Stiftungsmanagement und die neue Sorgfalt

Warum mit dem Ende des Konzepts Gutdünken Stiftungsexperten für das Gestalten der Stiftungspraxis künftig viel wichtiger werden

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Stiftungsmanagement und die neue Sorgfalt
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Stiftungen, Stiftungsgremien und die neue (alte) Sorgfalt sind ein Dreiklang, der Stiftungspraxis künftig sehr viel stärker prägen wird, und um den herum der externe Stiftungsexperte eine gewichtigere Rolle spielen wird. Denn Sorgfalt ist ein Maßstab, der dehnbar und unbarmherzig zugleich ist. Insbesondere dann, wenn eine sachgerechte Entscheidung „hinten raus“ kommen soll. Eine kleine Replik auf die neue Sorgfaltspflicht in der täglichen Stiftungspraxis.

In der Definition von Sorgfalt tauchen Substantive wie Genauigkeit, Achtsamkeit und Gewissenhaftigkeit auf. Ausreichende Informationen, um eine Entscheidung zu fundieren, sind dabei dann nicht nur Beiwerk, sondern essentiell wichtig. Für Stiftungsverantwortliche, ob Vorstand, Leiter oder Geschäftsführer bedeutet das, dass alles was entschieden wird, so entschieden wird, wie es ein Geschäftsführer einer GmbH auch entscheiden würde. Informationen werden zusammengetragen, Informationen werden abgewogen, es wird auch externer Rat eingeholt, um die Informationen noch besser zu sortieren. Das Ganze wird dokumentiert, und so für die nächste Gremiensitzung und die nächste Gremiengeneration nachvollziehbar gehalten. Eine Entscheidung fußt also auf einem Prozess. Kaum ein Geschäftsführer einer GmbH kalkuliert ein Angebot einfach so aus dem Bauch heraus ins Blaue hinein, trifft eine weitreichende Entscheidung, ohne externe Expertise zu konsultieren.


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Das Ende des Konzepts Gutdünken

Der externe Experte, der Berater, der Spezialist, ist Teil des Prozesses um eine profunde Entscheidung herum. Im Ermessen des Verantwortlichen liegt es, zu überlegen, für welche Entscheidung bzw. für welche Entscheidungsfindung ein Experte hinzugezogen wird. Der Ermessensspielraum, bezogen auf Stiftungen bspw. das Stiftungsvermögen betreffend, endet dann dort – und davon bin ich fest überzeugt -, wo die Bauchentscheidung die fundierte Entscheidung sticht. So wie der Achtzylinder beim Autoquartett den Vierzylinder immer ausgestochen hat. Nur, wir sind hier nicht beim Auto- oder Projektequartett, sondern beim verantwortungsvollen Umgang mit Kapitalien, die auch noch gesellschaftlich privilegiert (Stichwort Steuerprivileg) sind. Es schickt sich einfach nicht, vor diesem Hintergrund Entscheidungen für gewöhnlich aus dem Bauch heraus zu treffen. Gutdünken, Entscheidung aus dem Bauch heraus, Konsultationen à la „Der Günther kennt da jemanden“, das ist das Gegenteil von sachgerechter Entscheidung. Und derlei ist auch das Gegenstück zur Sorgfalt.

Sorgfalt und die künftige Rolle von Stiftungsexperten

Sorgfalt ist ein Maßstab, bei dem kein Platz ist für das Konzept Gutdünken. Sorgfalt ist ein Rahmen, der professionelles Agieren verlangt. Sorgfalt ist ein Wegeplan, bei dem externen Stiftungsexperten die Aufgabe zukommt, Stiftungsverantwortliche in die Lage zu versetzen, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Externe Stiftungsexperten, für die Stiftungsorganisation, den Stiftungszweck oder das Stiftungsvermögen hinzugezogen werden, können Impulse geben und sind eben jene fachliche Expertise, die insbesondere bei schwierigeren, die weitere (fernere) Zukunft betreffenden Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen können.

Eine gute Entscheidung wird durch externe Stiftungsexpertise noch besser

Zur Sorgfaltspflicht gehört, sich ggf. mit fachlicher Expertise in die Lage zu versetzen, eine Entscheidung begründen und treffen zu können. Je komplexer die Welt wird, je größer die Aufgaben in der Stiftungspraxis werden, desto gewichtiger wird demgemäß die Rolle von Stiftungsexperten werden. Nicht weil Stiftungsverantwortliche ihr Geschäft nicht beherrschen, sondern weil es künftig eine Notwendigkeit gibt, strukturell bessere und professionellere Entscheidungen zu treffen. Die Stiftungslandschaft wird weiter wachsen, es werden mehr Stiftungen errichtet werden, es wird mehr Kapital im Stiftungssektor gebündelt werden, und die Erwartungen der Gesellschaft, des Gemeinwesens an Stiftungen als Problemlöser und Wegebereiter wird wachsen. Das Dreieck Stiftungsvorstand-Stiftungspraxis-Stiftungsexperte hat vielleicht nichts Magisches an sich, aber doch etwas Notwendiges.

Stiftungsexperten Handbuch 2025

Zusammengefasst


Müsste man an einen Leuchtturm ein Wort projizieren, um die Stiftungspraxis anno 2040 zu beschreiben, eines das die Stiftungspraxis mehr, viel mehr als heute prägen wird, dann dürfte es das Wort Sorgfalt sein. Sorgfalt als Maßstab für das Verwirklichen des Stiftungszwecks, Sorgfalt als Maßstab für das professionelle Aufsetzen der Stiftungsorganisation, Sorgfalt als Roter Faden für zeitgemäßes und zeitloses Management des Stiftungsvermögen – derlei wird sich seinen Weg bahnen. Gepaart wird dies mit der Abkehr vom Konzept Gutdünken, und auch mit einem markanten Bedeutungszuwachs externer Stiftungsexperten. Denn Gutes noch besser können, wobei Sorgfalt eine entscheidende Rolle zukommt, daran werden Stiftungen schon jetzt immer mehr gemessen. Gut so

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Tobias Karow
ist Gründer und Geschäftsführer von stiftungsmarktplatz.eu und im Stiftungswesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein seit 10 Jahren aktiv. Er ist Herausgeber der FondsFibel für Stiftungen & NPOs, dem führenden Nachschlagewerk für Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds (www.fondsfibel.de), Vorträge hält er vor allem zum Thema ‚Stiftungen und ihr Weg in die digitale Welt‘. Für beide Themen betreibt er den Blog #stiftungenstärken.