Weltweit gedeihen Kooperationen zwischen Stiftungen und Unternehmen. Unternehmen werden zunehmend von der Gesellschaft und vor allem von jungen talentierten MitarbeiterInnen danach beurteilt, wie ihre Sozial- und ihre Nachhaltigkeitsbilanz aussieht. CSR, also die Unternehmensverantwortung wird zum zentralen Teil der Sinnstiftung im Unternehmen und zum neuen Tool für das Recruiting und die Mitarbeiterbindung.
Aber gleich zu Beginn gibt es schon Schwierigkeiten: 1000 Briefe an Unternehmen zu verschicken, hat noch keiner Organisation etwas gebracht. Ganz im Gegenteil, es frustriert, wenn man keine Antwort von Unternehmen bekommt. Das Vor- und Nachtelefonieren wird auch immer schwieriger und aufwendiger. Entweder trifft man auf Telefon-Roboter oder man landet mit viel Glück an der Zentrale um auf die Frage nach der Leitung der CSR-Abteilung zu hören, „wenn ich keinen Namen habe, dann kann ich Sie leider nicht weiterverbinden.“ DSGVO sei Dank!
Unternehmen stellen in der Regel Bedingungen
Erste Antastungs-Punkte bedeuten für beide Seiten auch immer Orientierungs- und Kontaktbegegnungen. Dabei stellen Unternehmen klare Bedingungen für eine Zusammenarbeit, Ziele der Organisation sind ebenso wichtig wie die nachgewiesene Wirksamkeit der Projekte, das Team, soziale KPIs oder vertragliche Aspekte, wenn es sich z.B. um internationale Konzerne oder Sponsoring handelt.
Nur Gutes tun reicht Unternehmen nicht mehr. Effektivität zeigt sich, wenn die Ziele und Kernkompetenzen des Unternehmens mit den Zielen der Organisation übereinstimmen. Aber vor allem wollen Unternehmen eins: eine Steigerung des Bekanntheitsgrades, wertsteigernden Imagetransfer und Projekte, mit denen sie glänzen können. Aber davor hat der liebe Gott noch den Schweiß des Fundraisers gesetzt. Erst mal heißt es recherchieren, und das ist in Zeiten der DSGVO nicht einfach.
Daran erkennen Stiftungen eine gute Kooperation
Nicht nur Mitarbeiter der Unternehmen wechseln fast jährlich, meistens auch das CSR-Schwerpunkt-thema des Unternehmens. Da gehen viele Ressourcen verloren. Außerdem kooperieren Groß-Unternehmen meistens noch mit großen Stiftungen, die mittleren und kleinen haben oft keine Chance. Unternehmens-Kooperationen verlangen heute einen ganz neuen Zugang. Lassen Sie mich hier vier Schritte erklären, wie Sie dennoch an eine gute Kooperation kommen.
- Schritt – Versetzen Sie Ihre Geschäftsführung oder Vorstand in die Lage die erste Stufe des Fundraisings zu sein.
Vorstände und Geschäftsführer von Unternehmen kennen sich untereinander, treffen sich oft außerhalb des Büros (z.B. in Service Clubs) und gehen auch meistens zu den gleichen Veranstaltungen. Hier heißt es Ihren Vorstand einzuschleusen. Denn Vorstände und Geschäftsführer wollen auf Augenhöhe reden und nicht gleich über ein spezielles Projekt. Im Small Talk kann man hier anknüpfen, über gesellschaftliche Herausforderungen, wie Bildung, Arbeitslosigkeit oder die Digitalisierung sprechen und erzählen (in kurzen Worten, was die eigene Organisation so macht). Es muss eine thematische Metaebene gewählt werden. Das funktioniert im Business, wo Sie auch nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern erst mal über was ganz anderes reden in angenehmer Atmosphäre. Auf jeden Fall muss ein solches Treffen immer mit einer Aufforderung des eigenen Vorstandes beendet werden, sich zu diesen Themen auszutauschen und auch die Visitenkarten müssen überreicht werden. - Schritt – Generieren Sie Ideen, wie Ihre Stiftung oder NGO mit dem Unternehmen XY zusammenarbeiten kann.
