Der WAR OF TALENTS setzt sich fort!

Professioneller Nachwuchs im Fundraising wird gesucht, auch bei Stiftungen

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Sozialen Organisationen fällt es zunehmend schwer, kompetente und professionelle Mitarbeiter zu gewinnen. Wir haben über 600.000 soziale Organisationen und 23.000 Stiftungen in Deutschland, die alle qualifiziertes Personal suchen, aber zunehmend nicht mehr finden. Fachkräftemangel ist ein gängiger Begriff auch im sozialen Sektor geworden. Es hängt an verschiedenen Punkten, aber es braucht auch neue Lösungen.

Viele Menschen wollen bei Stiftungen oder Verbänden arbeiten, besonders Frauen, denn diese Arbeit verspricht zumindest Sinnhaftigkeit. Aber auch Unternehmen haben die Sinnfrage für sich entdeckt und bilden jetzt eine starke Konkurrenz. Man muss es deutlich sagen, die sozialen Organisationen haben den Trend verschlafen. Nur 40% der Stiftungen z.B. haben eine Personalstrategie, so der Bundesverband der Stiftungen. Dies ist auch schwierig, da viele Stiftungen nicht spezifische Mitarbeiter suchen, sondern das Allround-Talent. Jemand, der die Geschäftsführung macht, das Fundraising und Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit – und das auch noch in Teilzeit bei 20 Stunden. Diese Super-Menschen gibt es leider nur sehr selten. Meist werden hier Frauen eingestellt, denen man das Multi-Tasking wohl zutraut. Man muss kein Personalberater sein, um zu sehen, dass das in den wenigsten Fällen gut geht. Da werden oft Studienabgänger eingestellt mit den Anforderungen eines Senior-Fundraiser, Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Erwartungshaltung und Realität driften hier schnell auseinander.

Kurz vor dem Burn-Out

Ich traf neulich eine wirklich begabte Fundraiserin, die mir mit Tränen in den Augen erklärte, sie liebe ihren Job, aber er ist einfach nicht zu schaffen, sie stehe kurz vor einem Burn-Out und Aufstiegsperspektiven oder eine Karriereentwicklung gibt es keine. Etwas fällt immer hinten runter. Das ist traurig und frustrierend für die Beteiligten und nicht wenige liebäugeln dann mit dem Job in der Wirtschaft und mit besseren Gehältern. Oft werden Talente aber auch dadurch verloren, dass eine Mono-Kultur entsteht. Die Ergebnisse sind verheerend.

Soziale Organisationen und Stiftungen müssen nicht nur am Recruiting arbeiten, sondern auch an ihrer Personalentwicklung und nicht erst, wenn es schon zu spät ist. Und hier müssen ganz klar die Wünsche der zukünftigen Mitarbeiter berücksichtigt werden. Stiftungen und Verbände müssen innovativ sein, die Digitalisierung bereits vollzogen haben und den neuen MitarbeiterInnen Partizipation und einen Gestaltungsrahmen anbieten.

Und dann ist da noch das Gehalt. Insgesamt wird im Sozialbereich nicht so gut vergütet wie in der Wirtschaft, da hier Tarifverträge gelten. Das nehmen viele in Kauf, da die Arbeit sinnstiftend ist. Aber auf Dauer macht das nicht zufrieden, MitarbeiterInnen verlieren ihre Motivation, wenn sie Freunde sehen, die gehaltsmäßig weit an ihnen vorbeiziehen. Gerade hier müssen sich Organisationen Gedanken machen, denn sie stehen in direkter Konkurrenz mit der Wirtschaft. Im sozialen Bereich, der sich ja unter anderem für mehr Chancengleichheit einsetzt, gibt es also noch deutliche Unterschiede in der Bezahlung und Position der Geschlechter. Das trifft vor allem auch das Führungspersonal in den Bereichen Geschäftsführung, Fundraising und Finanzen. Kleine Zusatzvergütungen reichen schon aus, um MitarbeiterInnen abzuwerben. Aber viel schlimmer ist für die sonst so engagierten Menschen, wenn sie nicht beachtet werden, sich die Organisation nicht um die MitarbeiterInnen kümmert oder unattraktive, veraltete Arbeitsplätze anbietet.

Sinnstiftende Tätigkeit zieht, aber…

Reich wird man nicht im sozialen Sektor und von guten Taten allein kann man nicht leben. Hier müssen neue Lösungen gefunden werden. Es gibt viele Ursachen, die einen Gehaltsunterschied erklären können und die deutlich machen, dass auch im sozialen Sektor noch einiges getan werden muss, damit eine gleichberechtigte Gehaltsstruktur Realität wird.

Dabei gibt es auch im For-Profit-Bereich Menschen, die gerne mal eine sinnstiftende Tätigkeit machen möchten. Diese nicht anzusprechen ist ein fataler Fehler. Gerade im Non-Profit-Bereich zählen Kompetenz und persönliches Engagement mehr als ermüdende Gewinnmaximierung und Quartalszahlen wie in der For-Profit-Szene. For-Profit-Mitarbeiter können wertvolle Kompetenzen einbringen, die oft den Non-Profit-Organisationen fehlen. Sie müssen allerdings die Systeme und Strukturen sowie die Mentalitätsunterschiede der NGOs und Stiftungen verstehen und zumindest am Anfang akzeptieren. Potenziale aus der Wirtschaft müssen berücksichtigt, aber auch auf die Gemeinnützigkeit vorbereitet werden, deshalb wäre es gut, wenn wir attraktive Wechselmöglichkeiten aufzeigen können.

Umdenkprozess à la die Treppe wird von oben gekehrt

Auch die Personalentwicklung wird in Stiftungen und NGOs noch viel zu wenig strategisch geplant. Was sind die wirklichen Talente der MitarbeiterInnen, wer kann wo am besten eingesetzt werden? Wo liegen die verborgenen Potenziale der Teams, wer übernimmt wirklich Verantwortung, wer kann New Work am besten umsetzen? Das geht weit über Gießkannen-Weiterbildungsmaßnahmen hinaus. Die müssen individuell konzipiert und durchgeführt werden, auf die MitarbeiterInnen der Stiftung/Organisation abgestimmt. Nur wo Menschen ihre Potenziale und Möglichkeiten einbringen können und sie auch gehört werden, werden gute Leistungen erbracht. Hier müssen zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen, damit Externe (denn ja, die haben einen anderen Blick auf die Organisation) weiterbilden können. Aber wie heißt es doch so schön: man kehrt eine Treppe von oben. Dieser Umdenkprozess muss vom Vorstand und der Geschäftsführung ausgehen. Hier müssen Hierarchien verflacht, Netzwerke aufgebaut und Prozesse vereinfacht werden. Denn auch das gehört zur Entwicklung der Organisation.

Zusammengefasst

(Junge) Menschen können sich heute aussuchen, wo sie arbeiten möchten, entsprechend sollten Stiftungen und andere soziale Organisationen für die richtige Umgebung sorgen. Hierzu gehören flache Hierarchien, moderne Arbeitszeit-, Weiterbildungs- und Vergütungsmodelle und ein Engagement förderndes Umfeld. Sind Stiftung & Co. hier am Puls der Zeit, werden sie keine Probleme haben im War for Talents.