Der Drum-prüfe-Satz ist ein manifester Grundsatz, dessen Bedeutung angesichts des Haftungspotentials für Stiftungsvorstände nicht unterschätzt werden darf. Dies ist zugleich der Grund, warum Vermögensverantwortliche, die nicht Banker oder Wirtschaftsakademiker sind, grundsätzlich keine Einzeltitel für ihre Stiftung erwerben, sondern sich fachlicher Expertise bedienen sollten. Diese bieten unabhängige Vermögensverwalter, Bankberater und/oder eine Handvoll Investmentfonds. Hier gilt es dann, zu prüfen.
Investmentfonds haben eine Reihe von Vorteilen, welche die Steuerung und Überwachung des Vermögens, die Buchhaltung oder die Umsatzbesteuerung des Managerhonorars betreffen. Einmal erworben müssen die Kapitalanlagen auch nicht permanent umsortiert werden. Dies ist nicht zuletzt darum wünschenswert, weil der genuine Job der Stiftungsvorstände durch die Erfüllung des Stiftungszwecks definiert wird. Diesen “Flow” bei der Kapitalanlage zu erreichen bedarf es allerdings der gründlichen Vorarbeit und Fondsrecherche. Wer hier gründlich, systematisch und verantwortungsvoll vorgeht, erspart sich später viel Arbeit und potentiellen Ärger.
WIE SIEHT ES DENN MIT DER MITTELVERWENDUNG AUS
Zunächst gilt es, sich eine wichtige – die Stiftung selbst betreffende – Frage zu stellen: Wie gestaltet sich die Mittelverwendung der Stiftung, welche und wie viel Erträge werden wann benötigt? Denn kurzfristig benötigte Mittel müssen auch kurzfristig verfügbar sein. Schwankungen sind hier unerwünscht, die Rendite untergeordnet. Langfristig zur Verfügung stehende Mittel – dazu gehört das Stiftungskapital – können jedoch in der Regel renditeoptimiert und nachhaltig angelegt werden.
Wie finden Stiftungen nun aus den ca. 30.000 in Deutschland zugelassenen Fonds den “Richtigen” heraus? Erste Feststellung dazu: Natürlich gibt es nicht den einen richtigen Fonds, wenngleich das Risiko bereits über viele in ihm enthaltene Einzelanlagen gestreut wäre. Risiken auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren ist eine der wichtigsten Aufgaben der Stiftungsvorstände. Und eben dies macht es aber notwendig, sich mehrerer Fondsmanager zu bedienen.
GLAUBEN HEISST NICHT WISSEN
Zu den Glaubensfragen im Zusammenhang mit der Fondswahl gehört das Abwägen zwischen so genannten passiven und aktiv gemanagten Fonds. Passive Fonds bilden einfach gängige Indizes ab und sind immer voll investiert. Das macht die Fonds (i.d.R. ETFs) preiswert, aber auch anfällig für Gesamtmarktrisiken, denn ein Fondsmanagement, das erwartbare Wertverluste durch Umschichtungen im Fondsvermögen abfedern könnte, gibt es nicht. Überdies stellen Anlagen in Indizes gewissermaßen Herden-Investments dar, denn in den meisten Indizes wird der größte Kapitalanteil stets in die Werte investiert, die in der Vergangenheit bereits den Zuspruch der Anleger genossen haben und am besten gelaufen sind. Dafür vermeiden ETFs das Risiko von Renditeeinbußen, weil der Fondsmanager vielleicht aus Sorge vor Kursverlusten den besten Tagen unterinvestiert hinterherschaut. Kurz: Eine Mischung aus beiden Anlagestilen dürfte für viele Stiftungen einen geeigneten Weg darstellen.
Stiftungen benötigen in der Regel ordentliche Erträge, womit nicht nur die umgangssprachliche Bedeutung von “ordentlich” gemeint ist. Vielmehr sind ordentliche oder regelmäßige Erträge solche, die aus der Kapitalanlage heraus automatisch, wiederkehrend und in ihrer Höhe abschätzbar anfallen. Kursgewinne gehören also nicht dazu, sondern Dividenden, Zinsen und Mieten. Ein Fonds, der keine Ausschüttungen auszahlt sondern die Erträge thesauriert, gehört nicht in ein Stiftungsdepot.
DIESE VERFLIXTEN ENGLISCHSPRACHIGEN KENNZAHLEN
Keine Kapitalanlage ist frei von Risiken; diese sollten jedoch einen nachvollziehbar nicht vermeidbaren Rahmen auch möglichst nicht überschreiten. Dies einschätzen zu können, ist der SRRI erfunden worden (Synthetic Risk and Reward Indicator), welcher lediglich die Fonds-Volatilität einem von sieben Clustern zuordnet, wobei der höchste SRRI zugleich das höchste Risiko (Vola > 25%) darstellt. Dies kann jedoch allenfalls als Orientierung verstanden werden, denn Volatilitäten von Anlageklassen unterliegen permanenter Veränderung. Überdies wird mittels SRRI das Risiko nicht zur Rendite in Beziehung gesetzt. Genauso wenig sagt der SRRI etwas über das tatsächliche und totale Verlustrisiko aus, welches besser am so genannten maximum drawdown ablesbar ist, also am höchsten je festgestellten Kursverlust des Fonds nach zwischenzeitlich erreichten Höchstständen.
