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Die oberste Maßgabe für das Stiftungsvermögen ist der ordentliche Ertrag. Stiftungsvermögen ist ein dienendes Vermögen, es ist Ausdruck des Stifterwillens, und das Steuerprivileg muss verdient werden. So gesehen ist ordentlicher Ertrag, bei einem Fonds sind das die Ausschüttungen, nicht nur irgendeine Größe, an der man ein wenig rumfummeln kann. Nein, der ordentliche Ertrag ist DIE Maßgröße, entlang der eine Stiftung ihre Ausgabenplanung bestreitet. Entsprechend muss der ordentliche Ertrag konserviert werden, unter anderem mit jenen Mitteln, die moderne Income-Fonds liefern.
Der Stifterwille findet Ausdruck im Stiftungszweck, der Stiftungsorganisation und dem Stiftungsvermögen. Das haben wir jüngst beim Stiftungsrechtstag in Bochum (unsere Retrospektive finden Sie hier) noch einmal eindrücklich gehört. Entsprechend muss sich um das Stiftungsvermögen gekümmert werden, sprich: Es muss investiert werden, damit das Stiftungsvermögen dienen kann. Um dienen zu können, braucht es vor allem ordentliche Erträge. Zwar ändern sich die Spielregeln durch die Stiftungsrechtsreform ein wenig, aber Ausschüttungen zu generieren, darum muss sich das Tun in der Verwaltung des Stiftungsvermögen weiterhin zentral drehen.
Wie leistungsfähig ist ein Fonds beim ordentlichen Ertrag
Wer diese Anforderung auf die Fondsanlage übersetzt, der fragt sofort danach, wie die Leistungsfähigkeit eines Fonds hinsichtlich des ordentlichen Ertrags gemessen werden kann. Dies sind natürlich die Ausschüttungshistorie und die Ausschüttungsrendite. Gemessen daran gehören Income-Fonds zumindest auf die Ideen-Liste einer Stiftung, wie sie ihr Fondsportfolio zu bestücken gedenkt. Denn Income-Fonds sind von Haus aus auf das Generieren ordentlicher Erträge ausgelegt. Die Anlagepolitik zielt darauf ab, ein möglichst hohes ordentliches Einkommen zu erwirtschaften.
Stiftungen in Großbritannien oder den Niederlanden legen in Income-Fonds an
Etliche dieser Income-Fonds wurden vor dem Hintergrund aufgelegt, dass Stiftungen bspw. in den Niederlanden oder Großbritannien genau wie ihre deutschen Pendants ordentliche Erträge brauchen. Nur hat sich hier die Bezeichnung Stiftungsfonds nie durchgesetzt. Wohl aber der Bezug des Fondsnamens zum obersten Ziel des Anlagekonzepts, Income eben. Aus Sicht deutscher Stiftungen ist es sicherlich das fehlende ‚Stiftungsfonds‘ im Fondsnamen, dass diese Fonds ein wenig außerhalb des Radars aufscheinen lässt. Dabei müssten sie eigentlich einen festen Platz in der Fondsallokation einer Stiftung haben. Nicht zuletzt auch, weil sich die Anlagekonzepte gerade in den letzten 3 Jahren bewährt haben und eben zuverlässig ordentlichen Ertrag geliefert haben.
Nick Edwardson weiß die Märkte zu lesen
Wir hatten jüngst das Vergnügen (man muss es so bezeichnen), mit dem Fondsmanager des Aegon Global Diversified Income zu sprechen. Er sprach über das große Bild an den Kapitalmärkten, über Slowbalisation statt Globalisation und auch darüber, wie belastbar das derzeitige Umfeld gerade für Income-Konzepte ist. Das Gespräch mit Nick Edwardson war eines der Kategorie, bei denen man im Nachgang schlauer ist hinsichtlich der Vorgehensweise des Fondslenkers im aktuellen Umfeld. Vor allem aber verfestigt sich das Bild, dass Income-Fonds eine tragende Rolle im Fondsportfolio einer Stiftung spielen sollten. Natürlich weil sie erklecklich und zuverlässig ausschütten, aber auch weil ihre Konzepte ob ihrer breiten Diversifikation sehr schön in die Zeit passen. In unruhigen Zeiten steht es sich besser auf mehreren Beinen, auch im Stiftungsvermögen.
