Das Thema Personal wird auch Stiftungen künftig mehr befassen. Demografische Verengungen einerseits und Ansprüche der künftigen Arbeitskräfte machen es herleitbar, dass Personal vom Thema zum Faktor in der täglichen Stiftungspraxis wird. Es gibt aber Ansatzpunkte, hier als Stiftung bzw. gemeinnützige Organisation voranzugehen und das Personalmanagement durch Hinzunahme digitaler Werkzeuge auf die Höhe der Zeit zu führen. Für Stiftungen resultieren hieraus enorme Spielräume, noch weitaus mehr als heute als attraktiver Arbeitsplatz wahr- und angenommen zu werden.
In Gesprächen mit Stiftungen hören wir es hinter vorgehaltener Hand schon des Öfteren. Das Thema Personal wird wichtiger, es wird vom lieben Thema ein richtiger Faktor für das Fortbestehen von Stiftungen und damit auch des gesamten Stiftungssektors. Dort wo die Wirtschaft Probleme hat, Fachkräfte zu finden, dort macht diese Problematik auch vor Stiftungen nicht Halt. Die Wirtschaft aber kann enorme Ressourcen einsetzen, um attraktive Arbeitsplätze und Perspektiven zu bieten. Stiftungen hingegen bieten vor allem etwas, dass jedoch immer mehr jüngere potentielle Arbeitskräfte suchen: eine sinnbehaftete Beschäftigung, die befreit ist von klassischen Karriereplänen und dem Wunsch, jedes Jahr immer mehr Geld zu verdienen. Am Ende des Tages spielt die Verfasstheit des künftigen Arbeitskräftepotentials, dessen Ansprüche an eine ausbalancierte Arbeits- und Alltagswelt, Stiftungen perspektivisch enorm in die Karten. Wäre da nicht die – nennen wir sie – Prozesslücke, die Stiftungen beim Thema Personal in vielen Fällen einfach aufweisen.
Stiftungen in der Arbeitswelt von morgen
Mit Mark Gorelik, dem Ansprechpartner für Stiftungen und gemeinnützige Organisationen bei Personio, haben wir in unserem Podcast AHOI, NPO! genau über diese künftige Arbeitswelt gesprochen, und was es hier aus Stiftungssicht braucht, um Akzente dergestalt zu setzen, dass sich junge Arbeitnehmer für das Arbeitsplatzangebot einer Stiftung entscheiden. Das professionelle Personalmanagement spielt hierbei eine ganz entscheidende Rolle. Professionell heißt in diesem Fall vor allem digital, professionell heißt bei Stiftungen, dass HR moderner wird, dass Recruiting weniger lange dauert und weitaus mehr im digitalen Raum abgebildet wird. Weil sich die jungen und jüngeren Menschen dort bewegen, muss auch die Jobmöglichkeit im Digitalen ihre Entsprechung finden. Ein weiterer Benefit ist aus Stiftungssicht, so erläutert es uns Mark Gorelik, „dass sich durch den digitalen Recruiting-Prozess die Besetzungsdauer einer neuen Stelle signifikant reduziert, was für die konkrete Stiftungsarbeit natürlich von hoher Relevanz ist.“
StiftungsApéro-Tipp:
Mark Gorelik, Ansprechpartner für Stiftungen bei Personio, wird beim StiftungsApéro in Berlin am 21.8. ab 17 Uhr in der Alfred Ehrhardt Stiftung mit einem Impuls zum Thema digitales Personalmanagement mit an Bord sein.
In Stiftungen verweilen Mitarbeiter überproportional lange
Personalmanagement ist in Stiftungen umso wichtiger, davon ist auch der Personio-Stiftungsexperte Mark Gorelik überzeugt, da sich Stiftungshandeln stark über Personen zum Ausdruck bringt. In Stiftungen wird der Faktor Personal zum Erfolgsfaktor Mensch, es ist wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange in Stiftungen zu halten, sie zu entwickeln, und auch vorneweg das Onboarding auf hohem Niveau zu bewerkstelligen. Es ist ja bereits so, dass Personal in Stiftungen überdurchschnittlich lange verweilt, was mit der Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld und den gestellten Aufgaben zusammenhängt. Aber genau hier werden die Unternehmen zu Konkurrenten für Stiftungen, haben sie genau diesen Zusammenhang erkannt. Fühlen sich Mitarbeiter wohl, bleiben sie länger, hegen weniger häufig Abwanderungsgedanken. In Zeiten knapper Fachkräfte wird die Verweildauer zum wichtigen Kriterium, und hier gehen Stiftungen mit einem Startvorteil in den Wettbewerb.
Personal in Stiftungen als Querschnittsaufgabe
Wettbewerb um Personal heißt aber eben auch, dass das Pendel in die andere Richtung ausschlagen kann. Genau hier kommen dann digitale Werkzeuge etwa in der Ansprache neuer Teammitglieder aufs Trapez. „Personalplanung, Personalbeschaffung, Personalentwicklung – diese drei Disziplinen müssen künftig aus einer Hand kommen.“, ist Mark Gorelik überzeugt.
Die Erwartung junger Mitarbeiter ist, dass das Recruiting im Digitalen dann auch von digitalen Prozessen etwa in der Entwicklung des Arbeitsplatzes aufgegriffen wird. Es würde kein stimmiges Bild abgeben, würde digital um den Mitarbeiter geworben werden, dann aber alles weitere analog aufgesetzt. Stiftungen müssen also „institutional ready“ sein, wie es so schön heißt, für die Arbeitswelt, wie sie sich heute bereits aber vor allem in 5 oder 10 Jahren darstellen wird. Diese Arbeitswelt wird Nachfrage nach Arbeitsplätzen dann „produzieren“, wenn Personalmanagement nicht nur mitgemacht wird, sondern zur zentralen Querschnittsaufgabe in Stiftungen wird. Stiftungen werden von Menschen errichtet, sie arbeiten für das Wohl von Menschen, sie werden von Menschen geprägt. Umso wichtiger ist es, dass der Faktor Personal im Zentrum des Stiftungs- und NPO-Managements steht.
Zusammengefasst
Das liebe Thema Personal wird Stiftungen künftig noch weitaus mehr befassen. Dabei müssen aber nicht nur Stellen in Stiftungen besetzt werden, es muss eine Arbeitsplatzwelt geschaffen werden, die genau jene Arbeitskräfte anzieht, die mit ihrer Arbeit eben nicht nur den Einkommensaspekt verbinden. Arbeiten in Stiftungen, das heißt Dinge bewegen, Ideen kreieren, Projekte voranbringen, und ja, auch Fußabdrücke hinterlassen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür gibt es, auch und gerade künftig, aber Stiftungen müssen sich prozesstechnisch so aufstellen, dass sie als Arbeitsplatz modern, zeitgemäß und attraktiv wahrgenommen werden. Das ist heute oft noch nicht der Fall. Digitales Personalmanagement mit all seinen Ausformungen kann hier einen Beitrag leisten, nein es wird nicht ein Beitrag sein, sondern ein entscheidender. Denn wo bewegen sich junge Menschen heute bereits und morgen umso mehr? Im digitalen Raum, in digitalen Welten, im digitalen Morgen. Das wissend, ist digitales Personalmanagement kein Nice to have, es ist ein Must Have.