Wichtig – auch unter dem Streuungsaspekt – erscheint darum der Peergroup-Vergleich: Fonds müssen sich zum einen gegenüber ihrer Benchmark – dem “Markt” – behaupten, viel mehr allerdings in Relation zum Wettbewerb, der im selben Wasser fischt. Wirklich gute Fonds erarbeiten über lange Zeiträume (um die geht es bei Stiftungsvermögen) Vorsprünge gegenüber der Peergroup. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Deshalb sollte der Peergroup-Vergleich nicht nur bei der Anfangsrecherche eine bedeutende Rolle spielen, sondern auch im Zeitablauf. In diesem Zusammenhang ist es natürlich wichtig darauf zu achten, wirklich nur Vergleichbares in Beziehung zu setzen. Ein europäischer Aktienfonds entwickelt sich zwangsläufig anders, als ein aus dem weltweiten Universum schöpfender. Wiederum ein Mischfonds ist nicht mit Aktienfonds zu vergleichen und Stiftungsfonds ist nicht gleich Stiftungsfonds. Gerade bei dieser Etikettierung ist Obacht geboten, denn mancher so genannte “Stiftungsfonds” dürfte sich nur zur Beimischung eignen.
ZUM WOHLE DER STIFTUNG
Den Verantwortlichen für Stiftungsvermögen muss zugemutet werden dürfen, für die größten Risiken nach menschlichem Ermessen sinnvolle Vorsorge getroffen zu haben. Angesichts der Schuldenkrise, deren Ursachen – nämlich Schulden – längst nicht beseitigt sondern im Gegenteil weiter angehäuft wurden, muss eine Systemkrise als mögliches Szenario gedacht werden. Geraten unser Zahlungs-System und damit Banken und Staaten (wiederholt) und möglicherweise global in eine Krise, bedarf es werthaltiger Anlagen, die die Stiftung geduldig “aussitzen” kann. Dies dürfte auf die meisten Derivate-Strategen und Hütchenspiel-Akrobaten nicht zutreffen. Darum sollte der Investitionsentscheidung zwingend ein Blick in die Rechenschaftsberichte vorangehen. Fonds, die Indizes durch Swap-Geschäfte replizieren, Aktien über den Umweg des Zahlungsversprechens einer Bank erwerben oder künstlich aufgewertete Anleihen schlechter Schuldner als Renditeturbo einsetzen, stellen in keinem Szenario eine nachhaltig krisensichere Anlage dar.
Gerade für Stiftungen bekommt die Nachhaltigkeit ihrer Investition zunehmendes Gewicht. Sie werden Wert darauf legen, dass sich die Fondsgesellschaft der UN Global Compact angeschlossen hat und man wird sich den jeweils gewünschten ESG-Score der ins Auge gefassten Fonds ansehen. Auch dies kann eines von mehreren Selektionskriterium sein.
Entscheidungen über Anlagen im Stiftungsvermögen sollen langfristig tragen und darum auf kräftigen Säulen stehen. Das Fundament der Anlageentscheidung könnte darum in eine Matrix gegossen werden, welche die hier genannten Kriterien berücksichtigt, quantifiziert und gewichtet. Der damit verbundene Aufwand wird mit der hohen Wahrscheinlichkeit einer langjährig stabilen Vermögensentwicklung und nicht zuletzt mit dem guten Gefühl, verantwortlich entschieden zu haben – und dies auch nachweisen zu können –, belohnt.
Über allem steht – leider – in großen Lettern “Die Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Wertentwicklungen”. Umso sinnvoller erscheint es, die angesprochene Entscheidungsmatrix zu entwickeln und sie im Zeitablauf – zum Beispiel – alle zwei Jahre zu aktualisieren.
ZUSAMMENGEFASST
Zu prüfen, ob ein Investmentfonds zu einer Stiftung bzw. ihren Vorgaben in der Vermögensverwaltung bzw. ihren Zielen der Vermögensverwaltung heraus passt, ist keine ganz einfache Sache. Eine solche Prüfung sollte stets auf verschiedenen Ebenen stattfinden und dann die Basis sein für das Zusammenstellen eines Fondsportfolios. Denn: Je tragfähiger die Basis, desto zuverlässiger wird solch ein Fondsportfolio entlang der Ziele der Stiftung liefern.