dann, wenn sie nicht in der Lage waren, ihre Anlagepolitiken an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Das jedoch ist ein einfaches Unterfangen, denn wenn im Prospekt zum Fonds genau diese konservative Anlagepolitik festgehalten ist, dann kann der Fonds nicht einfach anders bestückt werden. Die Krux mit den Stiftungsfonds ist also nicht, dass sie schlechte Leistung liefern, sondern dass ihre Ansätze hier und da nicht mehr in die Zeit passen.
EINE NEUE ROLLE FÜR STIFTUNGSFONDS?
Was tun Stiftungen nun, wenn sie ein Fondsportfolio aus Stiftungsfonds ihr Eigen nennen? Zuerst prüfen sie, welche Fonds bei den Ausschüttungen den stärksten Rückgang aufweisen und suchen dann dazu nach Alternativen. Eine Alternative kann ein Income-Fonds sein, der seine Ausschüttungen aus verschiedenen Ertragsquellen generiert, eine andere Alternative bezogen auf die Ausschüttung kann ein Immobilienfonds oder ein ausschüttungsstarker Aktienfonds sein. Die Fondsallokation dürfte auf jeden Fall etwas bunter und etwas internationaler werden – und entsprechend sollte dies auch durch eine überarbeitete Anlagerichtlinie abgedeckt sein. Was Stiftungen immer machen sollten, ist sich eine Ausschüttungsübersicht zusenden und sich die Ausschüttungspolitik erklären zu lassen. Kann ein Stiftungsfonds bei der Ausschüttungshöhe nicht mehr mithalten, kann er immer noch zum Cashersatz-Baustein umgemünzt werden. Denn viele Stiftungen dürften aus auslaufenden anleihen heraus auf Cashbeständen sitzen, die ja auch angelegt werden müssen. So gesehen haben Stiftungsfonds doch noch nicht ausgedient, aber ihre Rolle könnte künftig erst einmal eine andere sein.
HINWEIS: Alles zur Fondsanlage von Stiftungen lesen Sie in der FondsFibel für Stiftungen & NPOs unter www.fondsfibel.de.
ZUSAMMENGEFASST
Mit vielen Stiftungsfonds war zuletzt aus Stiftungssicht kein Staat zu machen. Die Ausschüttungen sanken, die Wertentwicklung der Stiftungsfonds nahm nur ansatzweise Witterung zur Hausse an den Märkten auf. Stiftungen sollten prüfen, ob die von ihnen einst gewählten Stiftungsfonds in Zukunft noch in der Lage sein werden, auskömmliche Erträge zu liefern – oder ob sie ihnen nicht vielleicht eine andere Rolle zuweisen. Ob vorübergehend oder dauerhaft, das wird die Zeit zeigen.