Income-Fonds im #fondsfibel Club der 25:
Im Club der 25 sind mit dem AB European Income Portfolio, dem Aegon Global Diversified Income, dem JPMorgan Global Income, dem TBF Global Income sowie dem Morgan Stanley Global Brands Equity Income Fund fünf Konzepte gelistet, die Income, also den ordentlichen Ertrag, als ihr oberstes Ziel der Anlagepolitik definieren.
Income-Fonds zahlen auf das Diversifikationsgebot ein
Income-Fonds sind in der Regel wie schon gesagt breit diversifiziert, zahlen damit qua Anlagekonzept auf das Diversifikationsgebot ein. Diesem haben Stiftungen ja in der Veranlagung ihres Stiftungsvermögens Folge zu leisten. Auf der anderen Seite gibt es Income-Fonds, die auf einer Aktien- oder einer Anleiheallokation beruhen. Hier können sich Stiftungen gezielt ein Aktien- oder Anleihekonzept ins Portfolio legen, und gleichzeitig die Ausschüttungsrendite nach oben schrauben, ohne den x-ten Mischfonds klassischer Lesart hinzunehmen zu müssen. Es kann für Stiftungen sehr sinnvoll sein, ausschüttungsstarke Aktien- und Anleihefonds ihrer Fondsallokation hinzuzufügen, weil diese sich anders verhalten als Mischfonds und der Aufbau von Anleihe- oder Aktienquote direkt über ein entsprechendes Investment erfolgt.
Planbarkeit der Erträge erhöht sich
Außerdem sind sortenreine Fonds nicht selten performancestärker als Mischfonds, was sich bei moderner Ausgestaltung der Stiftungssatzung künftig als weiterer Vorteil entpuppen dürfte. Income-orientierte Fonds haben aber noch ein Argument, das für sie spricht. Income-Fonds sind entkoppeln die ordentlichen Erträge einer Stiftung noch ein Stück stärker von den Marktbewegungen. Natürlich schwanken auch die Anteilspreise von Income-Fonds teils stark, so der Markt sich mal stark bewegt, aber der ordentliche Ertrag ist hiervon häufig wenig bis gar nicht tangiert. Denn für Income-Fonds gilt: Income first, Costs second, Performance third. Das wiederum erhöht die Planbarkeit in Bezug auf die Ausgabenseite einer Stiftung.
Fondsallokationen von Stiftungen profitieren von Income-Fonds
Wir haben uns das einmal angeschaut. Für die Jahre 2020, 2021 und 2022 hätte eine erkleckliche Quote von Income-Fonds im Stiftungsvermögen – wir sprechen über 20% Depotanteil – ausschüttungsseitig stabilisiert, durch die Bewegungen im Jahr 2022 hätten Income-Fonds die Basis für den ordentlichen Ertrag um knapp 20% erhöht. Wir haben dabei angenommen, das ein normal mit klassischen Mischfonds bestücktes Portfolio einen ordentlichen Ertrag von 2,5% generiert hätte. Stiftungen hätten also ertragsseitig nicht ganz 20% aufsatteln können. Die Kursbewegungen lassen wir hier einmal außen vor, keiner dieser Drawdowns hätte einen Abschreibungsbedarf produziert. Derlei zeigt, dass bestimmte Fondskategorien durchaus eine Rolle im Stiftungsvermögen spielen können, sie stabilisieren und inspirieren bestehende Fondsallokationen messbar.
Zusammengefasst
Wenn Stiftungen nach Fondsideen für ihr Fondsportfolio suchen, dann dürften Income-Fonds aus verschiedenen Gründen heraus auf den Schirm rücken. Einmal sind diese Fonds auf Income ausgerichtet, also auf den ordentlichen Ertrag. Und zwar von Anfang an. Dazu sind sie breit diversifiziert und achten streng auf die Kosten. Dass die vergangenen drei Jahre auch für Income-Fonds nicht einfach waren, dazu reicht ein Blick auf die Charts. Dass Income-Fonds auf der anderen Seite ein festen Platz in den Fondsportfolien vieler ausländischer Stiftungen haben, das ist so ein anderes starkes Bild. Für uns ist damit klar: Wenn britische und niederländische Stiftungen in Income-Konzepte investieren, dann können ihre deutschen Pendants das auch.