Das muss kein fertiges Paket sein, das kommt erst später. Finden Sie Gemeinsamkeiten mit den potentiellen Förderern und entwickeln Sie einen spannenden, innovativen Vorschlag. Versetzen Sie sich in die Rolle des Unternehmens!
Denken Sie sich in die Motive und Bedürfnisse des Unternehmens und des Vorstandes hinein.Sind Ihnen hierzu gute Ideen gekommen, wie z.B. auch ein Know-How Transfer organisiert werden kann, dann vereinbaren Sie einen persönlichen Gesprächstermin mit dem Vorstand. Der Fundraisier ist hier nur Sparring Partner, greift noch nicht operativ in den Prozess ein. - Schritt – Vorstand mit Fundraiser treffen sich mit Vorstand oder Geschäftsführung.
Hier wird über gemeinsame Ideen gesprochen. Welche Wünsche und Bedürfnisse hat das Unternehmen, was will und braucht die NGO. Ist man auf einem Punkt angekommen, dass man z.B. Ideen für ein gemeinsames Projekt andenkt, dann wird der Fundraiser ins Spiel gebracht, der operative Umsetzer einer gemeinsamen Kooperation. Bei diesem Gespräch spätestens muss man über die Summe einer Förderung sprechen, sonst kann es nicht weitergehen. Es macht einen Unterschied, wenn Sie 100.000€ benötigen und der Vorstand sagt ja oder er sagt, ich kann ihnen aber nur 10.000 € geben. Dann fangen die Verhandlungen wieder von vorne an (vertriebliche Verhandlungsführung). Ist die Frage geklärt und beide Seiten sind mit der Summe und der angedachten Kooperation zufrieden, kann die operative Umsetzung beginnen. Meistens benennt dann auch der Vorstand, Geschäftsführer oder Unternehmer jemanden im Unternehmen, die die operative Umsetzung durchführt. - Schritt – Fundraiser und/oder CSR-Abteilung, Marketingabteilung erarbeiten das Projekt gemeinsam.
Lassen Sie mich noch ein Wort zu Social Days sagen. Unternehmen möchten nicht nur Gutes tun, sondern auch neue Formate für Team-Events kreieren. Das bringt so manche NGO an den Rand der Verzweiflung, wenn wieder einmal 40 Menschen im Garten stehen und nicht wissen, was sie machen sollen. Auf jeden Fall gilt eins: kein Social Day ohne eine Spende! Und die muss nicht nur an den Aufwand für alle (Planung, Organisation, Umsetzung) angepasst sein, es sollen ja auch noch zusätzliche Mittel für die Organisation dabei herauskommen. Seien Sie vorsichtig, wenn das Unternehmen Ihnen die Arbeitsstunden der Mitarbeiter verrechnen will. Hier ist besonders der Aufwand mit dem Ertrag zu planen, am besten aber auch einen ordentlichen Projektplan mit Zeitplan zu erstellen und die Kommunikation von beiden Seiten mit einzubeziehen.
Binden Sie von Anfang an das Unternehmen in die Planung von Social Days oder von CSR-Maßnahmen mit ein. Berechnen Sie gemeinsam, z.B. wie bei einer gemeinsamen Kampagne die Dauer, Ziele und Sichtbarkeit des Projektes. Denn die Sichtbarkeit prägt den Preis. Je mehr Menschen die Kooperation wahrnehmen, desto teurer sollte es für das Unternehmen werden.
Zusammengefasst
Generell lässt sich sagen, dass Unternehmens-Kooperationen ein wichtiger Bestandteil des Fundraising-Mixes sind, um ihr Anliegen erfolgreich umzusetzen. Aber bitte bedenken Sie, dass hier Ressourcen gebunden werden, denn oft dauert das Anbahnen einer Kooperation schon 1-2 Jahre, um dann in Jahr 2 oder 3 genehmigt zu werden und den Geldfluss zu starten. Hier sollten sich Aufwand und Ertrag rechnen. Die Potenziale sind enorm, Chancen und Vorteile auch. Unternehmens-Kooperationen stärken das gegenseitige Verständnis von Wirtschaft und Gemeinnützigkeit und fördern die Wertschätzung und Anerkennung der sozialen Arbeit in der Öffentlichkeit. Viel Erfolg!